Florian
Als ich meine Augen öffne kann ich erstmal nicht einordnen wo ich mich gerade befinde. Zuerst schiebe ich Panik, weil ich vermute wieder zuhause zu sein, ehe mir wieder einfällt, was in den letzten Stunden passiert ist. Erschöpft lasse ich mich wieder in die Kissen zurück sinken, während mein Kopf noch mit verarbeiten beschäftigt ist. Warum hat mich James gestern nach meiner Mutter gefragt? Wie viele Verbrechen hat meine Mutter begangen, das James sie kennt? Das muss es doch sein, oder? James war ein Jäger... Bestimmt ist meine Mutter eine von den am meisten gesuchten Wölfen dort. Schließlich ist sie für die Zerstörung so einiger Labore mit verantwortlich. Dabei hat sie bestimmt auch Menschen getötet.
Bei dem Gedanken wird mir schlecht. Bestimmt hat sie nur bösen Menschen was getan.. aber ist das nicht genau der Grund, warum diese Menschen uns jagen? Weil sie denken, dass wir Menschen töten. Dieses Paradox hält meine Gedanken eine ganze Weile lang gefangen, bis ich wieder an James denken muss. Also hat er von meiner Mutter gehört. Bestimmt hat er Angst. Gestern Abend war ich noch von seinem Schweigen verletzt, jetzt tut es mir jedoch leid, dass ich ihm einfach meinen Rücken zugedreht habe. Vielleicht hätten wir weiter darüber reden sollen. Vielleicht können wir jetzt weiter darüber reden.
Vorsichtig drehe ich mich im Bett herum, um ihn nicht aufzuwecken. Jedoch finde ich nur eine zurück geschlagene Decke neben einem kalten Bett vor. Vielleicht ist er schon aufgestanden? Ein kurzes Wittern sagt mir, dass er bereits seit Stunden nicht mehr in diesem Bett gelegen hat. Erschöpft lasse ich meine Schultern sinken. Gestern hätte ich noch gedacht, dass ich endlich zu ihm durchdringe. War das alles nur Einbildung? Schwermütig richte ich mich auf und ziehe mich um. Anschließend gehe ich vorsichtig die Treppe hinunter, wo ich von einem wild hechelnd herumspringenden Magnus begrüßt werde, welcher als ich stehen bleibe augenblicklich beginnt meine Füße abzuschlabbern. Es entlockt mir ein trockenes Lächeln.
„Na, aufgewacht, kleiner?", ertönt die Stimme von Marry, welche gerade mit zwei Teetassen zum Esstisch herüber läuft.
„Ja.. er ist weg.", antworte ich resigniert.
„Ich weiß." Ich nicke und setze mich zu ihr. „Warum hast du mich nicht geweckt?" In meiner Stimme schwingt ein Hauch von Vorwurf mit, jedoch bin ich mehr neugierig.
„Ich mische mich nicht aktiv in Leben ein, ich bin nur Zuschauer.", erwidert sie in neutralem Ton. Ich nippe an meinem Tee und lasse mir ihre Worte durch den Kopf gehen. „Aber warum hast du uns vor meiner Mutter gerettet?" Kurz stockt ihre Bewegung, während sie über meine Frage nachdenkt. „Ich weiß es nicht. Es war mehr so eine Impulsreaktion..", erwidert sie auf meine Frage, in ihrem Ton schwingt allerdings Unsicherheit mit. Ich nicke leicht und konzentriere mich darauf meinen Tee auszutrinken.„Ich muss los. Es ist schon fast Mittag.." Ein Lächeln huscht über ihre Lippen. „Ich weiß.. ich habe dir etwas zu Essen eingepackt und deine Sachen gewaschen." Überrascht sehe ich auf „D-Danke.. das wäre nicht nötig gewesen." Sie schüttelt ihren Kopf. „Ich glaube ich habe nicht ganz die Wahrheit gesagt. Ich spüre schon seit längerem das Bedürfnis wieder am Leben teilzunehmen." Sie erhebt sich und verlässt das Zimmer, kehrt aber kurze Zeit später mit einer Kette wieder, an welcher ein leicht glühender Anhänger hängt, unter wessen Oberfläche irgendetwas eingesperrt zu sein scheint. „Hier", sagt Marry, während sie mir die Kette reicht, „nimm die. Wenn du den Anhänger zerbrichst öffnet sich ein Portal, durch welches ich zu dir kommen kann. Wenn du jemals meine Hilfe brauchst, zerbrich ihn."
Mit großen Augen sehe ich zu ihr auf. „Warum gibst du mir dieses Geschenk?" Ein undurchsichtiges Lächeln huscht über ihr Gesicht, welches einen kurzen Einblick in die Erfahrung ihrer vielen Lebensjahre gibt. „Weil ich das Gefühl habe, dass es bei euch noch spannend wird. Nun komm, packe deine Sachen und eile deinem Lover nach."
Meine Wangen beginnen zu brennen, während ich mich unbeholfen aufrichte und versuche gleichzeitig die Kette über meinen Kopf zu ziehen. „E-Er ist nicht mein Lover..! Wir kennen uns erst seit ein paar Tagen", brumme ich peinlich berührt und fahre mir eilig durch die Haare. Von Marry kommt nur ein leises Lachen als Antwort. Sie ist bereits dabei das Geschirr aufzuräumen und widmet meiner Erwiderung keine weitere Aufmerksamkeit.
Es dauert keine zehn Minuten, bis ich alles beisammen habe. Zum Abschied zieht sie mich in eine Umarmung. Ich wusste nicht, wie sehr ich es vermisst habe Umarmt zu werden. Es ist etwas, das in den letzten Jahren einfach verloren gegangen ist. Wenn ich gerade keinen Streit mit meinen Eltern hatte, dann war ich mit meinen Freunden beschäftigt. Dankbar erwidere ich die Gestik, ehe ich meine Gestalt wandle. Ein gedämpftes Bellen fordert nun nochmal meine Aufmerksamkeit und lenkt meinen Blick zu dem kleinen Mops herunter, welchem ich belustigt über den Kopf lecke. Anschließend kehre ich dem gemütlichen Waldhäuschen den Rücken zu und trabe in den Wald hinein. Mein Blick wandert noch ein letztes Mal zurück, um einen Blick auf die winkende Hexe zu erhaschen, ehe ich meinen Lauf beschleunige und zwischen den Bäumen hindurch, der Spur von James folgend, presche. Mary erinnert mich an meine Mutter an ihren besten Tagen.
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It's Hard To Catch A Mate [BxB] (Ger.) ABGESCHLOSSEN
FantasyJames ist ein überzeugter Jäger. Aber er jagt kein Wild oder Ungeziefer, sondern Unterweltler. Jene Ausgeburten der Hölle, welche seine Eltern umgebracht haben und nichts anderes im Sinne haben, als das Vernichten der Menschheit. Bald schon ist der...