Anny
Mein Junge! Seine Spur wird immer deutlicher und mit ihr die Erkenntnis, dass er eindeutig mit dem Menschen unterwegs ist. Angst frisst sich in mich, wie Rost sich in Metall hinein ätzt. Ich zähle bereits nicht mehr mit, wie viele 'was, wenn' Fragen mir durch den Kopf schwirren. Ich möchte mein Tempo beschleunigen, aber der sich zunehmend verdichtende Wald hällt mich davon ab. Ansonsten hätte ich wohl den selben Fehler wieder beganngen, meine Wölfe immer weiter zu hetzen ohne Rücksicht und Pausen. Wir dringen immer tiefer in den Wald ein. Inzwischen dürften wir fernab der meisten Wanderwege und erst recht jeglicher zivilisation sein. Um uns herum hört man Beutetiere fliehen und verstummen. Das Ohr der Wölfin an meiner linken Flanke verfolgt unterbewusst die Geräusche der fliehenden Tiere, doch ist sie komplett auf die Fährte konzentriert.
Unter meinen verhärteten Ballen spüre ich das leichte Pieksen der Nadeln fast nicht mehr und die kleinen Zweige, Blätter und Blüten welche sich in meinem Pelz verfangen, weil ich den Zweigen nicht ausweiche, interessieren mich nicht. Zum Putzen habe ich später Zeit. Der Blick des Wolfes an meiner Rechten Seite richtet sich kurz gen Himmel. Die Luft ist drückender Geworden, zunehmend schwirren uns Insekten um die Ohren und die Sonne verwindet immer weiter hinter Wolken. Man kann die Feuchtigkeit beinahe schmecken, es wird bald Regnen. Ein weiterer Grund sich zu beeilen. Noch können wir die Spur problemlos verfolgen, doch falls der Regen beginnt die Geruchspartikel zu bedecken, muss ich mich auf meine Begleiter verlassen.
Das könnte unser Tempo drastisch verlangsamen. Wie es scheint kommen wir ihnen momentan allerdings rasant näher. Meine Sinne sind jetzt starr nach vorne gerichtet. Ich fange Geräusche auf. In dem Moment wo ich sie vernehme, erkenne ich die gehobene Stimme von Florian. Sofort sträubt sich mein Pelz. Mit wem Streitet er dort? Mein Perz stellt sich auf, doch ich halte mich zurück, um nicht zu knurren, sondern presche schneller vor, setze über einen Strauch und befinde mich auf der Lichtung. Alle zurückhaltung fällt Augenblicklich von mir ab, als ich den Menschen entdecke. Ein lautes Grollen bahnt sich aus den Tiefen meines Brustkorbes zusammen, während ich meine Zähne fletsche und eine drohende Haltung annehme. Mein Blick ist verdunkelt von Wut. Einer kalten Wut, welche mich keinen klaren Gedanken fassen lässt. Am liebsten würde ich diesen Menschen, welcher es gewagt hat mein Baby zu entführen, bei lebendigem Leibe in Stücke reißen.
Florian war in seiner Wolfsgestallt, als wir auf die Lichtung gekommen sind, nun richtet er sich mit gebleckten Zähnen auf und funkelt uns an. Er droht uns. Was ist mit meinem Jungen los? Meine Züge entgleiten mir, als ich sehe, wie er sich sichtlich gegen uns wendet und sich vor den Menschen schiebt. Ich bin wie gelähmt. Was hat dieser Mensch mit meinem Sohn gemacht? "Florian, tritt zurück damit ich diesen haufen Unraht beseitigen kann!", knurre ich meinen Sohn an, während ich langsam meine Fassung wieder finde. Die beiden Wölfe an meiner Flanke warten nur auf ein Zeichen meinerseits, um zu tun was ich ihnen befehle. Der Mensch starrt mich die gesamte Zeit nur doof an, in seinem Gesicht spiegelt sich entsetzen wieder. Wem kann man es übel nehmen, er steht hier drei ausgewachsenen Werwölfen gegenüber, welche vor haben ihn umzubringen. "Nein Mama, dass werde ich nicht. Ich werde das nicht zulassen! Und mit euch kommen werde ich auch nicht.. Ich werde bei James bleiben und wenn ich dafür kämpfen muss!" Das knurren meines Sohnes scheint den Menschen, 'James', aus seiner Starre geweckt zu haben.
Seine Hand wandert zu seinem Rucksack, um seine Waffe zu ziehen. Mir ist es egal, was er tut und ob er eine Waffe hat, ich will ihn einfach nur töten. Wie konnte er mein Armes Junges nur so manipulieren? Meine Muskeln spannen sich unter meinem Pelz, im Moment habe ich kein Problem damit für mein Ziel den Wunsch von Florian zu ignorieren und diesen Menschen ohne darüber nachzudenken nieder zu metzeln.
Wind fegt kräftig über die Lichtung und richtet meinen ohnehin bereits gesträubten Pelz auf. Plötzlich treffen zwei Windböhen wie unsichtbare Wände in der Mitte der Lichtung zusammen. Der Rückstoß ist deutlich zu spüren, er weht uns um die Schnauzen und glättet mein gesträubes Fell wieder. Doch es hört nicht auf. Schon bald hat die Windböhe welche auf uns zukommt die andere bezwungen. Zuerst will ich einfach vorfahren und mich endlich auf den Menschen stürzen. In mir kochen bereits erinnerungen an das Gefühl von Menschenblut herauf. Doch der Wind wird immer stärker. Verwirrt wende ich meinen Schädel der Wölfin neben mir zu, welche plötzlich begonnen hat verunsichert zu winseln. Ihr Blick ist in die Baumwipfel gerichtet, scheint im ersten Moment nichts zu fokusieren, sodass ich mich frage, was sie denn zu verunsichert, doch dann bemerke ich es auch. Die Bäume bewegen sich in die entgegengesetzte Richtung, in welche der Wind hier unten weht.
Verwundert sehe ich mich um. Inzwischen muss ich meine Beine bereits in den Boden stämmen, so stark ist der Wind geworden. Langsam greift die Angst auch nach mir, als ich kapiere, dass der Wind nicht abnimmt. Im Gegenteil - er wird immer schneller stärker.
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[ ] überarbeitet
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It's Hard To Catch A Mate [BxB] (Ger.) ABGESCHLOSSEN
FantasíaJames ist ein überzeugter Jäger. Aber er jagt kein Wild oder Ungeziefer, sondern Unterweltler. Jene Ausgeburten der Hölle, welche seine Eltern umgebracht haben und nichts anderes im Sinne haben, als das Vernichten der Menschheit. Bald schon ist der...