James
Am nächsten Morgen sehe ich als erstes nach dem Wolf. Sein mächtiger Kopf ruht friedlich auf seinen Pfoten und seine Flanken heben und senken sich regelmäßig. Gut, dann kümmere ich mich zuerst um mich. Also gehe ich ins Bad und mache mich schnell frisch, anschließend begebe ich mich in die Küche. Was kann man einem Werwolf zu fressen geben? Dank der Situationsironie entkommt mir ein leichtes auflachen, das ich mal über sowas nachdenke...
Nachdenklich begebe ich mich ins Nebenzimmer und betrachte erneut den schlafenden Wolf. Ein Stückchen Fleisch dürfte okay sein, oder? Ich bin so in Gedanken das ich nicht bemerke wie sich die Augen des Wolfes öffnen und meinen Blick erwidern. Wenig später begebe ich mich auch schonwieder in die Küche. Hier dürfte doch irgendwo das Fleisch für die Köder liegen.
Suchend sehe ich mich um, es wäre vielleicht schlau zu allererst im Kühlschrank nach zu sehen.. Schon hocke ich davor und durchsuche das Kühlfach. Da ist es doch~ direkt hinter den Blutreserven. Nachdenklich nehme ich den Brocken in die Hand, wie viel braucht so ein Wolf? Er scheint ja nicht der Größte zu sein, aber er wird trotzdem einiges essen können. Ich schneide einfach kleinere Stückchen und stelle sie ihm hin.
Meine Hand greift sich eines der Messer von der Magnetleiste und schon beginnt ich das Fleisch zu zerteilen. Mitten in diesem Prozess fällt mir ein, dass ich eventuell auch eine Schüssel Wasser dazu stellen sollte. Also lege ich, nach getaner Arbeit, das Messer ab, um eine Schüssel herauszufischen. Nachdem ich sie mit Wasser befüllt habe, möchte ich sie zum Fleisch stellen, doch das Schicksal macht mir einen Strich durch die Rechnung.
Die Schüssel fällt mir aus der Hand und zerspringt mit einem lauten Klirren auf den Fließen. Verärgert fluchend bücke ich mich, um die Scherben auf zu sammeln. Bei der zweiten, welche ich in die Hand nehme, spüre ich ein seltsames Gefühl, man kann es nicht wirklich als schmerz beschreiben, aber unangenehm ist es. Als ich nachsehe, bestätigt sich meine Vermutung; ich habe mich geschnitten. Verdammt, warum bin ich so dämlich? Genervt lasse ich die Scherben erstmal Scherben sein und nehme eine neue Schüssel zur Hand und befülle sie mit Wasser. Erstmal das erledigen...
Mit Vorsicht nähere ich mich dem Wolf, versuche dabei möglichst nichts zu verschütten, und hocke mich dann nieder um sie vor ihm ab zu stellen. Auf diese Tätigkeit bin ich so fixiert, dass ich nicht bemerke, dass mich der Wolf beobachtet. Seine blauen Augen mustern mich, wandern über meinen Körper, bis sie bei meiner Hand innehalten. Ich bemerke es erst als ich eine raue Zunge an meiner Hand spüre. Der Wolf leckt mir über meine Wunde!
Vor Schreck bin ich komplett erstarrt und kann mich keinen Millimeter bewegen. Fuck, was wenn er mir jetzt die Hand abbeißt?? Ich gerate immer mehr in Panic, male mir aus was für schreckliche Sachen passieren könnten und bemerke nicht wirklich das der Wolf seinen Kopf bereits wieder abgelegt hat und mich mit seinen Eisblauen Augen aufmerksam ansieht.
Als ich aus meiner Schockstarre wieder erwache, ist das erste was ich tue ruckartig meine Hand weg zu ziehen. Wenige Herzschläge später stehe ich bereits mit der Hand an meinen Brustkorb gepresst wieder aufrecht und taumle vom Wolf weg. Dieser scheint jedoch schenkt mir einen offensichtlich belustigten Blick und richtet sich dann schwerfällig auf, um ein paar Schlucke aus der Schüssel zu nehmen. Angespannt beobachte ich ihn. Er kann doch nicht wirklich nur die Absicht gehabt haben über meine Wunde zu lecken... Das macht keinen Sinn, Unterweltler sind hinterhältige Wesen welche darauf aus sind einen bei der nächsten Gelegenheit um zu bringen.
Plötzlich habe ich eine Erkenntnis; Was, wenn sein Speichel giftig ist?! Nervös sehe ich auf meine Hand runter, schüttele dann aber den Kopf, bin ich dumm? Sowas hätte man mir doch während meiner Ausbildung bei gebracht. Erleichtert gehe ich, als sich der Wolf wieder nieder gelegt hat, wieder in die Küche. Mir will der Gedanke nicht aus dem Kopf gehen. Warum hat er das getan? Wollte er mich verwirren? Nachdenklich greife ich nach dem Handfeger und beginne die Scherben auf zu kehren.
Die Scherben werfe ich in den Müll und widme mich wieder dem Fleisch. Mir schwebt noch immer diese eine Frage im Kopf, doch nach und nach werden es immer mehr, die meisten beginnen mit einem schlichten und einfachen "Warum?", und trotz dieser Simplen Fragestellung weiß ich keine Antwort darauf.
Bald darauf begebe ich mich mit der Schüssel in der Hand wieder ins Wohnzimmer. Ohne mich zu bewegen und mit einer Schüssel Fleisch in der Hand stehe ich nun da, betrachte einen Werwolf den ich eigentlich hätte töten sollen, und hinterfrage mein Sein. Ergibt das überhaupt Sinn?
So lange habe ich darauf gewartet endlich Vergeltung üben zu können, deutlich sehe ich noch vor mir wie sich die Zähne des Monsters in den Nacken meines Vaters bohren. Und doch.. sehe ich gleichzeitig das friedliche Tier vor mir, wie sich sanft seine Flanken heben und senken, wie sich das graue Fell bei jedem Atemzug kräuselt, wie ein Meer und auch mit den kahlen Stellen noch wunderschön im Licht des Sonnenscheins glänzt.
Nach einer Weile habe ich dann endlich den Mut mich ihm wieder zu nähern und stelle schnell die Schüssel ab. Der Wolf nimmt Notiz davon, dass sagt mit das Ohr welches aufmerksam jeder meiner Bewegungen folgt, doch seine Augen bleiben geschlossen. Meine Nervosität ist ziemlich hoch, doch noch immer zieht mich der Wolf in seinen Bann, so dass ich mich, trotz starker Zweifel, getraue eine Hand aus zu strecken um sachte über den glatten Pelz zu streichen. Kurz stockt sein Atem, eine Sekunde in welcher die hübsche Flanke still steht und meine Angst wieder aufflammt, doch sie ist unbegründet. Als währe nichts Atmet der Wolf weiter und ich wag es nach einer weile sogar sachte durch sein Fell zu fahren, es ist unglaublich weich!
Plötzlich realisiere ich was ich hier bitte mache, ziehe eilig meine Hand zurück und erhebe mich. Es gibt noch genügend Hausarbeit zu erledigen...
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[ ] überarbeitet
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It's Hard To Catch A Mate [BxB] (Ger.) ABGESCHLOSSEN
FantasyJames ist ein überzeugter Jäger. Aber er jagt kein Wild oder Ungeziefer, sondern Unterweltler. Jene Ausgeburten der Hölle, welche seine Eltern umgebracht haben und nichts anderes im Sinne haben, als das Vernichten der Menschheit. Bald schon ist der...