XXXV

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P.o.V. Marry

Die Erschöpfung greift nach mir, als ich mich auf die Lichtung fallen lasse. Es ist lange her, dass ich zuletzt einen so mächtigen Spruch angewandt habe. Mit einem Kopfschütteln schiebe ich die Erinnerung von mir und sehe den beiden Jugendlichen nach, welche gerade im Wald verschwinden. Ein Seufzen verlässt meine Lippen, während ich mich aufmache ihnen hinterher zu laufen. Ich kenne diesen Wald wie meine eigene Wohnung, es gibt keine Möglichkeit wie sie mir hier entkommen könnten. Nicht, dass ich ihnen was antun will, aber ich kann es ihnen nicht verübeln, dass sie weglaufen. Da ich mich gerade nicht fit genug für einen weiteren komplizierten Zauber fühle, eile ich ihnen hinterher. Lange wird diese Verfolgung ja hoffentlich nicht dauern.

Fünf Minuten später bin ich ihnen noch immer auf den Fersen. Ich verliere sie nicht aus den Augen, jedoch ist es mir auch noch nicht gelungen sie einzuholen. Langsam geht mir auch meine Ausdauer zur Neige, die beiden sind wirklich schnell unterwegs. In naher Zukunft muss ich mir was einfallen lassen, um mich hier nicht tragisch zu blamieren. Ein erschöpftes Seufzen verlässt meine Lippen, ehe ich beginne einen Zauberspruch vor mich hin zu murmeln. Ich beschwöre ein magisches Netz, um es ihnen in den Weg zu werfen. Das wird sie zwar nicht sonderlich beruhigen, jedoch seinen Zweck erfüllen. Als die Formel zu ende gesprochen ist, habe ich Seitenstechen und atme keuchend. Ein letztes Mal lege ich zu, damit sie in meine Sichtweite kommen, dann spanne ich das Netz mit meinen Händen, fokussiere sie, warte auf einen passenden Moment und werfe es.

Die unsichtbaren Energieverbindungen glühen auf, als sie ihr Ziel erreichen und umschlingen es sogleich. Mit einem dumpfen Knall kommt der Mensch auf dem Boden auf, während der Wolf knurrend versucht meine Magie zu durchbeißen. Keuchend bleibe ich vor ihnen stehen. „Ich.. tue.. euch nichts..!", presse ich hervor, während ich mich vorn über gebeugt auf meinen Knieen abstütze. „Dann befreie uns aus diesem.. diesem Netz!", fordert mich der Junge auf und sieht wütend zu mir. „Werde ich.. aber bitte lauft nicht weg. Ich wollte euch nur helfen..", erwidere ich mit besänftigender Stimme. Der Wolf hat inzwischen aufgehört auf die kaum sichtbaren Stricke ein zubeißen und sieht mit funkelnden, blauen Augen zu mir auf. Der Junge sagt nichts mehr, sondern mustert mich nur forschend, als wolle er meine Seele erkunden.

Kurz nehme ich mir Zeit, um etwas zu Atem zu kommen, ehe ich meine Hand über das Gewebe wandern lasse und es somit auflöse. Sofort springt der Wolf auf, stellt sich vor den Jungen und knurrt mich drohend an. Um ihnen platz zu geben gehe ich einen Schritt zurück „Es ist alles in Ordnung.. ich werde euch nicht wieder angreifen." Der Junge richtet sich in der Zeit auf und betrachtet mich mit kaltem Blick. „Und warum hast du uns dann nicht einfach laufen lassen?", fragt er mich mit deutlichem Mistrauen in seiner Stimme. „Ich möchte euch meine Hilfe anbieten. Ihr beide fasziniert mich.. und ihr seid hungrig. Lasst mich euch zumindest mit Essen versorgen, damit mein Aufwand eben nicht umsonst gewesen ist." Noch immer sieht keiner der beiden wirklich überzeugt von meinen Worten aus. „Du bist eine Hexe.", stellt der Junge fest. Ein Schmunzeln huscht über meine Lippen. „Ja, es gibt Leute welche uns Hexen nennen.. die Frage ist jetzt eher, was du bist."

Trotzig verschränkt er seine Arme. „Ich war ein Jäger. Jetzt.."
„Jetzt seid ihr auf der Flucht?" Er presst seine Lippen leicht zusammen und funkelt mich an. „Wir reisen." Sein Blick wandert zu dem Werwolf, welcher noch immer schützend vor ihm steht und mich aufmerksam mustert. „Er läuft mir nur nach.. ich will ihn eigentlich gar nicht dabei haben." Rümpft leicht seine Nase, als hätte er etwas stinkendes gerochen, sieht dann wieder zu mir. „Ich traue keinen Unterwelterlern!" Sein benehmen lockt mir ein versonnenes Lächeln auf die Lippen. Wäre ich doch noch mal so jung und unerfahren.. man könnte die Gesamte Welt neu entdecken.

Anscheinend möchte der Werwolf nun auch mitreden, denn er leitet seine Wandlung ein. Während sich seine Gestalt umformt, liegt unser beider Aufmerksamkeit auf ihm. Es ist immer wieder wundersam anzusehen, wie ein Wesen seine Gestalt wechselt. Es dauert nur etwa eine Sekunde, eine erstaunliche Zeit für einen so jungen Wolf, ehe er sich aufrichtet und sich den Dreck von den Händen klopft. Im Anschluss wendet er sich sofort dem Jungen zu. „Ich denke, wir sollten mitgehen. Sie hat uns wirklich geholfen.. und es ist allemal besser, als in eine Stadt zu gehen. Außerdem kann sie uns erstmal beschützen, falls noch mehr nach mir suchen kommen.." Der Blick des Jungen verdunkelt sich leicht und er scheint etwas sagen zu wollen, presst dann aber seine Lippen zusammen und knurrt „meinet wegen.. wenn du unbedingt willst." So machen wir uns alle, mehr oder weniger gut gelaunt, auf den Weg zu meinem Häuschen.

It's Hard To Catch A Mate [BxB] (Ger.) ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt