IV

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Florian

Seitdem ich das Licht der Welt erblickt habe, bin ich eingesperrt. Jeden Tag habe ich meine langweilige Tagesroutine und nie passiert etwas Spannendes.

Ein Seufzen entkommt mir, während mein Blick ist aus dem Fenster gerichtet ist und ich die frühsommerliche Fauna und Flora unseres Gartens beobachte. Oder sollte ich eher sagen Grundstück? Garten ist wirklich untertrieben. Auch wenn wir ein riesiges Stück Land besitzen, welches sogar in den Wald hinein reicht ist es immer noch ein Gefängnis. Ich bin eingegrenzt von zwei Meter hohen Zäunen.

Das Läuten der Uhr reißt mich aus meinen Gedanken. In einer halben Stunde soll ich mit den Hausaufgaben fertig sein, meine Eltern wollen wieder mit mir trainieren. Ich frage mich, wozu das gut sein soll, wenn sie mich eh nie rauslassen. Aber so sind sie eben... übervorsichtig. Einmal atme ich durch und widme mich danach wieder den Hausaufgaben. Noch einmal konzentrieren...

~Eine halbe Stunde später~

Zufrieden packe ich, als die Zeit endlich um ist, meine Schulsachen ein. Heute ging zum Glück alles recht locker. Meinen Rucksack schulternd verlasse ich mit bester Laune den Raum und begebe mich zu meiner Lieblingswiese, wo wir uns verabredet haben. Vor mich hin summend werfe ich meinen Rucksack in Richtung vom großen Apfelbaum, doch wo sind meine Eltern? "PAPA? MAMA?", rufe ich  verwirrt und sehe mich um. Sie sollten doch schon da-

Im selben Moment wo ich den Gedanken verfasse, sehe ich im Augenwinkel etwas Graues aufblitzen. Fuck, er kommt direkt auf mich zu! Augenblicklich konzentriere ich mich und beginne mit der Verwandlung. Verdammt, das muss schneller gehen. Unter Mühen schaffe ich es rechtzeitig meine Wolfs Gestalt an zu nehmen, fast zeitgleich prallen unsere Körper aufeinander. Schnell ist der Schock überwunden und ich zwicke ihm empört in die Schulter. Doch für ihn scheint es kein spaß zu sein, zumindest fühlt es sich nicht so an, als er mir fest in die Flanke beißt.

Erschrocken jaule ich auf, ouch! Das hier ist nicht einfach nur spielen... Meine Hinterpfoten beginnen, im Versuch ihn von mir zu stoßen, gegen seinen Brustkorb zu drücken. Erreichen tue ich damit nur, dass er nach meiner Schnauze schnappt, sodass ich erschrocken meinen Kopf zurück ziehe. Dann schnelle ich jedoch wieder vor und erwische meinen Vater am Ohr.

Ein erschrockenes Fiepen erklingt von dem mächtigen Wolf auf mir und Gehorsam bewegt er seinen Kopf dorthin, wohin ich ihn führe. Unter Bemühungen gelingt es mir, mich unter ihm hervor zu kämpfen, ohne dabei sein Ohr loszulassen oder es zu beschädigen. Erleichtert stehe ich wieder auf meinen Pfoten und gebe es frei. Im selben Moment wird mir kräftig an der Rute gezogen. Ein schmerzhaftes Stechen durchfährt mich. Ich möchte auf den Hinterpfoten herum wirbeln, um mit den Vorderpfoten nach meinem Angreifer zu schlagen, doch ich habe die Rechnung ohne meinen Vater aufgestellt.

Eben dieser schlägt mir, bevor ich auch nur ansatzweise meine Mutter erreichen kann, die Hinterpfoten weg und rammt gleichzeitig seinen Kopf in meine Seite, sodass ich volle Kanne auf die Flanke fliege. Erschöpft hechelnd hebe ich meine Pfoten und präsentierte ihnen unterwürfig meinen ungeschützten Bauch.

Sofort sind alle kämpferischen Aktivitäten eingestellt und meine Eltern wechseln wieder in ihre menschliche Gestalt. Sobald ich wieder auf meinen Pfoten stehe beginne ich mit eingeschnappt ein paar Ästchen und Wiesen Fetzen aus dem Pelz zu fischen. "Florian, wir haben jetzt keine Zeit für solche Spielchen. Verwandle dich zurück.", erschallt die strenge Stimme meiner Mutter. Mit einem grumpy Blick in ihr gesundes Auge konzentriere ich mich und leite den Verwandlungsprozess ein.

"Das muss alles schneller funktionieren.. du kannst keine fünf Sekunden für deine Verwandlung brauchen.", beginnt meine Mutter mit ihrem Vortrag, "Wenn du wirklich mal nach draußen möchtest, kann so etwas tödlich enden. Ebenso musst du immer auf einen Angriff von zwei Seiten vorbereitet sein." Inzwischen ist sie dazu über gegangen, vor mir auf und ab zu gehen. "Aber Mama, viele brauchen noch viel länger als ich mit der Verwandlung..", versuche ich ein zu lenken.

"Das interessiert mich nicht. Ich möchte, dass wenn du einen Schritt nach draußen machst es ein sicherer Schritt ist." Ihr strenger Blick warnt mich davor, weiter auf das Thema einzugehen. Doch diesmal habe ich keine Lust zu schweigen, um mir ihren Ellenlangen Vortrag an zu hören, was ich noch lernen muss, bevor ich meine Schnauze in den Wind halten darf.

"ICH BIN VERDAMMT NOCHMAL GROẞ UND STARK GENUG, UM MICH DRAUẞEN ZU BEHAUPTEN!" Empört springe ich auf, in mir kocht es. Wütend sehe ich meine Eltern an. Man kann deutlich sehen, wie meine Mutter sich abringt, um nicht die Beherrschung zu verlieren. Mit eiskalter Stimme fährt sie fort. "Du bist bei weitem noch nicht stark genug! Schon allein, weil du ein Omega bist musst du dich wesentlich mehr beim Training anstrengen, um-"

"ACH FICK DICH! Ich kann auf mich aufpassen! Denkst du etwa ich bin so dumm und mache denselben Fehler wie Papa damals und lasse mich von ein paar durchgeknallten Wissenschaftlern fangen?! Ich habe genug von deinem gluckenhaften Getue...", rufe ich und renne mit Tränen in den Augen in Richtung meines Bungalows.

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It's Hard To Catch A Mate [BxB] (Ger.) ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt