20. Kapitel

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Die Kammer des Schreckens war der Legende nach ein Raum, den Slytherin persönlich im Schloss eingebaut hatte, wie ich am nächsten Morgen beim Frühstück in der grossen Halle erfuhr. Die Weasley-Zwillinge, Lee und Alicia waren entsetzt, dass ich noch nie davon gehört hatte. In der Kammer wohnte angeblich ein schreckliches Ungeheuer, das Slytherins Befehl ausführen und alle Muggelstämmigen in Hogwarts töten sollte.

«Das ist Blödsinn!», beschwerte sich Kaspar. «So etwas würde Professor Slytherin niemals tun! Er hatte nichts gegen Muggelstämmige.»

«Genau», pflichtete ich bei. «Und er war gestern ganz verwirrt, als Snape von der Kammer geredet hat.»

«Wie bitte?», kam es verwirrt von meinen Freunden.

«Du hast mit Professor Slytherin gesprochen?», fragte Kaspar. «Wie?»

Ich begann vom Samhain-Ritual zu erzählen, als Jessie und Cedric zu uns an den Gryffindortisch kamen, um Kaspar und mich zu fragen, ob wir eine Idee hatten, wo die Kammer des Schreckens versteckt sein könnte.

«Nein, keine Ahnung», sagte Kaspar leicht genervt. «Aber ich würde wirklich gerne wissen, wie es Adrienne gestern gelungen ist, mit Professor Slytherin zu sprechen.»

«Gestern war Samhain, du Dussel», sagte Jessie und sah dann mich auffordernd an. «Erzähl!»

Ich begann erneut und konnte dieses Mal die Geschehnisse zu Ende erzählen, ohne wieder unterbrochen zu werden.

«Ihr wollt wirklich behaupten, dass Slytherin nicht dahintersteckt?!», empörte sich Cedric und klang fast wie sein Vater, als dieser sich in der Winkelgasse über Joanne beschwert hatte. Dann besann er sich jedoch: «Aber ihr habt schon recht, nachdem was ihr von Slytherin erzählt hat, passt das wirklich nicht zu ihm.»

Fred schüttelte empört den Kopf: «Er hat euch hinters Licht geführt, Adrienne. Euch alle, alle Schüler und Lehrer von Hogwarts.»

«Du hast das nicht gesehen gestern, Adrienne», sagte George. «Slytherin hat sein wahres Gesicht gezeigt.»

«Nein! Das hat er nicht!», widersprach Kaspar empört. «Er war mit Adrienne beim Samhain-Ritual, wie sollte er gleichzeitig im Schloss gewesen sein, um die Kammer zu öffnen und diese Botschaft an die Wand zu schreiben?»

«Was weiss ich. Er ist tot», verteidigte George sich.

«Was für eine Botschaft?», fragte ich.

Vor der ersten Stunde zeigten die anderen mir die Botschaft. Halbmeterhohe Lettern waren in blutroter Schrift an eine Wand geschmiert worden:

DIE KAMMER DES SCHRECKENS WURDE GEÖFFNET.

FEINDE DES ERBEN, NEHMT EUCH IN ACHT

«Hier an der Fackel hat Mrs Norris gehangen. Versteinert», erklärte Cedric. «Und direkt davor standen dein Bruder, Ron und Hermine. Filch hat sie natürlich sofort beschuldigt.»

Die anderen nickten bestätigend.

Ich starrte die Schrift an und schüttelte dann resigniert den Kopf. In was war mein kleiner Bruder da hineingeraten?

«Aber das ist doch völlig klar!», rief Kaspar aus und wir anderen zuckten zusammen. «Feinde des Erben», zitierte er. «Damit wissen wir doch, wer die Kammer geöffnet hat! Es war nicht Professor Slytherin!»

«Kaspar, es geht darum, dass Slytherin die Kammer gebaut hat», erinnerte Lee ihn.

«Fragen wir doch einfach Finëa», schlug Jessie vor.

Doch bevor wir das tun konnten, läutete die Glocke zur ersten Stunde und wir eilten zu unseren Klassenzimmern.

Den meisten Leuten schien es egal zu sein, ob Slytherin nun die Kammer gebaut hatte oder nicht, sie waren viel zu beschäftigt damit, sich vor dem Monster in der Kammer zu fürchten. Ich machte mir da weniger Sorgen. Das Feyblut hatte mich bisher immer zuverlässig vor Monstern aller Art geschützt, wieso sollte es dieses Mal anders sein? Ausserdem war ich auch ein Obscurial und hatte meinen Obscurus mittlerweile recht gut im Griff – noch nicht so perfekt wie Kaspar, aber doch so gut, dass ich ihn unter meine Kontrolle und zum Verschwinden bringen konnte, wenn auch nur mit Mühe.

Undeutbare Zeichen - Adrienne Seanorth 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt