7 | 7. Kapitel

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Es gelang mir den Rest der Ferien nicht, den Schock zu überwinden, der mich zwanzig Minuten später unten im Salon übermannen sollte. Nachdem ich möglichst unauffällig aus Dracos Zimmer geschlüpft und den Gang hinuntergehuscht war, hatte ich mir in meinem Zimmer eine dunkle Jeans und ein T-Shirt übergezogen, ehe ich mit meinem Ehemann gemeinsam hinuntergegangen war.

Eine Hauselfe hatte sich sofort daran gemacht, uns ein spätes Frühstück aufzutischen, als Narzissa in den Raum getreten war. Ihre Miene war verkniffen und noch bevor sie den Mund öffnete, wusste ich, wie wenig mir ihre Neuigkeiten gefallen würden.

Das Kinn reckend sah ich sie an. Mein Freund – Ehemann trat unterdessen hinter mich. Es war offensichtlich, dass er mir so seinen Beistand anbot. Auch seiner Mutter entging diese Geste nicht, doch abgesehen von einem flüchtigen Blick zwischen uns beiden hin und her ließ sie es sich nicht anmerken. Stattdessen sah ich sie schlucken. "Das Ministerium ist soeben gefallen."

Für einen Moment herrschte Schweigen im Salon. Es war klar gewesen, dass dieser Tag früher oder später kommen musste. Der schwarze Lord hatte fieberhaft daran gearbeitet und nicht wenige Mitarbeiter im Ministerium waren zuvor schon umgedreht worden. Ich wusste, dass bereits kurz nach Dumbledores Tod ein größerer Durchbruch in Form der Kontrolle über Pius Thicknesse gelungen war. Yaxley hatte den Leiter der Abteilung für magische Strafverfolgung auf einem der Todessertreffen Anfang der Ferien wie ein preisgekröntes Kaninchen präsentiert.

Erst der Gong der Standuhr in der Ecke riss uns aus unserer Starre. "Thicknesse ist jetzt Minister?", fragte ich, um wenigstens irgendetwas zu sagen.

Narzissa nickte mit zusammengepressten Lippen. "Somit ist er seinem Ziel einen Schritt näher. Wir sollten frühstücken."

Dracos Hand in meinem Rücken dirigierte mich zu einem Platz am oberen Ende der Tafel, wo er mir den Etiketten getreu einen Stuhl zurechtrückte. Während ich mich auf dem unbequemen Holz niederließ, musterte ich meine Schwiegermutter. Sie würde es nicht zugeben, aber ich war mir sicher, dass auch sie eine ziemlich klare Meinung dieser ganzen Situation gegenüber hegte. Und nur Merlin wusste, dass diese Meinung vermutlich ziemlich konträr zu der ihres Mannes stand.

Doch ordentlich frisiertes Haar und die jahrelang einstudierte Miene einer perfekten Black-Nachfahrin erlaubten ihr nichts anderes, als sich dem Platz anzupassen, der ihr mit der Verbindung zu Lucius Malfoy zugewiesen worden war. Ich beobachtete sie dabei, wie sie ihre Serviette auf ihrem Schoß ausbreitete und sich von einer der Hauselfen Tee aufgießen ließ. Sie beherrschte das Spiel vielleicht wie keine andere.

Ein Scharren neben mir und ich wusste, dass auch mein Ehemann sich inzwischen niedergelassen hatte. "Möchtest du nichts essen?"

"Natürlich", murmelte ich nach wie vor abgelenkt, nickte jedoch nun meinerseits der Hauselfe neben mir zu, die mir ebenfalls etwas zu trinken darbot. "Wie sieht es mit Hogwarts aus?"

"Nichts Offizielles bisher." Narzissa tat sich etwas von dem knusprigen Bacon auf, ehe sie die Platte an mich weiterreichte. "Aber Severus wird wohl den Posten als Schulleiter übernehmen."

"Müssen wir auch wieder hin?"

Hatte mich die Neuigkeit über meinen Ziehvater zuvor nicht sonderlich überrascht, tat es nun die Frage meines Mannes. Wollte er lieber hier im Herzen des Krieges bleiben und täglich auf seine Gedanken, Gefühle und Handlungen aufpassen müssen? "Willst du nicht zurück?"

Er tat es mit einem Schulterzucken ab. "Mutter?"

Diese nahm einen ausgiebigen Schlug aus ihrer Tasse. "Hogwarts wird weiterbestehen und du wirst keine andere Wahl haben, als deine Schulausbildung zu beenden. Zur besseren Gewährleistung von Bildung wird eine Schulpflicht eingeführt, die -"

Ich verschluckte mich beinahe an meinem Ei. So konnte man natürlich auch die Kontrolle über die kommende Jugend behalten. "Gilt das für alle?"

Ein gleichgültiger, fast kühler Blick Narzissas streifte mich. "Politik ist Männersache." Der Hinweis war deutlich. "Ich bin längst nicht in Kenntnis aller Pläne und Vorhaben des dunklen Lords und bekomme auch nur das mit, was ich durch aufmerksames Zuhören erfahre." Ihre Augen zuckten kurz zu ihrem Sohn hinüber, ehe sie wieder auf mir verharrten. "Du wirst früher oder später lernen, wie du deine Prioritäten in dieser Welt setzen musst, Mariah."

Ein schwerer Gong der Standuhr in der Ecke ließ es beinahe so wirken, als hätte die Schwester von Bellatrix Lestrange den Effekt ihrer Worte genauestens einstudiert. Ich wechselte einen Blick mit Draco, in dessen Augen ein Sturm tobte. Doch er sagte nichts und wandte sich nach einigen Herzschlägen wieder seelenruhig seinem Essen zu, was ich ihm nach kurzem Zögern nachtat.

Wir sprachen nicht mehr. Die Luft war erfüllt von dem leisen Klappern unseres Bestecks auf den für ein Frühstück viel zu pompösen Tellern und als ich mir schließlich mit der Serviette den Mund abtupfte, musste ich aus einem mir unerklärlichen Grund an meinen ersten Besuch in Malfoy Manor denken. Das war inzwischen auch vier Jahre her. Damals waren Draco und ich nicht einmal ein Paar gewesen und ich erinnerte mich, dass Mister Malfoy mir an diesem ersten Abend eine unheimliche Angst eingejagt hatte.

Als ich gerade meine Tasse endgültig leeren wollte, flammte das Mal an meinem Arm schmerzhaft auf. Es war die einzige Warnung, die ich bekam. Mein Kopf zuckte hoch. Draco hatte seinen Stuhl zurückgeschoben und hatte sich in Richtung Portal umgedreht, hinter dem fast im selben Augenblick hastige Schritte erklangen.

Es war schließlich Lucius Malfoy, der hereinstürmte. Sein Umhang zerfleddert, der Ausdruck in seinem Gesicht gehetzt, hätte er eigentlich keinen Grund zur Aufregung geboten – Askaban hatte sehr an dem einst hochherrschaftlichen Zauberer gezehrt – wären da nicht seine Worte gewesen. "Potter ist entkommen."

Mit einem Scharren schob auch ich meinen Stuhl nach hinten. "Wieso ist mein Bruder entkommen? Was ist überhaupt passiert?" Er konnte doch unmöglich so dumm gewesen sein, ins Ministerium zu gehen?

Ich wurde abermals überrascht. Zwar traf er sein übliches Schnarren nicht ganz, allerdings ließ er sich tatsächlich zu einer Antwort herab. "Mit dem Fall des Ministeriums sind auch sämtliche Schutzzauber aufgelöst worden. Alle mühsam errichteten Banne des Ordens wurden zerstört und so war es uns möglich, seine möglichen Verstecke zu infiltrieren. Sie wurden gewarnt."

Mir war klar, dass ich bei seinen Worten keine Erleichterung empfinden durfte. Aber obwohl ich mein Bestes tat, diese niederzukämpfen, schlug sie doch ihre Wurzeln und schaffte es, einige Blüten zu öffnen. "Sie sind entkommen?"

"Nicht alle."

Unknown Potter III - Fight for the greater GoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt