𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝟭𝟰 - Verluste

402 17 0
                                    

Der Besitz macht uns nicht halb so glücklich, wie uns der Verlust unglücklich macht
- Jean Paul -

Der Besitz macht uns nicht halb so glücklich, wie uns der Verlust unglücklich macht- Jean Paul -

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

»Hey«, begrüße ich Michelle und lasse mich neben sie auf die Sitzbank fallen. Mit ihr habe ich eine wunderbare Sitznachbarin in Geschichte der Zauberei, schließlich kann man sich gut mit ihr unterhalten und ich muss mir nicht dieses langweilige Gequatsche von Professor Binns anhören.

Die Gryffindor gibt nur ein leises Grummeln von sich und starrt weiterhin auf das Tintenfass, welches auf unserem Tisch steht. Sie ist komplett abwesend.

»Ist alles in Ordnung?«, frage ich vorsichtig. Um unseren Lehrer muss ich mir keine Sorgen machen, denn Binns würde es nicht einmal bemerken, wenn man hier einen richtigen Kaffeeklatsch veranstalten würde, so vertieft ist er in seine langweiligen Reden.

»Später, okay?«, antwortet sie mit zittriger Stimme.
»Klar, kein Problem«, gebe ich ruhig zurück, Michelle sieht wirklich alles andere als gut aus. Ihre Haut ist blass, dunkle Schatten liegen unter ihren sonst so strahlenden Augen und selbst ihre Haare sind zerzaust.

Ich strebe hastig auf das Ende der Stunde hin, doch gerade heute kommt mir es so vor, als würde Zeit besonders langsam verlaufen.
Nach ein paar weiteren, endlos langen Minuten ertönt zu meinem Glück endlich der erlösende Glockenschlag. Ich packe schleunigst Feder, Tintenfass, Buch und Pergamentrollen zusammen, dann stelle ich mich auf Michelles Seite.

Stumm verlassen wir das Klassenzimmer und gehen eine Weile, bis Michelle vor einem großen Fenster stehen bleibt, auf dessen Bank wir uns schlussendlich niederlassen.

»Du siehst bedrückt aus«, bemerke ich achtsam, um das Gespräch zu beginnen.
»Es ist einfach alles so schwer im Moment«, schluchzt sie und streicht sich mit dem Handrücken die anbahnenden Tränen aus dem Auge.

»Du kannst dich doch noch daran erinnern, was ich dir letztes Jahr im Oktober erzählt habe? Als du mich weinend auf der Toilette erwischt hast?«, fragt sie betrübt und schaut in die Ferne. Als Antwort nicke ich bloß.

»Meine Mutter hat das Baby bekommen«, beginnt sie ruhig, dann bricht sie in Tränen aus. Ich halte mich zurück ihr zu gratulieren, denn anscheinend ist sie bei diesem Thema ziemlich empfindlich.

»Die Geburt hat wie geplant Anfang November stattgefunden, allerdings lief sie alles andere als gut. Nachdem mein kleiner Bruder geboren wurde, hat er nicht geatmet. Die Ärzte haben Atemprobleme feststellen können, dennoch hat er es geschafft.
Und als wenn das nicht genug wäre, war es auch bei meiner Mutter knapp. Du weißt ja, dass sie bereits eine Vorerkrankung an der Lunge hatte, das würde auch die Atemprobleme meines Bruders erklären«, spricht sie weiter, ihre Stimme zittriger als zuvor.

»Er hat sich so wacker geschlagen, und letzte Woche ist er dann... er ist...«
Weiter kommt sie nicht, denn sie bricht erneut in Tränen aus und lehnt sich mit den Händen auf dem Gesicht gegen meine Schulter.

Past, present and future - Tom Riddle Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt