7 | 47. Kapitel

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Der Art nach, in der Draco seine Lippen aufeinander presste, ging es ihm nicht besser. Dabei hätte ich damit rechnen können. Wir beide hätten damit rechnen können. Immerhin lag nichts näher, als mich zur Identifikation meines Bruders zu nutzen.

Dass man mich noch nicht geholt hatte, verdankte ich wohl einzig und allein der Hektik des Moments. Sollte ich meinen Standort preisgeben? Einfach wie gerufen in den Raum treten?

Mein Mann nahm mir die Entscheidung ab. Zwischen fest aufeinandergebissenen Zähnen presste er ein "Natürlich, Vater" hervor, dann lief er auf mich zu. Sein Mienenspiel wies mich gnadenlos an, in den Korridor zurückzuweichen.

Ich tat es.

Mit einem sanften Klick zog er die Türe hinter sich ins Schloss und sperrte das Licht im Salon ein. Wir standen im Halbdunkeln. Dennoch erkannte ich mühelos, wie seine Schultern herab sanken und er einige Sekunden lang den Kopf in den Nacken legte, wo er stumm gen Decke fluchte.

"Ich habe keine Ahnung, wie wir deinen Bruder da rausholen sollen", murrte er irgendwann und fixierte mich endlich mit seinen stahlgrauen Augen. "Die Scheiße, in die sie sich da hineingeritten haben, ist zu groß, um sie auszulöffeln."

"Also ist er es tatsächlich?", fragte ich hohl und blickte an ihm vorbei, als könnte ich die vier Gryffindors durch die Wand hindurch sehen.

Hände griffen nach mir. Kühle Finger schlangen sich um die meinen und hielten sie still. Machten mir erst bewusst, wie sehr ich zitterte. Er musste es nicht bestätigen. Die Nachfrage allein war töricht gewesen, wo ich doch selbst mehr als genau wusste, mit wem die Greifer hier aufgeschlagen waren.

"Du musst da jetzt gleich rein." Dracos Stimme hallte viel zu laut in dem schmalen Flur wider. Mir war, als müssten sie uns doch hören können, weshalb ich das Gespräch unbedingt kurz halten wollte. "Nimm dir noch einen Augenblick", murmelte mein Mann, ließ dafür eine meiner Hände los, um mir eine Haarsträhne aus der Stirn zu streichen.

Wenn ich gewusst hätte, was hier unten auf mich wartete, hätte ich sie zum Zopf zusammen genommen. Jetzt trug ich sie offen. Sie könnten mich stören, sollte es zum Kampf –

"Denk nicht einmal daran, Mariah Elisabeth Malfoy!" Obwohl leise, war der drohende Tonfall in Dracos Stimme kaum zu überhören. Er griff nach meinem Kinn. Beinahe schmerzhaft fest zwang er mich dazu, ihn anzuschauen und so aus meinem Tunnel aufzutauchen. "Merlin weiß, dass ich für sehr viele deiner Handlungen Verständnis hatte." Wie schon eben im Salon, zuckte ein Muskel an seinem Kiefer. So außer sich hatte ich ihn bislang selten gesehen. Wenn in seinen silbrigen Augen keine Sorge geschimmert hätte, hätte ich vielleicht gegen ihn aufbegehrt. "Du bist deines eigenen Glückes Schmied, sagen sie immer. Aber ich werde nicht zulassen, dass du dich gleich in diesem Salon umbringen lässt, in der verzweifelten Hoffnung, den Kopf deines Bruders aus der Schlinge zu ziehen. Er hat ihn selbst dort hineingelegt."

Ich schwieg. Natürlich hatte er recht. Besser machte es das keinesfalls.

"Antworte mir!" Es grenzte an ein Knurren. "Soll er seine eigene Suppe auslöffeln, noch einmal will ich nicht, dass er dich, meine Frau, mit da hineinzieht."

Gequält schloss ich die Augen und zwang mich schließlich zu einem Nicken. "Ich weiß." Etwas lauter, ein klein wenig überzeugender, wiederholte ich: "Ich weiß, Draco." Dann erlaubte ich mir für Sekundenbruchteile den Kopf gegen seine Brust sinken zu lassen und seinen Geruch nach Minze und Wacholder zu inhalieren. Er ließ es zu, glitt mit seiner Hand von meinem Kinn fort hinauf in mein Haar, wo sich seine Finger um die losen Strähnen schlossen. Die kleinen Kreise auf meiner Kopfhaut beruhigten mich. Ich schluckte schwer, ballte meine freie Hand an seiner Seite zur Faust.

Unknown Potter III - Fight for the greater GoodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt