7 | 38. Kapitel

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Im Nachhinein hatte ich nicht die geringste Idee, wie ich es heil und ohne mich selbst zu zersplintern zurück nach Malfoy Manor schaffte. Oder wie es mir gelang, noch im Forrest of Dean meinen Zauberstab nicht wie eine Viper von mir zu schleudern. Merlin wusste, dass es wohl nur mein ureigener Instinkt war.

Als ich in der langen gekiesten Allee des Manors ankam, hatte ich Harrys und Rons Blicke deutlich vor Augen. Als hätten sich ihre Mienen in meine Netzhaut gebrannt. Während ich direkt nachdem mich die Enge des magischen Reisezaubers verließ, zur Seite stolperte und mich nur mit Mühe und Not an der Hecke fangen konnte, erinnerte ich mich an ihre Fragen. Mein Bruder war sogar auf mich zu getreten, hatte eine Hand nach mir ausgestreckt.

"Mary?", hatte er gesagt und es dabei nicht gewagt, an mir vorbei zu sehen. Er hatte sichtlich um Worte gerungen. Ihm musste wohl selbst aufgegangen sein, dass die ihm auf der Zunge liegende Frage nach meinem Wohlbefinden an dieser Stelle unangebracht wäre. So hatte er geschwiegen, mir nur die Hand entgegengestreckt, als erwartete er, ich würde sie ergreifen. Dass sich jetzt alles ändern würde.

Ich begrüßte den Schmerz, den mir die Dornen der Hecke bereiteten. Die feinen Zweige reichten nicht, um mich richtig darin festzuklammern, doch es genügte, um mich einige Sekunden dagegen sinken zu lassen. Kies knirschte unter meinen Schuhen, weil ich ins Rutschen kam, und ich riss mich zusammen, ehe ich richtig in die Knie gehen konnte. Gleichzeitig schrie im Park dahinter ein Pfau, als wolle er mich daran erinnern, wo ich war. Wie viele Zauberer mich jetzt sehen und Antworten verlangen könnten, auf die ich keine Antwort parat hatte. Wie zur Bestätigung prickelte die Narbe auf meiner Wange, jene, die ich Bellatrix verdankte.

Schwer schluckend richtete ich mich auf, fuhr mir mit beiden Händen durchs Haar und drängte ungeweinte Tränen zurück, die mir die Nase brennen ließen. "Ihr könnt und dürft mir nicht vertrauen", wiederholte ich das, was ich den beiden Gryffindors zum Abschied gesagt hatte. Dieses Mal tat ich es leiser. Gerade laut genug, um dem Klang meiner Worte hinterherlauschen zu können und mich selbst davon zu überzeugen.

Ich konnte nicht länger von oben auf Bellatrix und die anderen alteingesessenen Todesser hinabsehen. Wer war ich, vom hohen moralischen Ross herab über sie zu urteilen, wenn ich selbst nicht besser war?

Nach wie vor wie in Trance begann ich zu laufen, kämpfte dabei den Würgereiz nieder, den ich nicht einzig auf die Auswirkungen des Apparierens schieben konnte. Eine Hand auf meinen rebellierenden Magen gedrückt, konzentrierte ich mich ganz darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Dabei gab ich mein Bestes, nicht zu denken. Leerte meinen Geist, wie Severus Snape es mir vor all den Jahren beigebracht hatte.

Es half nicht.

Die Bilder meiner Taten ließen mich nicht los. Sie ließen mich taub fühlen. Geschmolzener Schnee rann mir vom Rand meines Umhangs in den Nacken, aber ich nahm es kaum wahr.

Wie konnte ich nur? Rational oder nicht, es gab keine Entschuldigung.

Es war Glück oder Zufall, der mich im letzten Augenblick davor bewahrte, mit der Nase voran gegen das massive Eisentor zu rennen. Gerade rechtzeitig erinnerte ich mich an den gemurmelten Zauber in Verbindung mit dem dunklen Mal an meinem Arm, die mich in Kombination widerstandslos passieren ließen. Dort, wo ich das Eisen durchschritt, löste es sich einfach in Rauch auf, um hinter mir wieder die Konsistenz anzunehmen, in der es geschmiedet wurde.

Ein leichter Wind strich über mich hinweg, brachte die Blätter der Hecke zum Rascheln. Bei dem Geräusch sah ich mich instinktiv um. Dabei war ich mir relativ sicher, die Anwesenheit eines anderen atmenden Wesens wahrnehmen zu können. Da war nichts. Das Manor, so dunkel und hoch es vor mir aufragte, lag still da. Mit Ausnahme der Hauselfen würden wohl alle Bewohner schlafen.

Unknown Potter III - Fight for the greater GoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt