7 | 34. Kapitel

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Diese Überlegung ließ mich den Rest der Ferien nicht mehr los. Schon das Abendessen, auf das Narzissa trotz der geplatzten Todesserversammlung bestanden hatte, erwies sich als echte Zerreißprobe. Alles in mir schrie nach Flucht, bangte einerseits um meinen Bruder, andererseits um ein plötzliches Erscheinen des dunklen Lords. Das von den Hauselfen gezauberte Festmahl schmeckte für mich nach Bertie Botts Bohnen jeder Geschmacksrichtung, wobei ich konstant die mieseren Kreationen zu erwischen schien.

Ich erlaubte mir einen Verstoß gegen die Etikette nach dem anderen, obwohl ich meine Miene mit eisiger Entschlossenheit zur Ausdruckslosigkeit zwang. Wie ein Mantra wiederholte ich dabei immer wieder zwei Sätze, wobei ich die freie Hand neben meinem Teller zur Faust ballte. Die Narben auf meinem Handrücken traten dabei allzu deutlich hervor und erinnerten mich an die erste Regel.

Ich muss wissen, wem ich zu gehorchen habe.

Doch es war gar nicht so einfach, höflich auf die Konversationsversuche des Todessers zur rechten Bellatrix' einzugehen, dessen Namen ich gleich nach seiner Vorstellung wieder vergessen hatte. Es war ein Ministeriumsmitarbeiter, der kurz nach dem Fall des Regierungsorgans übergelaufen war. Man merkte ihm seine Laufbahn in der Politik in den angestrengten Bemühungen, das Gespräch aufrecht zu erhalten, in jedem Wort an.

Das drückende Schweigen war ihm ganz offensichtlich unangenehm, denn er plapperte und plapperte. Eigenlich verdiente er schon fast einen Orden dafür, dass er sich von Bellatrix Weigerung, ins Gespräch einzusteigen, so gar nicht irritieren ließ. Genauso wenig von den giftigen Blicken, mit denen sie ihn immer wieder bedachte, während sie mit der Gabel ihre Kartoffeln erstach. Bei dem Zorn, den sie in jede dieser Bewegungen legte, wunderte es mich, dass sie nicht längst ihren Zauberstab gezückt und ihm für sein maßloses Geplapper einen Cruciatus auf den Hals geschleudert hatte.

Ausnahmsweise hätte ich es begrüßt.

Ich selbst saß mit steifem Rücken da. Meine Schultern waren bald verkrampft vor der ungewohnt aufrechten Haltung und die Muskulatur in meinem Rücken begann ebenfalls schmerzhaft zu protestieren. Sittsam schnitt ich mein Fleisch in kleine Stücke und brachte doch nur wenige Bissen hinunter.

Meinem Bruder ging es gut.

Für irgendwas musste es immerhin gut sein, dass wir Geschwister waren. Es hatte eine Zeit gegeben, in der ich mir sogar eingebildet hatte, eine direkte Verbindung zu ihm zu haben. Eine Zeit, in der ich mich immer dann ein unwohles Gefühl überkommen hatte, wenn seine Narbe geschmerzt hatte. Die Albträume, die ich im Sommer vor unserem fünften Schuljahr gehabt hatte, hatte ich im Nachhinein genau dieser Verwandtschaft zugeschrieben.

In der Zwischenzeit war es seltener geworden und wenn hatte ich gelernt, es zu ignorieren. Außerdem sagte ich mir, dass der dunkle Lord kaum zornig gewesen wäre, wenn er endlich den Sieg über seinen Erzfeind errungen hätte. Und wüsste er von unserer Begegnung heute, wäre ich bestimmt nicht mehr in der Lage, noch hier am Tisch zu speisen.

Dennoch schielte ich immer wieder nervös zu Draco hinüber. Dieser ließ sich seine Nervosität nicht anmerken und wäre er nicht eine Spur blasser gewesen als üblich, hätte ich ihm das Schauspiel vielleicht abgekauft.

Die Stimmung im Hause Malfoy wurde kaum besser. Ganz im Gegenteil. Umso länger der dunkle Lord mit Abwesenheit glänzte, desto angespannter wurde sie.

Silvester verbrachten Draco und ich eingeschlossen auf seinem Zimmer. Eine halbe Stunde vor Mitternacht bestellten wir Filly zu uns, die uns zwei Champagnerflöten und das entsprechende Getränk dazu reichte. Mit einem nachlässigen Wedeln seiner Hand verscheuchte Draco sie ohne ein Wort des Dankes.

Ich saß im Schneidersitz auf dem Bett und spielte mit meinem Zauberstab. "Wie hast du es eigentlich geschafft, deine Eltern davon zu überzeugen, ohne uns ins neue Jahr zu gehen?"

Unknown Potter III - Fight for the greater GoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt