LXI

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Anny

Die Hand meines Mannes, welche sich auf meine Schulter ablegt, lässt mich wieder etwas zur Realität zurück kehren. Fragend wende ich meinen Blick ...Mark?... zu. "Schatz, lass uns erstmal ankommen und hören, was sie zu sagen haben. Der Junge hat unseren Florian nicht entführt. Das weißt du genauso gut, wie ich. Es wird einen Grund haben, warum Florian das Gefühl hatte, von zuhause wegrennen zu müssen.", redet er auf mich an. Wiederwillen wallt in mir auf, jedoch nicke ich leicht. "Gut, lass uns hinsetzen.", antworte ich. Jedoch nicht, ohne dem fremden Jungen, welcher nicht von Florian abrücken möchte, einen weiteren feindseelingen Blick zuzuwerfen.

Als wir uns hinsetzen, wird mir von Janette etwas zu essen angeboten. Dies lehne ich selbstverständlich ab. Ich traue nichts, dass aus fremden Händen kommt. Neben mir nimmt Mark jedoch dankend eine Schnitte an, was ihm einen tadelnden Blick von mir einfängt, den er geflissentlich ignoriert. "Danke, Janette, das ist sehr lieb von dir.", bedankt er sich bei Janette. Unzufrieden sehe ich zu Florian herüber. "Was willst du mit dem Typ?", richte ich mich das erste Mal richtig an meinen Sohn. Dieser erwiedert meinen Blick nervös und richtet sich etwas auf. "Mom.. das ist James. Er, uhm, ist ein Halbvampir u-und mein Mate.", antwortet er mir stockend und greift nach der Hand dieses James'. Schweigend starre ich den Jungen an. Sein Mate? Halbvampir? Was zur Hölle? "Das? Der da? Der war doch ein Jäger! Niemals, der kommt mir nicht ins Haus.", erwidere ich entschlossen.

Florian sieht mich noch immer an. Seine Augen sehen glasig aus, jedoch weicht er nicht, wie sonst wenn er meine Entscheidungen nicht versteht, meinem Blick aus. "Mom, nein! Wenn James nicht wilkommen ist, dann will ich auch nicht mehr nach Hause. Ich bin erwachsen, ich kann meine eigenen Entscheidungen treffen!", verteidigt er den Jungen mit zittriger, aber entschlossener Stimme. "Wenn du nicht freiwillig kommst, muss ich dich halt mitzerren! Das kommt mir nicht in die Tüte.. du weißt gar nicht, wie gefährlich es in der Welt sein kann!", schleuder ich ihm meine Antwort entgegen. Ich werde nicht zulassen, dass meinem Engel was passiert. "Anny, das reicht.", erklingt neben mir die ruhige aber autoritäre Stimme Marks. "Hör unserem Sohn doch mal zu.", fährt er fort "Der Junge will mehr Freiheit und die hat er sich langsam echt verdient. Wir wissen nicht, was er auf dieser Reise durchgemacht hat, aber allein dem Training zuhause nach ist er bereiter der Welt zu begegenen, als wir es lange waren. Außerdem werde ich nicht Teil vom Kidnapping unseres eigenen Kindes sein."

Fassungslos sehe ich zu Mark herüber. Er stand eigentlich immer hinter mir und hat meine Entscheidungen unterstützt. Warum jetzt nicht mehr? Mark sieht mit der gleichen Ruhe mit welcher er gesprochen hat zu mir. "Was soll das heißen, Mark?", frage ich mit nun ebenfalls ruhiger Stimme. Gefährlich ruhiger Stimme. "Das soll heißen, dass ich unser Kind unterstütze. Ich weiß, dass du möchtest, dass er sicher ist. Aber Florian braucht auch ein eigenes Leben. Er kann nicht auf Lebzeiten deine Wünsche ausleben.", antwortet Mark und blickt zu unserem Sohn herüber, welcher sich geradezu in James seiner Hand vestkrallt.

"Darf ich auch etwas sagen?", unterbricht Jack unsere Unterhaltung. "James ist mein Sohn.", fährt er noncharlant und ohne auf eine Antwort zu warten fort. Ruhe kehrt am Lagerfeuer ein, als sich unserer beider Blicke auf Jack richten. "Was?", erklingt es gleichzeitig von unseren Mündern. Wie ist das möglich? Jack hatte nie Kinder gehabt. Wo kommt das plötzlich her? Will der uns verarschen? Der darf doch wohl merken, dass das gerade kein günstiger Zeitpunkt ist. "Es stimmt. Ihr erinnert euch noch an Josy? Mit der ich eine Affaire hatte? Jea, das ist James Mutter. Da er ein Halbvampir ist, lässt das nur eine Möglichkeit offen.", erklärt er hilfsbereit. James selber sieht conflicted aus, nickt aber leicht. Dann steht der Junge auf, kommt um das Lagerfeuer herum und reicht mir die Hand.

"Hi, ich bin James. Ja, ich war Jäger. Tajlor war mein Mentor. Aber als ich Ihrem Sohn begegnet bin, konnte ich ihm nichts antun. Er hat mir das Leben gerettet, ebenso wie Jack. Auch wenn ich nicht weiß, was es mit der ganzen Mate sache aufsich hat, würde ich mich darüber freuen, seine Eltern kennen zu lernen. Denn ich mag ihren Sohn echt gerne." Stille herscht erneut am Lagerfeuer. Auch der Wald um uns herum ist verstummt. Jack ist aufgestanden und steht nun neben seinem Sohn. Zögernd hebe ich meine Hand und schüttel die von James. "Ich werde es mir überlegen.", antworte ich ihm, woraufhin sich an Lächeln auf James seinem Gesicht ausbreitet und er sich zu Florian dreht. Bevor er etwas sagen kann ertöhnt ein Schuss und Jack stolpert einen Schritt zurück, fällt beinahe ins Feuer und fasst sich an den Brustkorb.

It's Hard To Catch A Mate [BxB] (Ger.) ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt