7 | 54. Kapitel

805 63 17
                                    

Die Folter zog sich. Es schien ganz so, als sei der dunkle Lord in eine Art Raserei verfallen, die, einmal angefangen, so schnell nicht mehr aufhörte. Nicht nur ich bekam mein Fett weg. Und ich hasste mich für die Erleichterung, die mich jedes einzelne Mal durchlief, wenn ich auf dem von Scherben übersäten Boden einen Moment zum Verschnaufen bekam, weil ein anderer seinen Zorn spürte.

Irgendwann hatte meine Nase zu bluten begonnen. Ich war so erschöpft, dass ich nicht einmal die Hand hob, um die Feuchtigkeit wegzuwischen. Stattdessen betrachtete ich mein Spiegelbild in der Glasscherbe direkt vor meiner Nase, in der ich seltsam verzerrt wirkte.

Jeder einzelne Muskel in meinem Körper schmerzte. Mir war schlecht und ich hatte Kopfschmerzen. Ich machte mir keine Illusionen – hätte ich meinen Magen nicht bereits vorhin im Hof ausgeleert, würde ich mich spätestens jetzt übergeben. Möglicherweise sollte ich also froh sein, dass ich die Situation nicht noch schlimmer gemacht hatte, indem ich dem dunklen Lord vor die Füße gekotzt hatte.

Dabei wäre es der Blick vielleicht sogar wert gewesen.

Ich verkniff mir ein Stöhnen. Bei Merlin, ich hatte Angst, mit einem solchen Laut erneut die Aufmerksamkeit des dunklen Lords auf mich zu lenken.

Gerade litt Bellatrix wieder unter seinem Cruciatus. Über das Glas direkt vor meiner Nase hinweg sah ich ihre verschwommenen Umrisse. Sie schlug um sich, schrie und doch, jedes Mal, wenn der Fluch von ihr wich, kehrte dieser irre Glanz in ihre Augen zurück.

Erschöpft schloss ich die meinen. Jeder einzelne Atemzug sandte Feuer durch meinen Brustkorb. Obwohl ich auf den Überresten des Kronleuchters liegen musste, spürte ich nichts davon. Zu konzentriert war ich auf das Geräusch der Schritte, die abermals näherkamen. Dann innehielten.

Selbst durch meine geschlossenen Lider sah ich den roten Lichtblitz auf mich zukommen. Als er mich traf, krümmte ich mich zusammen. Tausende Messer, die mich bei lebendigem Leib häuteten. Ein Sturz vom Besen aus hunderten Metern Höhe, schließlich der Aufschlag am Boden, bei dem sämtliche meiner Knochen brachen. Dabei fühlte es sich an, als würden sich meine Gliedmaßen in alle erdenklichen und unmöglichen Richtungen verbiegen.

Ich schrie.

Ja, selbst das tat weh. In den vergangenen Minuten – oder waren es Stunden gewesen – war ich heiser geworden. Für Widerstand hatte ich keine Kraft mehr und die Tränen, die mir unablässig aus den Augen quollen, ließen sich auch nicht länger aufhalten.

Ich hatte meinen Herrn enttäuscht. Ich hatte zugelassen, dass ihm sein Erzfeind abermals entkam und hatte ein falsches Gefühl der familiären Pflicht über meine Loyalität gestellt, die ich ihm nun einmal geschworen hatte. Mochte sein, dass ich seine Ideologie nicht in allen Punkten vertrat, aber in gewissen Aspekten hatte er doch recht, oder? Es täte mir nicht weh, sie ebenfalls zu leben.

Während ich immer tiefer in diesen Sog der Selbstzweifel und Schuldgefühle hineingeriet und die Welt um mich herum weiter und weiter in den Hintergrund trat, entging mir, wie die Folter endlich aufhörte. Die erdrückende Magie im Raum verschwand zusammen mit dem Mann, der sie befehligte.

Es kam kaum bei mir an.

Als sich kühle Hände auf meine Wangen legten, wollte ich gegen sie ankämpfen. Wollte sie von mir schieben, sie mit wildem Kopfschütteln davon abhalten, mich zu berühren. Alles, was ich zustande brachte, war ein klägliches Wimmern.

"Mariah -" Die Stimme wollte nicht so recht zu der in meinem Kopf passen, die ebenfalls meinen Namen sagte. Kalt und hohl. Dagegen klang diese zwar schwach, aber voller Wärme. Ein schnarrender Unterton lag darin, als die Person meinen Namen wiederholte: "Mary!"

Unknown Potter III - Fight for the greater GoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt