James
Die unwillkürliche Angst, Florian zu verlieren, steckt mir noch tief in den Knochen, während ich mich bereits seinem Geruch folgend durch den Wald bewege. Meine Füße fliegen über den Boden, welcher sich schneller als je zuvor unter mir hinweg bewegt. Aus dem Nichts taucht ein Ast vor mir auf, ich versuche auszuweichen, jedoch verfängt sich mein Fuß in den Ausläufen, sodass ich unsanft Kontakt mit dem Boden aufnehme. Ohne einen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, richte ich mich wieder auf und renne weiter, immer weiter der Fährte hinterher. Vor mir offenbart sich ein Gefälle im Boden, welches ich erst bemerke, als meine Füße den Grund unter den Füßen verlieren und ich den 3 Meter tiefen Hang hinunter kullere. Kaum verlangsamt sich meine Geschwindigkeit, springe ich wieder auf meine Füße und suche kurz panisch nach Florians Geruch. Nach fünf Sekunden des Suchens finde ich die Spur am Rand des Abfalls und hefte mich erneut an seine Fersen.
Sekunden, Minuten und vielleicht sogar Stunden verstreichen. Die Zeit kommt mir relativ vor, da mein Fokus komplett auf Florian und dessen frischer werdenden Geruch liegt. Als ein gellender Schrei im Wald wieder hallt, rückt alles wieder in Perspektive. Die Vögel beginnen wieder zu singen und der Wind wieder zu rauschen, als ich wie angewurzelt in meinen Fußstapfen stehen bleibe und mich suchend umsehe, um die Richtung festzumachen, aus welcher der Schrei gekommen ist. Frust steigt in mir auf, als ich keine weiteren Geräusche ausmachen kann, da selbst die Vögel nun schweigen. Meine Finger bohren sich in meine Handflächen und ich möchte gerade wieder nach der Spur suchen, als ein erneuter, nun deutlich ängstlicherer Schrei ertönt und mein Kopf sich Automatisch in die richtige Richtung dreht. Ohne weiter inne zu halten, renne ich wieder los.
Äste zerkratzen mein Gesicht, als ich auf die Lichtung durchbreche. Heftig keuchend versuche ich die Situation zu erfassen. Florian liegt auf dem Boden, sein Fuß steckt in einer Fuchsfalle fest. Als ich ihn dort liegen sehe, zieht sich mein Brustkorb schmerzhaft zusammen. Am liebsten möchte ich sofort zu ihm gehen, ihn befreien und mich für all die Dinge, welche ich gesagt habe, entschuldigen. Doch der große, Echsenähnliche Dämon schiebt sich mit zurückgezogenen Lefzen, welche seine scharfen Zähne freilegen, vor den zitternden Werwolf. Er hat nicht so schnell vor, seine Beute aufzugeben.
"P-Pass auf, James... er ist gefährlich.", tönt die schwache Stimme Florians hinter dem Rücken des Dämons hervor.
"Ich schaffe das, Florian. Vertraue mir.", versuche ich ihn zu beschwichtigen und klinge dabei sicherer, als ich mich fühle. Immerhin habe ich noch nie alleine gegen einen Dämon gekämpft und erst recht nicht einen so großen. Während unseres Austauschen hat mich die Kreatur abschätzend gemustert. Jetzt spannen sich ihre Hinterbeine an, als sie zu einem Sprung ansetzt, welcher sie über die Lichtung auf mich zu katapultiert. Reflexartig renne ich unter dem sich im Sprung befindenden Dämon hindurch. Ich bin schnell, ich kann das schaffen. Meine Hand greift bereits geübt nach meinem Dolch, welchen ich immer an meiner Hüfte befestige - doch meine Hand greift ins Leere. Einen unterdrückten Fluch ausstoßend weiche ich weiter nach hinten aus, da der Dämon sich inzwischen wieder umgedreht hat. Und er ist wütend. Meine Gedanken rasen, während das Biest sich mit schnellen, aber federleichten Schritten wieder auf mich zu bewegt. Als ich in seine hasserfüllt funkelnden Augen starre, kommt mir eine Eingebung, weshalb ich ebenfalls anlauf nehme und dem Dämon ebenfalls entgegen renne.
"JAMES, NEIN!", ertönt hinter mir der angsterfüllte Schrei Florians. In derselben Sekunde, kurz bevor sich der Kiefer des Dämons um meinen Körper schließen kann, springe ich mit all meiner Kraft vom Boden ab. Ich schieße in die Luft hinauf, höher, als ich es mir je hätte vorstellen können. Dann beginne ich wieder zu fallen. Heftig treffe ich auf den ledrig-schuppigen Körper auf und versuche mich verzweifelt daran festzukrallen, um nicht wieder herunter zu rutschen. Hätte ich meinen Dolch zur Hand, würde das jetzt kein Problem darstellen. Doch ich habe lediglich meine Hände, sodass ich meine Fingernägel unter die Schuppen grabe und mich mit meiner gesamten Muskelkraft daran festhalte. Unter mir kann ich die einheitlich arbeitenden Muskeln der Kreatur spüren, wie sie zusammenarbeiten, als sie sich bewegt. Es versucht mich abzuschütteln. Es schnappt nach mir, springt in die Luft und buckelt, doch nichts kann mich dazu bringen, meinen Griff zu lockern. Sobald ich mich in meinem Stand sicher fühle, löse ich eine Hand und beginne langsam, Stück für Stück, auf dem Rücken hinauf zu klettern.
Oben angekommen verschwende ich keine Zeit, sondern rutsche, meine Beine fest an den Körper der Kreatur pressen, weiter nach vorne. Bis ich nach einer halben Minute endlich auf ihrem Hals sitze. Meine Beine zeigen bereits Anzeichen von einem Krampf, aber noch kann ich nicht los lassen. Determiniert grabe ich meine Finger unter zwei Schuppen am Hals, dies ist ihre Schwachstelle, ich kann das schaffen. Der Dämon ist inzwischen zum Schluss gekommen, dass seine Strategie nicht funktioniert und hat mit seinem wilden Buckeln aufgehört. Mir kann das nur recht sein, so kann ich mich besser auf meine Aufgabe konzentrieren. Gerade, als die Schuppen nachzugeben drohen, wirft sich der Dämon auf die Seite. Ein Gewicht unvergleichbar mit allem das ich bis jetzt erlebt habe, presst auf meinen Körper ein. Gerade als das Gefühl in mir aufkommt zu ersticken, liftet sich das Gewicht des Dämons wieder von mir. Er erhebt sich, jedoch sind meine Beine zu schwach, um sich noch weiter festzuklammern, sodass ich hilflos liegen bleibe. Fuck.. tut mir leid Florian, ich kann dich nicht mehr beschützen.
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It's Hard To Catch A Mate [BxB] (Ger.) ABGESCHLOSSEN
FantasyJames ist ein überzeugter Jäger. Aber er jagt kein Wild oder Ungeziefer, sondern Unterweltler. Jene Ausgeburten der Hölle, welche seine Eltern umgebracht haben und nichts anderes im Sinne haben, als das Vernichten der Menschheit. Bald schon ist der...