Einfach zusammener

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Romans Sicht

Eine Prinzessin, irgendwann Erzherzogin.
Vollkommen paralysiert stand ich neben mir.
Ich registrierte nur wie durch Watte, das sie mir einen Kuss auf die Wange aufdrückte und das Haus verließ. Sie hatte mir gesagt, das sie sich in mich verliebt hatte.
Ich wollte so vieles wissen, ich wollte ihr sagen das es mir egal war, wer sie war, Hauptsache sie war meine Maddie.
Aber ich konnte es nicht. Immer war das Problem bei Nastassja und den flüchtigen Bekanntschaften davor, das ich bekannt geworden war, aber das jetzt. Das war eine so große Nummer.
Jetzt war sie die große Nummer. Eine gigantische Nummer.
Konnte ich damit umgehen?
War das eine Nummer zu groß?

~~~

Morgens wachte ich gerädert auf, weit vor dem Wecker. Meine Augen brannten, ich hatte Kopfschmerzen und den Eindruck das alles schmerzte. Doch am allermeisten schmerzte mein Herz. Ewig stand ich unter der Dusche, reglos, bis Leonie an die Tür klopfte. Auf Frühstück verzichtete ich, Ottilie hielt mich stattdessen lange im Arm. Aus der Umarmung musste ich mich lösen, da sie mich zu Tränen verleitete. Selbst meinen Kakao lehnte ich ab.
Leonie fuhr mich nach Brackel, da sie mich nicht selber fahren lassen wollte. An diesem Morgen hätte ich es auch nicht gekonnt. Am Tor stand die Klatschreporterin, weshalb Leonie soweit rein fuhr wie möglich. "Süsse, willst Du Dir das wirklich antun? Ich melde Dich krank!", bot sie mir an. Ich schüttelte den Kopf. "Ich muss es lernen, ich muss damit zurecht kommen. Ich will der Presse kein Futter bieten. Ich wusste doch von Anfang an, als ich die Schatulle mitgenommen habe, das es so hätte enden könnte! Ich hatte nur ehrlich nicht erwartet das es so schmerzt! Das es so weh tut.", entgegnete ich und versuchte gegen die Tränen anzukämpfen die mir in die Augen stiegen. Nachdem ich ausgestiegen war, wischte ich mir die Tränen, die sich gelöst hatten weg, nahm meine Tasche und ging zum Bürogebäude. Das Roman mich von seinem Auto aus gesehen und beobachtet hatte, bemerkte ich nicht. Langsam ging ich zum Gebäude, ohne irgendetwas wirklich zu beachten.
In meinem Büro zog ich mich um. Ich war nicht in der Lage, meine Haare zu flechten und band sie zu einem festen Pferdeschwanz.
Am Trainingsplatz joggte ich bereits, als die ersten Spieler überhaupt erst zum Training ankamen. Eisern zog ich Runde um Runde, bis der erste mich ansprach: "Maddie, was sollen wir machen?" Alle standen dort und sahen mich an. Roman war auch da, versuchte nicht zu mir zu schauen. Zunächst liess ich sie fünf Runden joggen. Fahrig ließ ich sie danach Sprintübungen durchführen, welche ich aber nicht wirklich beobachtete.
Im Anschluß übernahm Thomas das Training, der auch bemerkte,, das es mir nicht sonderlich gut ging, da am nächsten Tag  ein Testspiel war.
Ich stand am Rand und blickte einfach nur gerade über das Feld, ohne auf irgendwas zu achten. Immer wieder versuchte mich jemand anzusprechen, aber ich war so in Gedanken, das man mich mehrfach ansprechen musste. In der Mittagspause gingen die Spieler zur Kantine. Auch ich fand mich dort kurz ein, holte nur meinen Kakao. Die Jungs beobachteten mich. Alle bemerkten, das ich nicht bei der Sache war. Ebenso bekamen sie den klaffenden Abstand zwischen Roman und mir mit. Einen Abstand, den es in den vergangenen Tagen nicht gegeben hatte. Kurz hatte ich ihn in der Kantine angesehen, aber es kam nicht für die kleinste Reaktion. Ich ging in mein Büro, wo ich mich hinten raus auf den umläufigen Balkon begab. Vereinzelt standen dort Loungemöbel.
Auf einen dieser überdimensionalen Sessel legte ich mich drauf und rollte mich zusammen. Stumm rannen mir Tränen über die Wangen. Jetzt wünschte ich mir meine Eltern an meiner Seite. Roman zu verlieren fühlte sich an, wie das Gefühl als ich meine Eltern verlor, und das obwohl wir noch keine Zeit miteinander hatten, ausser diesen wenigen Tagen.
Das Geräusch der Trillerpfeife, welches vom Trainingsplatz kam, signalisierte mir, dass das Training wieder losgegangen war. Kraftlos erhob ich mich um auch wieder zum Spielfeld zu gehen. Am kleinen Bad machte ich einen Halt vor dem Spiegel um die Tränenspuren verschwinden zu lassen.
Gestern war noch alles so viel schöner.

Pflichtgefühl - Herz über KroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt