LIII

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James

Als ich anhalte bin ich weit genug von der Stadt weg, um die Menschen nicht mehr zu riechen. Keuchend stütze ich mich auf meine Knie. Mein Herz schlägt kräftig gegen meinen Brustkorb, während mein Blut mir in den Ohren rauscht. Als ich gerannt bin konnte ich für einen kurzen Moment alles vergessen. Jetzt jedoch holen mich meine Gedanken wieder ein, woraufhin meine Übelkeit schlagartig wiederkommt. Nur geht sie diesmal einen Schritt weiter, sodass ich mich vorne über beuge, während ich bereits meine Magensäure im Mund schmecken kann. Als ich dann würgen muss halte ich mir mit einer Hand die Haare zurück und kralle mich in den straffen Stoff meiner Hose. Es fühlt sich an, als würde etwas gewaltsam aus meinem Magen heraus gerissen werden, als sich mein Mageninhalt nach draußen entleert. Im ersten Moment bin ich leicht panisch, weil ich plötzlich Blut in meinem Erbrochenen entdecke, ehe ich mich erinnere, dass daraus ja mein letztes ‚Mahl' bestand. Das lässt die Übelkeit gleich nochmal aufwallen.

Als ich fertig bin wische ich mir mit dem Ärmel über den Mund. Mein Magen fühlt sich leer an, während mein Hunger noch nagender als zuvor zurück kommt. Tief atme ich durch und beschließe nach Tieren zu suchen. In die Stadt traue ich mich so nicht zurück. Es wäre meine persönliche Hölle, wenn ich einen Menschen anfalle. So schnell es mir möglich ist mich durch den Wald zu bewegen, ohne Bäume zu treffen, eile ich durch die Nacht. Meine Sinne sind aufs äußerste Geschärft, ich bin auf der Jagd. Wenn ich jetzt Beute finde könnte mich wahrscheinlich niemand aufhalten.

Als ich einen Wanderweg kreuze weht mir ein verlockender Duft entgegen. Er verspricht die Wärme eines Körpers mit schlagendem Herzen. Mit Blut, welches durch die Venen und Adern fließt. Mir fließt das Wasser im Mund zusammen, während sich augenblicklich meine Fangzähne wieder ausfahren. Im Hintergrund verspüre ich meine eigene Panik, allerdings steuert der Blutdurst momentan komplett meinen Körper. Ich mache erst halt, als ich vor dem Zelt stehe, welches versteckt im Wald aufgebaut wurde. Es ist eine einzelne Person, welche darin tief und fest schläft. Sie ist sich der draußen lauernden Gefahr komplett unbewusst.

Es ist nur ein kurzer Moment, in welchem ich innehalte und einmal tief durchatme. Dann bin ich beim Zelt und reiße ungeduldig die Planen auf. Innen liegt in meinen Schlafsack eingekuschelt eine junge Frau, welche sicher nicht erwartet, dass ein jugendlicher mit glühend roten Augen mitten in der Nacht ihr Zelt aufreißt. Viel Zeit sich Gedanken darum zu machen hat sie nicht, denn im nächsten Moment gehe ich ihr schon an die Kehle. Das Gefühl als meine Fangzähne ihre Haut durchdringen elektrisiert mich, beinahe augenblicklich spüre ich, wie ich in einen Rausch verfalle.

Erst als mich etwas mit voller Wucht in die Seite trifft und von dem Bewusstlosen Körper weg schleudert, komme ich wieder etwas zu Bewusstsein. Im ersten Moment will ich denjenigen, der mich unterbrochen hat in Stücke reißen. Als ich dann aber seinen Geruch erkenne verfliegt all die Aggression in mir und wird durch Verzweiflung, Ekel, Verachtung und Angst ersetzt. Kraftlos sinkt mein eben noch vor Energie überladener Körper an Ort und Stelle zu Boden, während meine Augen auf James gerichtet sind, welcher sich bereits um die Frau kümmert. Die Frau.. ich habe einen Menschen angefallen. Schon wieder.

Meine Augen füllen sich mit Tränen, während mein gesamter Körper zu zittern beginnt. Zu was wurde ich hier kreiert? Verschwommen sehe ich, wie Florian sich erhebt und mit Blut-verschmierten Händen zu mir herüber kommt. Ich sehne mich gerade so sehr ihn in den Arm zu nehmen, mich trösten zu lassen.. aber das er von der Frau ablässt muss bedeuten, das es zu spät ist. Ich bin ein Verbrecher, ein Mörder.. und ihm könnte das selbe passieren wie dieser Frau. Blitzschnell stehe ich ehe er mich erreichen kann auf und stoße ihn kräftig von mir weg. „DAS IST DOCH ALLES EURE SCHULD!", schreie ich ihm in meiner Panik entgegen, „WÄRT IHR NIE GEWESEN HÄTTE ICH EIN GANZ NORMALER MENSCH SEIN KÖNNEN!" Meine Atmung geht stoßweise, während ich vor ihm zurück weiche. „Ihr seid doch alle Monster! Ich will nichts mit dir zu tun haben!" In meinem Kopf dreht sich alles, mir wird das gerade echt zu viel. Ich muss an die drei Vampire denken, wodurch hass in mir aufflammt. Ich bin jetzt wohl einer von ihnen. Mit gefletschten Zähnen und brennenden Augen sehe ich zu Florian auf, in seinen Augen kann ich jedoch erkennen, wie tief ihn meine Worte getroffen haben.

Mein Kopf scheint einen Moment klar zu sein, bis eine neue, äußerst starke Emotion aufflammt: Schuldbewusstsein. Innerhalb dem Bruchteil einer Sekunde verwandelt sich Florian und prescht blindlinks in den Wald hinein. Während ich ihm verzweifelt hinterher sehe, knicken meine zittrigen Beine wieder unter mir weg, sodass ich erneut auf dem Waldboden lande. Ich sollte ihn gehen lassen.. dann ist er sicher vor mir. Der Gedanke schmerzt so sehr, dass ich für einen Moment alles andere vergesst. Nein.. ich will nicht, dass er mich vergisst. Ich will ihn wieder an meiner Seite wissen.

It's Hard To Catch A Mate [BxB] (Ger.) ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt