7 | 40. Kapitel

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Wie immer war ich froh, Malfoy Manor hinter mir lassen zu können. Am letzten Abend der Weihnachtsferien packten Draco und ich die wenigen Habseligkeiten zusammen, die wir mit zurück nach Hogwarts nehmen würden. Wie schon auf der Hinfahrt war es bei mir nicht viel. Ein Buch für die Fahrt, mein Hogwartsumhang und noch einige Kleidungsstücke, die ich dachte, vielleicht brauchen zu können.

Pünktlich um halb neun Uhr am nächsten Morgen trat ich an Dracos Seite in den Salon im Erdgeschoss. Uns blieben drei Stunden, bis der Zug aus Kings Cross fuhr. Genug Zeit für ein steifes Frühstück, auf das ich gut hätte verzichten können.

Mr. Malfoy blickte kaum vom Propheten auf, als Draco mir mit einem Scharren den Stuhl neben seinem zurechtrückte und Narzissa schenkte mir lediglich ein Nicken. Kaum saßen wir, tauchte neben uns mit einem lauten Knall eine Hauselfe auf. "Wie kann Filly dienen?"

Ich bestellte Orangensaft, Draco Tee, was sie beides mit einem Schnippen ihrer Finger servierte. "Was möchten die Herrschaften essen?"

"Das Übliche", orderte der Malfoy-Spross mit einem nachlässigen Wedeln seiner Hand und als die großen Augen des Wesens mich ins Visier nahmen, neigte ich zustimmend den Kopf. Wenig später standen Speck, Eier und Würstchen vor uns.

Das Frühstück wurde eine schweigsame Angelegenheit. Bellatrix war sonst wo, doch ich würde lügen, wenn ich behauptete, sie zu vermissen. Nur das gelegentliche Rascheln von Mr. Malfoys Zeitung störte die Ruhe. Hin und wieder klimperte Silber gegen Porzellan, wenn Draco oder seine Mutter in ihrem Tee rührten.

Auf peinliche Art fühlte ich mich an jenes erste Abendessen in diesen Räumlichkeiten erinnert. Damals waren wir in der dritten Klasse gewesen und ich erinnerte mich gut an die Mühe, die es mich gekostet hatte, mich von meiner besten Seite zu präsentieren. Es war erschöpfend gewesen, mit aufrechtem Rücken mit Messer und Gabel gegen riesige Salatblätter anzugehen, während Draco so überhaupt keine Schwierigkeiten damit zu haben schien. Das überlegene Grinsen, welches er damals beinahe pausenlos zur Schau getragen hatte, war irgendwann in den vergangenen anderthalb Jahren verloren gegangen.

Manchmal vermisste ich es.

Als die Wanduhr in der Ecke schließlich zehn Uhr schlug, tupfte mein Ehemann sich beinahe geziert mit der Serviette den Mund ab. Ich bekam es mit, weil ich ihn im Laufe des Frühstücks immer wieder verstohlen gemustert hatte, wenn ich nicht das große Familienporträt über dem Kamin betrachtete. Von dort aus sah mir eine jüngere Version seiner Person entgegen, der noch jene schleimige Arroganz von früher innewohnte.

Beiden entging meine Musterung nicht. Doch während mir sein jüngeres Ich kaum mehr als ein höhnisches Verziehen seiner Mundwinkel schenkte, zupfte an Dracos Lippen ein unmerkliches Schmunzeln.

"Vater, Mutter", sagte er förmlich und schob seinen Stuhl zurück. "Meine Frau und ich werden uns jetzt verabschieden." Er hielt mir seine Hand entgegen, die ich hastig ergriff.

"Ihr kehrt in den Osterferien hierher zurück", war alles, was mein Schwiegervater darauf erwiderte. Er sah nicht einmal vom Propheten auf.

"Passt bitte auf euch auf!" Narzissa erhob sich ebenfalls. Wäre ihr Haar nicht hochgesteckt und ihre Nase in der Ahnung eines bitteren Geruchs wie so oft gerümpft, hätte sie beinahe mütterlich gewirkt. Obwohl sie aussah, als wolle sie noch etwas ergänzen, sagte sie nichts weiter. Ich kannte diesen Ausdruck von Draco. Vermutlich war es eine Ermahnung, die im Zusammenhang mit unserem Betragen unter den Augen der Carrows zusammenhing. Etwas, was sie in diesem Gemäuer besser nicht aussprach, denn es hätte angedeutet, dass wir nicht mit den Idealen konform gingen, welche die beiden vertraten.

***

Irgendetwas hatte sich über die Weihnachtsferien verändert. Unabhängig davon, wie viel geringer der Trubel am Bahnhof war und wie mühelos wir bereits im vorderen Bereich des Zugs ein Abteil beziehen konnten. Es schienen weniger Schüler zu sein, ein Umstand, der mich nicht sonderlich verwunderte. Am Morgen hatten mich auf der Titelseite des Propheten weitere Fahndungsaufrufe bekannter ›Potter-Sympathisanten‹ angesprungen, darunter vertraut klingende Namen wie Bones, Chang oder Jones. Natürlich hatten sich die Zahlen dezimiert.

Unknown Potter III - Fight for the greater GoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt