7 | 69. Kapitel

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Hermine erwartete mich, als ich endlich den langen Gang kriechend und krabbelnd hinter mich gebracht hatte, bis meine verletzten Hände von der Berührung mit der feuchten Erde brannten. In meiner Erinnerung war der Tunnel größer gewesen, wenngleich ich ahnte, dass ich es war, auf die die Veränderung zurückzuführen war.

Das Treppenhaus, das mich dahinter erwartete, war noch genauso verstaubt wie damals in unserem dritten Jahr. Dieses Mal fehlten die Pfotenabdrücke und auch die Schleifspur, die Ron damals auf den Stufen hinterlassen hatte, war von der Zeit getilgt worden.

Hermines Wangen waren eingefallen, ihr buschiges Haar zerzauster als sonst ohnehin schon. Die Schlacht hatte auch sie gezeichnet, die Wochen der Flucht waren nicht spurlos an ihr vorbei gegangen. Der Blick, den sie mir schenkte, war todernst. Nicht die Spur eines Lächelns, was mich nicht sonderlich verwunderte. Immerhin stand sie zu meinem Bruder und seine Vergebung verdiente ich mir nicht in einer Million Jahren. Da spielten meine Beweggründe, die ich ihm zum jetzigen Zeitpunkt ohnehin nicht offenlegen konnte, keine Rolle.

"Ich dachte, der Patronus wäre von Harry gekommen?" Das hieß, nein, ich wusste es. Aber es sollte gleichgültig klingen. Nur ungerne wollte ich mir anmerken lassen, wie enttäuscht ich war, ihn hier nicht zu sehen. Dabei wusste ich selbst nicht, was ich erwartet, oder worauf ich gehofft hatte.

"Er -" Sie öffnete den Mund, schloss ihn. Irgendwie wirkte sie hilflos auf mich, wie sie vor mir stand und ihren Zauberstab zwischen den Fingern drehte. "Na ja -"

"Wo ist er?"

"Harry ist -" Als ihr Blick nervös durch den verstaubten Flur zuckte, fühlte ich mich in meiner Ahnung bestätigt.

"Er ist unter dem Tarnumhang, nicht wahr?", fragte ich, bemüht, meiner Stimme einen ausdruckslosen Klang zu verleihen.

Es sollte mich nicht wundern. Es sollte mir nicht wehtun. Und doch krampfte sich mein Herz schmerzhaft zusammen, schnürte mir die Kehle zu.

"Was?", schob ich bissiger als beabsichtigt hinterher und sah mich ebenfalls in dem schmalen Gang um. Von meinem Bruder selbstverständlich keine Spur. Die Fenster der heulenden Hütte waren verrammelt wie immer, das einzige Licht ging von der kleinen Gaslaterne an der Wand aus. Der Umhang unseres Vaters hatte keine Schwächen, kein Schatten wies auf die Anwesenheit weiterer Personen hin. "Denkt ihr, ich wäre der Aufforderung gefolgt, um dann den Ruhm einzuheimsen, indem ich meinen eigenen Bruder ausliefere?"

Ich merkte nicht, dass ich den Atem anhielt, bis Hermine den Kopf schüttelte. "Nein, Mariah", sagte sie viel zu sanft und wenn in dieser Nacht nicht schon so viel geschehen wäre, wäre ich vielleicht über die Leichtigkeit erstaunt gewesen, mit der sie mich bei meinem richtigen Namen nannte. Unschlüssig kaute sie auf ihrer Unterlippe und wieder wanderte ihr Blick in eine der Zimmerecken. Es war ihr anzusehen, dass sie sich Beistand von ihren Freunden erhoffte. Schließlich seufzte sie. "Komm bitte mit."

"Was -?"

Beunruhigt ob ihres Tonfalls folgte ich ihr durch eine angelehnt stehende Tür, die mir bei unserem ersten Besuch vor all den Jahren nicht aufgefallen war. Möglich, dass ich mich einfach nicht an sie erinnern konnte. Sie quietschte in den Angeln und schabte über den Boden, als Hermine sie vorsichtig aufstieß.

Der Raum dahinter war nur spärlich erleuchtet. Ein Tisch stand dort. Zwei Stühle. Für diesen Ort sahen sie erstaunlich funktionstüchtig aus. Nicht alt und benutzt, als hätte ein Werwolf sie in Vollmondnächten demoliert und auseinandergenommen. Sie sahen aus, als wäre Lupin nie -

Hermine verharrte eine Armlänge von mir entfernt und aus einem mir unerklärlichen Grund begann mein Herz wild zu pochen. Das ungute Gefühl, das mich in die heulende Hütte begleitet hatte, verstärkte sich.

Unknown Potter III - Fight for the greater GoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt