Prolog

90 5 2
                                    

Meine Beine zitterten unter mir, die Wände drehten sich, ich schluckte die Tränen herunter. Wollte rennen, doch ich konnte mich nicht bewegen, war wie erstarrt. Sein Gesicht war rot angelaufen, er schritt auf mich zu und blickte mit zusammengekniffenen Augen auf mich herab. Ich zuckte zusammen – in diesem Moment dachte ich, er würde mit der Hand ausholen, doch er, er drehte sich ruckartig um und lief im Wohnzimmer auf und ab.
„Bitte, lass uns reden. Was ist los?"
Ich fand endlich meine Sprache wieder. Auch wenn die Worte zittrig und kaum hörbar herauskamen. Er reagierte nicht, schien mich nicht mehr wahrzunehmen. Ich schluckte und schmeckte Metall – Blut. Meine Hände waren eiskalt und jeden Moment drohten die Beine unter mir nachzugeben. Doch ich nahm all meine Kraft zusammen und ging vorsichtig auf ihn zu. Hob die Hand, wollte ihn berühren, ihn besänftigen, ihn aus seinem Wahn erwecken.
Auf einmal spürte ich seine Finger an meiner Kehle. Dann drückte er zu. Ich schnappte nach Luft, war wie gelähmt.
„Bitte-", presste ich hervor, als das Wohnzimmer vor mir verschwamm und Punkte vor meinen Augen tanzten. Ich musste kämpfen, das konnte nicht das Ende sein. Ich griff nach seinen Fingern, zerrte an ihnen. Sie bewegten sich keinen Millimeter.
„Ich krieg kei-"
Die letzten Worte gingen in einem Husten unter. Um mich herum nur noch tanzende Punkte. Und dann wurde alles schwarz.

EntzweitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt