Am nächsten Morgen fuhr meine Ma mit Kaspar und mir in ihrem schwarzen Geländewagen durch London, um meine Freunde einzusammeln. Kaspar hatte sich immer noch nicht ganz an Autos gewöhnt, aber seine Angst vor den stinkenden, pferdelosen Kutschen, wie er sie manchmal nannte, hatte deutlich abgenommen – bei seiner ersten Fahrt hatte er sich die ganze Zeit erschrocken in den Polstern festgekrallt.
Als erstes sammelten wir Joanne ein, die mit einem kleinen Rucksack über den Schultern auf der niedrigen Mauer an der Einfahrt zu ihrem Haus sass und uns schon von weitem zuwinkte. Sie stieg gleich ein, begrüsste mich mit einer stürmischen Umarmung und sprach dann neugierig Kaspar an, von dem ich ihr bereits in meinen Briefen erzählt hatte. Kaspar war genauso neugierig aber wesentlich zurückhaltender als Joanne, die ihn gleich mit Fragen überhäufte.
Weiter ging es in Londons Innenstadt, genauer zur Charing Cross Road, wo Ma unser Auto vor einem Buchladen parkierte. Joanne schaute sich verwirrt um, denn anders als Kaspar, meine Ma und ich war sie nicht in der Lage, das Geschäft zwischen der Buchhandlung und dem danebenliegenden Kleidergeschäft zu sehen. Es war ein heruntergekommener Laden, dessen schwarz gestrichene Fassade mittlerweile eher in ein dunkles Grau überging. Über dem Eingang hing ein hölzernes Schild, dessen schwarze Farbe abblätterte und der einst wohl golden aufgemalte Kessel war kaum mehr zu erkennen. Vor uns lag der Tropfende Kessel, der Eingang zur Winkelgasse. Vor einer Woche hatte eine der Schuleulen Kaspar und mir Briefe aus Hogwarts gebracht, in denen wir darüber informiert wurden, was wir alles fürs neue Schuljahr brauchten. Seither hatten wir mit Cedric, Jessie und Fred und George geplant, uns in der Winkelgasse zu treffen und danach alle für den Rest der Ferien zu mir zu gehen. Dass nun Joanne, eine Muggel, auch dabei war, spielte aus Sicht meiner Mutter keine Rolle: Eine Person mehr oder weniger, die mit uns durch die Winkelgasse zog, was machte das schon.
Kaspar und ich führten Joanne je an einer Hand über die Schwelle zum Tropfenden Kessel und damit zur magischen Welt. Mit grossen Augen und weit offenem Mund staunend sah Joanne sich um und beobachtete, wie ein Wischmopp in der Ecke von selbst seine Arbeit verrichtete.
Auch Kaspar sah sich neugierig um. «Den Laden hier hat es zu meiner Zeit noch nicht gegeben», bestätigte er meine Vermutung.
Meine Mutter führte uns zügig durch den schmuddeligen Pub hindurch in die Winkelgasse und setzten uns in Florean Fortescues Café, wo wir uns mit den anderen Treffen wollten. Ma bestellte uns allen ein Eis und wir warteten, während Joanne und Kaspar alles bestaunten, sogar das Eis, das beim Essen die Geschmacksrichtung wechselte. Ich beobachtete die beiden neugierig und war mir sicher, dass ich bei meinem ersten Besuch hier genauso gestaunt hatte.
Cedric Diggory war der erste meiner Freunde, der zu uns stiess, zusammen mit seinem Vater, der sich gewichtig in die Brust warf und verkündete, dass er Amos Diggory hiess und im Zaubereiministerium in der Abteilung zur Führung und Aufsicht magischer Geschöpfe arbeitete. Ma nahm ihn daraufhin gleich ins Kreuzverhör. Sie selbst arbeitete für die britische Regierung beim AZMGUK, das war eine geheime Abteilung des Innenministeriums die sich mit der Zusammenarbeit der magischen Gemeinschaften Grossbritanniens beschäftigte. Ich entnahm dem Gespräch zwischen den beiden Erwachsenen, dass der AZMGUK alles andere als einverstanden war mit den Praktiken, die das Zaubereiministerium teils an den Tag legte, wenn es um magische Wesen ging. Cedric unterhielt sich währenddessen mit Kaspar, Joanne und mir und war ganz aufgeregt davon, dass Joanne ebenfalls die nächsten Tage mit uns in Londinium sein würde. Er hatte noch nie Zeit mit einer Muggel verbracht und fand Joanne überaus faszinierend.
Jessie – oder Jessica Silver – war die nächste meiner Freundinnen, die auftauchte. Sie kam allein, nur in Begleitung ihres grossen Schulkoffers, von ihrem Vater und ihrem Bruder hatte sie sich bereits verabschiedet.
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Undeutbare Zeichen - Adrienne Seanorth 3
FanfictionEine Harry Potter Fanfiction Ein weiteres aufregendes Schuljahr beginnt für Adrienne: Sie ist fest entschlossen, das Geheimnis um ihre Herkunft endlich zu lösen. Doch dieses Vorhaben wird erst einmal von der Ankunft des berühmten Harry Potters in Ho...