9. Kapitel

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Aus November wurde Dezember, das Wetter wurde noch kälter und eines Morgens guckte ich aus dem Fenster und rieb mir verblüfft die Augen. Alles war weiss; über die Nacht hatte es mindestens 30 Zentimeter geschneit. Der Nachmittag dieses Tages war der Beste seit langem. Wegen des vielen Schnees fiel Kräuterkunde aus, da Professor Sprout zusammen mit Filch die Gewächshäuser erst einmal vom Schnee befreien musste, damit die Pflanzen überhaupt Licht bekamen. Zusammen mit meinen Hausgenossen nutzte ich die Gelegenheit, den Schnee in vollen Zügen zu geniessen, mit Schneetrollen bauen und natürlich mit einer Schneeballschlacht auf Leben und Tod Mädchen gegen Jungs. Wobei ich gestehen muss, dass Angelina, Alicia und ich unterlagen – gegen Lee, Kaspar und vor allem die Raffinesse der Zwillinge hatten wir schlichtweg keine Chance.

«Hey Leute, ich hab' 'ne Idee», meinte Fred, nachdem wir unsere Niederlage eingestanden hatten. «George und ich haben da so 'nen netten, kleinen Zauber ausgetüftelt.» Fred grinste über beide Ohren und mir schwante Böses. «George, dürfte ich bitten?»

«Aber natürlich, Bruderherz», antwortete George mit einer galanten Verbeugung. Er nahm etwas Schnee auf, formte daraus einen perfekt runden Schneeball und sprach einen Zauber darüber. «Und jetzt, Augen auf, meine Damen und Herren!» Mit grosser Geste liess George den Schneeball fallen – nur dass er nicht fiel. Für einen Moment schwebte er reglos im Nichts, als wäre die Schwerkraft für ihn aufgehoben, dann zitterte er, schoss plötzlich auf mich zu und traf mich mitten ins Gesicht.

Ich verfluchte die Zwillinge und spuckte Schnee, was die bunte Palette meiner Flüche leider etwas schmälerte. «Verdammt nochmal! Bei Odins einem Auge! Zerbrochener Zauberstab! Latrinen-Pupser! Giftzwerge! Sandalenlose Vagabunden! Mars Fluch über euch! Schert euch zur Inquisition! Beim dreifach geknüpften Strang!» Was soll ich sagen, mein Aufenthalt in Londinium hatte mein Wortschatz betreffend Schimpfwörter erheblich vergrössert.

«Entschuldige Adrienne, aber wir brauchten jemanden zu Demonstrationszwecken», meinte Fred.

«Genau», bekräftigte George. «Und keine Sorge, nächstes Mal nehmen wir jemand anderen.» Unheilverkündend grinste er in die Runde.

«Und was machen wir jetzt mit diesem Zauber», fragte Lee hellauf begeistert.

«Och, wir haben da ein, zwei andere Personen im Sinn, die wir ebenfalls für Demonstrationszwecke und natürlich auch für die seröse, wissenschaftliche Weiterentwicklung ausgewählt haben», erklärte Fred zwinkernd.

«Und wer steht denn so auf eurer Liste mit Versuchspersonen?», fragte Angelina neugierig. Auch Kaspar, Alicia und ich drängten uns neugierig näher, als die Zwillinge mit der Aufzählung begannen.

«Erstmal Marcus Flint und die anderen aus der Slytherin-Hausmannschaft. Dann natürlich unsere liebe Miss Cole, für ihre andauernden und falschen Kommentare über Adriennes Familienverhältnisse», George zwinkerte mir zu.

«Damit es nicht so auffällig ist, dass die Schneebälle von uns kommen, haben wir noch Eliza, Percy und ein paar dieser überheblichen Hufflepuffs aus der Vierten auf die Liste gesetzt. Und noch Professor Quirrell, dieser Langweiler», ergänzte Fred die Aufzählung.

«Wieso Quirrell und keiner der anderen Professoren?», wollte Kaspar wissen.

Fred druckste etwas herum. «Nun, eigentlich wollten wir Snape noch auf die Liste nehmen ...»

«... aber der wird es wohl sofort durchschauen», beendete George den Satz.

Ich lachte: «Die Sache mit, aus allen Häusern jemanden nehmen, ist nicht wirklich ein überwältigend guter Verschleierungsversuch.»

Fred zuckte die Schultern. «Was solls, Hauptsache, es macht Spass.» Er grinste wieder in die Runde. «Und? Wer macht mit?»

Wir alle natürlich, auch wenn Alicia und Kaspar sich dem Vergnügen nur zögerlich anschlossen. Aber selbstverständlich war das auch die Taktik der Zwillinge: Mitgegangen, mitgehangen. Niemand von uns würde sie bei einem der Lehrer anschwärzen, da wir ja selbst beim Streich mitgemacht hatten.

Undeutbare Zeichen - Adrienne Seanorth 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt