7 | 33. Kapitel

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Doch ich war mir ziemlich sicher, meinem Bruder begegnet zu sein. Nicht in seiner Gestalt, aber unter dem Einfluss von Vielsafttrank. Denn das alte Ehepaar am Grab meiner Eltern hatte ich mir nicht anders erklären können und so hatte ich Draco hastig in den Schatten der Kirchenmauer gezogen, die über unsere Köpfe hinweg durch ihre Buntglasfenster farbige Reflexe in den Schnee malten.

Durch den Wind zu uns herüber getragen, schwanden meine Zweifel weiter, als ich die laut vorgelesenen Worte hörte: "Der letzte Feind, der zerstört werden wird, ist der Tod ..." Das war zweifellos der Satz, der auf dem Grabstein meiner Eltern unmittelbar unter den drei Namen stand. Ich hatte mich nicht in der Stelle getäuscht, an der sie begraben lagen. "Ist das nicht eine Vorstellung von den Todessern? Was hat das hier zu suchen?"

"Es bedeutet nicht, dass der Tod so besiegt wird, wie die Todesser es meinen, Harry", hatten wir die zweite Stimme sagen hören und bei dem Namen, den sie anfügte, hatte ich mich haltsuchend an Draco geklammert. Seine Hand begegnete der meinen, gab mir den Halt, den ich in diesem Augenblick so dringend benötigte.

Der Name Harry mochte nicht selten sein. Merlin, ich glaube sogar, der alte Mr. Storm aus Spinner's End könnte diesen Vornamen tragen. Aber ein Harry, dessen Frau verdächtig nach Hermine klang und der mit gesenktem Kopf, hängenden Schultern und offensichtlich trauernd am Grab unserer Eltern stand?

"Es bedeutet... du weißt schon ... über den Tod hinaus leben. Leben nach dem Tod."

Ich hatte mir auf die Unterlippe gebissen und die Nase an Dracos Brust verborgen, um die beiden nicht mehr ansehen zu müssen. Sein Geruch nach Minze und Wacholder umhüllte mich, schaffte es anders als sonst jedoch kaum, mich zu trösten. Sie waren so nah. So nah. Ich hätte nur zu ihnen hinüber gehen müssen. Der Schnee hätte unter meinen Schuhen geknirscht, ich hätte ihnen ein frohes Weihnachtsfest wünschen können – und damit alles kaputt gemacht, worauf ich in den letzten Monaten bis Jahren hingearbeitet hatte.

Passenderweise hatte der alte Mann, in dem ich Harry wiedererkannt zu haben glaubte, just diesen Augenblick gewählt, um erneut das Wort zu ergreifen. Seine Stimme klang kratzig, als kämpfe er mühsam um seine Beherrschung. "Meinst du, sie war hier und hat ihr Grab besucht?"

Eine Windböe trug Hermines Antwort mit sich fort, gleich darauf sprach mein Bruder erneut. Und ich hätte mir abermals Gnade von Mutter Natur gewünscht, mit der sie verhindert hätte, dass ich ihn verstand. Denn obwohl ich mir weiterhin einzureden versuchte, die Chance, ich könnte mich täuschen, bestünde weiterhin, bestätigte er mir damit jeden Verdacht. "Vielleicht wünsche ich es mir, ja. Ich kann nicht einfach so tun, als gäbe es sie nicht – ob sie es so hält oder nicht. Sirius er -"

Ich presste die Lider fest zusammen, als könnte ich so meine Ohren verschließen. Zwar sprach er den Rest des Satzes so leise, dass er nicht bis zu Draco und mir drang, doch es genügte mir, um den Tenor zu verstehen. Die übrigen Rumtreiber hatten ganze Arbeit geleistet. Sie waren zu verstockt und verbohrt in ihren Vorstellungen der heilen Welt, als dass ...

Ich hatte mein Aufschluchzen rasch im Stoff von Dracos Jacke erstickt und einen halben Schritt auf ihn zu gemacht, um ihn fester zu umklammern. Es bedurfte keiner Bitte, die ihn dazu veranlasste, eine Hand in mein Haar zu schieben und meinen Kopf an sich zu drücken. Stummer Trost, den ich gerade so bitterlich brauchte. Möglicherweise spürte er darüber hinaus auch meinen inneren Zwiespalt, denn er hielt mich fest, verhinderte effektiv, dass ich es mir doch noch anders überlegen konnte.

Schritte im Schnee erklangen hinter mir und ohne hinsehen zu müssen, wusste ich, dass sich das Ehepaar zum Gehen wandte. Sie kamen nicht weit. Keine zehn Schritte, dann harrten sie aus und der Wind trug Hermines scharfen Befehl zu uns herüber. "Wart mal, Harry."

Unknown Potter III - Fight for the greater GoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt