35. Kapitel

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Die Tür zu McGonagalls Büro stand offen. Drinnen war eine verärgerte Stimme zu hören, abwechselnd mit Dumbledores ruhigen Worten. Ich konnte nicht verstehen, um was es ging und bevor ich noch länger lauschen konnte, flatterte Corvus krächzend in den Raum. Ich folgte ihm wohl oder übel.

Der blonde Mann von vorhin war da und er, der Hauself, Harry und Dumbledore starrten alle, gleichermassen verwirrt, den kleinen, steinernen Raben an, der sich mittlerweile auf das Heft von Gryffindors Schwert gesetzt hatte und ein lautes Krächzen hören liess. Wieder krächzte Corvus und dieses Mal hörte ich seine Stimme in meinen Gedanken: Jetzt komm endlich her, Adrienne. Nimm das Schwert.

Unsicher leistete ich Corvus Aufforderung Folge, ging durch den Raum, wobei ich die Blicke der Anwesenden auf mir spürte und griff nach dem Schwert.

Der Blonde schnaubte verächtlich, als ich mich mit dem Schwert in der Hand und Corvus auf der Schulter zu ihnen umdrehte. Harry und der Hauself sahen immer noch verwirrt aus und Dumbledore ... In seinen Augen sah ich etwas, dass ich bisher noch nie darin gesehen hatte. War das Vorsicht? Misstrauen?

Ohne ein weiteres Wort an mich, drehte sich der Blonde zur Tür. «Wir gehen, Dobby», sagte er zum Hauself und stiess ihn mit einem Fusstritt nach draussen. Entsetzt beobachtete ich die Szene. Wie konnte er nur ...? Auch Harry und Dumbledore waren angewidert von diesem Verhalten.

«Professor Dumbledore», sagte Harry plötzlich hastig, «könnte ich bitte dieses Buch Mr Malfoy zurückgeben?»

Dumbledore hatte nichts dagegen und schon war Harry mit dem Tagebuch aus der Tür verschwunden.

«Miss Seanorth. Bitte legen Sie das Schwert wieder zurück», sagte Dumbledore streng.

Nein, kam es unerwartet von Corvus.

«Wieso nicht?», fragte ich den steinernen Raben.

Du musst es dahin zurückbringen, wo es hingehört, erklärte Corvus. Godric Gryffindor hätte es so gewollt.

«Und wohin soll ich es bringen?», fragte ich, während Dumbledore das einseitige Gespräch mit schräg gelegtem Kopf verfolgte.

In sein Büro.

«Aber das ist versiegelt. Da komm ich nicht rein.»

Nicht mehr. Für dich ist es jetzt offen. Und auch für Harry – weil das Schwert euch gerufen hat.

Verwirrt sah ich den Obsidianraben an.

«In welchen weiteren, versiegelten Raum sollen Sie nach der Meinung dieses faszinierenden Vogels gehen, Miss Seanorth?», fragte jetzt Dumbledore vorsichtig. «Ist dieser Raum genauso gefährlich wie die Kammer des Schreckens?»

«Corvus will, dass ich das Schwert in Professor Gryffindors Büro zurückbringe, Professor», erklärte ich. «Ich denke nicht, dass es gefährlich ist.»

Dumbledore nickte nachdenklich und erhob sich. Er würde mitkommen. Ich war nicht gerade begeistert darüber, akzeptierte es aber.

Den Weg zu Gryffindors Büro fand ich problemlos. Es lag ganz in der Nähe des Gryffindorturms. Anders als beim Zugang zur Kammer des Schreckens oder zum Gemeinschaftsraum der Finjarelles war der Zugang nicht einmal verborgen. Es war einfach eine verschlossene Tür.

«Ah, die Tür, die sich nicht öffnen lässt», sagte Dumbledore. «Kein Zauber oder Fluch, kein Schlüssel oder sonstiges Werkzeug können diese Tür öffnen. Bereits unzählige Generationen von Schülern und Lehrern haben sich daran versucht.»

Fragend sah ich zu Corvus, der mir ermutigend zunickte. Du kannst es öffnen. Das Schwert hat dich ausgewählt. Er keckerte leise. Du bist eben doch eine echte Gryffindor, Adrienne von den Finjarelles.

Undeutbare Zeichen - Adrienne Seanorth 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt