7 | 74. Kapitel

838 68 23
                                    

"Halt."

Der knappe Befehl bremste uns unmittelbar am Rande des Waldes, als sich die Bäume lichteten und die ersten Strahlen der Morgendämmerung in unser Sichtfeld rückten. Das Getöse des Triumphzugs, der Lärm der von den Riesen umgestoßenen Bäume und das Kreischen der aufgeschreckten Vögel verklang. Die plötzliche Stille drückte schwer auf mein Trommelfell.

Dort, wo wir standen, legte sich eine eisige Kälte über uns. Kleine weiße Wölkchen bildeten sich in der Luft vor unseren Mündern und ich hörte den rasselnden Atem der Dementoren, noch ehe ich sie sah. Die Hoffnungslosigkeit, die sie verströmten, kroch mir durch Mark und Bein. Schlimmer diesmal.

Severus Snape, der Mann, der mich aufgezogen hatte, war tot.

Mein Pate war tot.

Harry war tot.

Wofür noch kämpfen? Wäre es nicht einfacher, mein Leben rasch beenden zu lassen? Mein Verrat würde früher oder später ohnehin auffliegen, ich –

Draco, flüsterte eine Stimme im hintersten Winkel meines Verstands. Dein Mann. Er würde leiden, Unvorstellbares durchleben, wenn er ohne dich unter einer Herrschaft des dunklen Lords bestehen müsste. Das kannst du ihm nicht antun. Ich tastete nach dem schweren Familienring der Familie Malfoy, fuhr mit dem Finger über das Symbol unseres Ehegelübdes. Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit fluteten meine Gedanken, sein Geruch nach Wacholder und Minze, seine Arme, die er um mich schlang, während wir gemeinsam auf die spiegelglatte Wasserfläche des Loch Ness' blickten. Seine Lippen auf meinen.

Wärme flutete mich und ich schloss sekundenlang die Augen, um das Gefühl auszukosten. Nur um sie Herzschläge später aufzureißen.

Der dunkle Lord schritt an uns vorbei, weiter aufs offene Gelände, Nagini um seine Schultern gelegt. Mit magisch verstärkter Stimme richtete er das Wort an die Überlebenden der Schlacht im Schloss, das weit vor uns aufragte und im frühen Licht des Morgens weitaus ramponierter wirkte als noch in der letzten Nacht. Ich war mir fast sicher, dass einige Zinnen fehlten. Eine der Mauern nahe den Gewächshäusern war von oben bis unten aufgerissen und die Türme des Quidditchfelds, die von hier aus eigentlich zu sehen sein sollten, gab es nicht mehr.

"Harry Potter ist tot", begann der dunkle Lord und kostete die Eröffnung dabei mit jeder Silbe aus. "Er wurde getötet, als er wegrannte, als er versuchte, sich selbst zu retten, während ihr euer Leben für ihn gegeben habt. Wir bringen euch seine Leiche zum Beweis dafür, dass euer Held gestorben ist.

Die Schlacht ist gewonnen. Ihr habt die Hälfte eurer Kämpfer verloren.

Meine Todesser sind in der Überzahl gegen euch, und der Junge, der überlebt hat, ist erledigt. Der Krieg darf nicht länger währen. Jeder, der weiterhin Widerstand leistet, ob Mann, Frau oder Kind, wird niedergemetzelt werden, wie jedes Mitglied seiner Familie. Kommt aus dem Schloss, unverzüglich, und kniet vor mir nieder, und ihr werdet verschont werden."

Verstohlen musterte ich die Todesser um mich herum. Die meisten strotzten vor Zufriedenheit, hingen an seinen Lippen. Ob sie wirklich glaubten, dass sich die Hexen und Zauberer dort oben im Schloss – Schüler, Lehrer, Mitglieder des Ordens – einfach so ergeben würden?

Ich wechselte einen Blick mit meiner Schwiegermutter, die an der Seite ihres Mannes verharrte. Sie glaubte das nicht. Ihre einzige Hoffnung bestand darin, ihren Sohn rechtzeitig zu finden.

"Eure Eltern und Kinder, eure Brüder und Schwestern werden leben, und es wird ihnen verziehen, und ihr werdet euch mir anschließen in der neuen Welt, die wir gemeinsam errichten werden." Das Ende des Satzes erstarb in der eisigen Luft und das Echo hallte zwar nicht über das Gelände, dafür schien es sich auf mein Trommelfell gebrannt zu haben wie ein nerviges Fiepen.

Unknown Potter III - Fight for the greater GoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt