34 Tage und der große Triumph

244 13 2
                                    

An diesem letzten Spieltag der Saison, dem letzten Heimspiel gewannen die Jungs mit einem sensationellen 7:1 gegen Mainz.
Sie hatten sich verausgabt und den zweiten Platz in der Liga gesichert.
Glaubten sie.
Sie hatten gekämpft.

Bereits eine Viertelstunde vor Abpfiff hatte ich mich auf den Weg in die Katakomben gemacht. Frank hatte die Metallkiste mit meinen Shirts an der Bank platziert. Als ich den Auftrag, klammheimlich gegeben hatte, hatte er mich verrückt erklärt.
Nach meiner Prophezeiung im Pokalfinale damals hatte er es aber erledigt.

Das Spiel bei uns war abgepfiffen und die Fans feierten die Jungs und die Saison.
Bis, ja bis zu dem Moment, als Nobby am Stadionmikro vollkommen ausrastete.
München hatte vor dem Spiel zwei Punkte Vorsprung gehabt und in Nürnberg hatte es die ganze Zeit unentschieden 1:1 gestanden. Mit der besseren Bilanz hätten sie so den Meistertitel gewonnen.
Nürnberg hatte mit dem letzten Schuss auf das Münchner Tor allerdings ein Wunder geschafft.
Sie hatten getroffen.
Sie hatten das Spiel gegen Bayern München gewonnen.
Sie waren das Zünglein an der Waage.
Borussia Dortmund war Deutscher Meister der 1. Bundesliga.

Alle, Spieler, Mannschaft und Fans wussten kaum was geschah als ein Tumult losbrach. Die Fans strömten auf den Rasen, wo es für die Mannschaft allerdings eine Absperrung gab.
Frank half mir, die vorbereiteten Meistershirts zu verteilen. Ich trug meines, als ich Roman auf dem Feld suchte. Als er vor mir stand, zog ich ihm seins über.
"Warum hast Du nichts gesagt?",  wollte er wissen. "Ich wundere mich,  das es nicht wochenlang Thema war.", gab ich zu. "Aber ich habe es immer im Auge behalten!", sagte ich leise.  Inmitten dem Tumult hielt er mich umarmt. "Ich bin stolz auf Euch. Ich bin stolz auf Dich. Ein weiteres Ziel ist erreicht!",  sagte ich ihm. "Ohne Dich wäre das nie möglich gewesen!", Gab er zurück. Dann küsste er mich. Die Mannschaft zog ihn mit, um auf dem Feld weiter zu feiern.
Sie bekamen danach die Meisterschale überreicht. Im Stadion wurde völlig losgelöst gefeiert und gejubelt.

An dem Tag waren alle im Aqua. Es wurde zusammen gegessen und gefeiert. Die Stimmung war ausgelassen.
Im Hintergrund lief bereits die Planung für den Korso durch Dortmund für Sonntag Mittag.  Gleichzeitig wurde das dazugehörige Fanfest organisiert.
Auch wir waren dabei. Ottilie war bei den Kindern im Haus. In Jeans und eleganter Bluse war ich mit Roman dort aufgetaucht.

Roman war ausgelassen, flirtete mit mir. Wir genossen es, gemeinsam in Ruhe am Tisch zu sitzen, zu essen und zu reden. Immer wieder hielt er meine Hand, immer wieder küsste er mich.
Die jungen Spieler wurden immer ausgelassener. Wir zogen uns auf die Terrasse zurück, wo es ruhiger war. Daran merkte man dann doch, das wir eine Familie hatten. Marcel sass dort allein, während Jenny Party machte. Die Vereinsbosse waren dort, unter anderem mein Onkel mit meiner Tante.

Es war kaum Mitternacht, als Roman mich enger an sich zog. "Lass uns nach Hause fahren!", verlangte er leise, was wir auch taten. Uns war danach allein zu sein.
Als wir Zuhause herein kamen, war es
ruhig. Ottilie war ebenfalls am Schlafen. Wir blickten in alle Kinderzimmer. Alle unsere Wunder schliefen.
Wir machten uns bettfertig und schlüpften unter die Decken. Wir flüsterten miteinander und küssten uns immer wieder. Nur langsam steigerten wir die Intensität der Zärtlichkeiten.
Irgendwann fielen wir in einen ruhigen Schlaf.

Romans Sicht

Es war halb sieben, als ich leise Stimmen im Bett hörte.
Lu erzählte leise, während Maddy Lui stillte. Josie lag zwischen uns.
Das war es, was ich mir immer schon gewünscht hatte.
Als ich die Augen aufschlug musste ich ein Lachen verkneifen. Lu quasselte nicht nur, sondern mit ihrer kleinen Puppe Mimi ahnte sie das Stillen nach.
Ich richtete mich auf und bekam Lui in den Arm gedrückt. Josie wurde dann gestillt.
Wir kuschelten dann alle zusammen, als es an der Tür klopfte. Ottilie teilte durch die Tür mit, das sie Frühstück machen würde.

Gemeinsam frühstückten wir, nachdem wir alle duschen waren. Alle trugen wir Mannschaftskleidung, denn bereits um zehn ging es erneut zum Stadion.
Auf der Fahrt dorthin sahen wir bereits viele Fans der Borussia, sie platzierten sich an den Straßen, sicherten sich gute Plätze am Borsigplatz.
Im VIP Bereich war alles für einen rauschenden Tag vorbereitet. Ich ging um elf mit auf den umgestalteten Laster, der die Mannschaft transportierte. Lukas war anwesend, so daß ich meine Liebsten in Sicherheit wusste.
Maddy stand mit dem Kinderwagen und Lu auf dem Arm dort oben und sie winkten mir strahlend zu. Unser großes Mädchen imitierte das Winken ihrer Mutter.

~~~

Kaum das der Konvoi sich auf den Weg gemacht, telefonierte ich mit Leonie. Sie wartete am Flughafen, um die Familie einzusammeln.
Keine Stunde später kam sie mit den Eltern und Marco angelaufen. Lu stürmte zu ihnen. Martin nahm seine erstgeborene Enkelin auf den Arm. Karin lugte in den Kinderwagen und nahm mich in den Arm. Sie musterte mich. Ich hatte bereits einige Babypfunde verloren, auch wenn es nicht viele gegeben hatte
"Gut schaust Du aus, aber achte auf Dich!", tadelte sie mütterlich. Sie machte sich nach dem Not- Kaiserschnitt immerzu Sorgen um mich. Allerdings musste ich mir eingestehen, das ich die mütterliche Kontrolle ein wenig genoss. Dabei war ihr Lächeln sehr gütig. "Es geht mir sehr gut, die Ärztin ist sehr zufrieden mit mir!", entgegnete ich. Karin tätschelte mir liebevoll die Wange.
Sie widmeten sich der Zwillinge, während Marco mich umarmte. "Gut siehst Du aus Schwägerin!", musterte er mich. Er hielt mich fest. "Marco, Du erdrückst mich?", lachte ich und er ließ etwas lockerer. Auch er hatte sich große Sorgen um mich gemacht.
Wir verfolgten den Korso durch die Stadt auf Bildschirmen. Roman rief mehrfach an, erzählte von unterwegs.

Am frühen Nachmittag kam die Mannschaft zurück.
Im VIP Bereich begrüßte Roman seine Eltern. Mit Lu auf dem Arm ging er in die Kabine um ein neues Shirt anzuziehen.
Im Anschluss gab es ein gemeinsames Essen und verschiedene Reden. Aki sagte einige Worte, ebenso mein Onkel. Lu sass bei ihrem Opa, Roman und ich hatten je einen Zwilling auf dem Arm. Wir waren in dem Moment einfach nur eine ganz normale Familie.
Roman hatte noch ein Spiel zu spielen, konnte sich einen letzten sportlichen Wunsch erfüllen, ehe wir dann endlich Urlaub machen konnten.
Das bedeutete für mich, das ich noch ein wenig warten musste, bis wir mit der ganzen Familie in eine riesige Finca nach Mallorca fliegen würden.

Gleichzeitig bedeutete das auch, das es im Bereich der Hochzeit von Marco und Leonie zeitlich eng würde.
Diese beiden warteten nur darauf, endlich verheiratet zu sein.
Es stand viel für uns an und nach dem zweiten Geburtstag unserer großen Tochter würde ich auch wieder öffentliche Termine wahrnehmen.

Heute endlich ein neues Kapitel.
Kurz zwar, aber ich wollte Euch nicht noch länger warten lassen.
Ein sportliches Highlight wartet noch, eine Hochzeit und ein Urlaub.
Was glaubt ihr, was es alles sein könnte?
Vielen Dank für Votes und Kommentare!

Pflichtgefühl - Herz über KroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt