Familienanschluss

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Kurz sah ich zu Roman. Mit dem Zeigefinger strich er mir kurz über die Wange. Nur einen Augenblick zögerte ich, entschied mich aber für den direkten Weg.
"Meine Eltern sind leider vor sieben Jahren gestorben, weshalb ich meinen Platz in der Firma voraussichtlich früher antreten werden muss, als ich es wollte, beziehungsweise als es geplant war. Euer Sohn hat sich eine Frau mit schwierigem Hintergrund ausgesucht. In normalem Leben bin ich Maddie Schwanenburg. Wenn ich offizielle Termine wahrnehme bin ich Madelaine Amalia Theresa Sofie von Schwanenburg zu Habsburg.", ließen wir die Bombe meiner familiären Herkunft direkt platzen.
Alle drei sahen erst Roman an, dann mich. Seine Mutter blickte wieder zu mir. "Du bist eine Prinzessin?", stammelte sie.
"Ich gehe damit nicht hausieren und wenn es nach mir ginge, würde ich ein zwei Namen ablegen oder erst annehmen, wenn ich den Titel meiner Großmutter übernehme, aber ja, ich bin die Kronprinzessin der Habsburger Dynastie. Er wusste es auch erst nicht und bei Gott, ich bin einfach nur Maddie, ganz besonders hier zuhause!", erklärte ich weiter.

Romans Sicht

Maddie erklärte meinen Eltern einfach so, das sie eine Prinzessin war. Einfach so, gerade heraus, was ihr besonders bei meiner Mutter Pluspunkte bringen würde. Und sie hatte Zuhause gesagt, was mich freute. Und weil es stimmte, mit ihr war es ein Zuhause. Sie war mein Zuhause. Auch wenn es erst so kurz war. Mit ihr war es so viel besser.
Ich legte einen Arm um sie, was sie vor meiner Familie zuließ. Sie schlang die Arme um meine Mitte und küsste mein Kinn, ehe ich sie auf den Mund küsste. Mama sah dies lächelnd. So hatte sie mich noch nicht gesehen. Nicht mit kurzen Liebschaften, auch mit Nastassja nicht wirklich. Sie hatte diese Nähe nie zulassen wollen wenn meine Familie dabei war. Ich hatte mit meiner Ex auch nicht das Bedürfnis gehabt, so offenkundig zu zeigen, daß sie zu mir gehörte. Jetzt war das anders. Das Maddie ihre Zuneigung so offen zeigte ließ mein Herz hüpfen. Und ich fand, das ich mit dieser Geste geradezu zeigen musste, daß sie an meine Seite gehörte.
"Das ist aber auch nicht einfach so zu leben. Entschuldige wenn ich das so sage, aber es ist bestimmt nicht einfacher als unser Leben. Ich wüsste nicht, ob ich das tauschen wollen würde.", bemerkte mein Vater. Mama boxte ihn in die Seite. "Martin!", klang sie entrüstet.
Maddie lächelte. "Schon gut, ich verstehe was er meint. Er hat da auch nicht Unrecht mit. Dieser Titel birgt Verantwortung, welche ich gerne übernehme, besonders was Kinder angeht. Allerdings schränkt er die Erwartungen ein, die man sich selber stellt. Ich wollte Medizin studieren, was leider nicht mehr möglich war. Aber, ich hatte schon viele Möglichkeiten, die mich nach Dortmund gebracht haben, zur richtigen Zeit. Wenn ich Medizin studiert hätte, wäre ich in Freiburg gewesen oder gar in Amerika und ich hätte Roman nicht kennengelernt. Also ist es gut wie es gekommen ist. Andere Adelsnachfolger haben es sehr viel schwerer.", stimmte sie meinem Vater zu.
Alle zusammen gingen wir dann raus auf die Terrasse. Es war warm, aber vom See kam eine leichte Brise herüber. Das Sonnensegel über der Sitzgruppe schützte vor der Sommersonne und ich musste zugeben, daß ich es genoss, mit meiner Familie und meiner Freundin Zeit zuhause zu verbringen. Marco beobachtete mich, beobachtete uns im Umgang miteinander. Er genoss es als Fussballer ebenfalls etwas Ruhe zu bekommen und Maddie quetschte ihn nicht aus. Ebenso wenig wurde sie ausgequetscht. Einmal rief Leonie an, weil es wichtige Dinge zu unterzeichnen gab. Leonie kam vorbei. Mit ihr kam ich von der Tür zur Terrasse, wo sie Maddie die Ledermappe reichte. Die beiden setzten sich auf die breite Sonnenliege, wo wir sie leise sprechen hörten. Mein Bruder musterte Leonie unverhohlen. Meine Freundin unterzeichnete die Briefe, sagte einige Termine zu und begleitete sie zur Tür. Wir hatten sie zum Essen eingeladen, aber sie wollte zu ihrer Familie nach Köln.

Am Abend stand ich mit meinem Vater und meinem Bruder vor dem Grill, wir diskutierten ewig, wie die Kohle geschichtet werden musste. Es herrschte eine ausgelassene Stimmung. Eine Stimmung wie es sie die letzten Jahre nicht gab. Immer war irgendwie Befangenheit dagewesen, wenn Nastassja dabei war. Jetzt war es locker, spaßig. Jetzt lachten wir, wie es die vergangene Zeit nicht möglich war.
Meine Mutter und Maddie schienen sich auch zu verstehen.

Pflichtgefühl - Herz über KroneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt