17 | Flucht

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Macht euch bereit für mein bisher längstes Kapitel mit über 6000 Wörtern.

Nach einer rund zwölfstündigen Fahrt kam ich am frühen Morgen um kurz nach 8 Uhr an meinem Reiseziel an. In der Nacht konnte ich kaum schlafen.

Die lauten Geräusche des ruckelnden Zuges und auch meine Gedanken hatten mich davon abgehalten. Ich fühlte mich unendlich müde und fror. Mir entwich ein herzhaftes Gähnen.

Sobald ich mich orientiert hatte, sah ich mich in dem riesigen Bahnhof nach einem Café oder Bäcker um. Schnell wurde ich fündig und betrat den kleinen Laden.

Ich bestellte mir einen Cappuccino sowie ein Croissant und ließ mich für zehn Minuten an einem der Tische nieder. Die Verkäuferin schenkte mir einen mitfühlenden Blick, denn scheinbar sah ich genauso erschöpft aus, wie ich mich fühlte.

Nachdem ich ihr den genannten Betrag inklusive kleinem Trinkgeld in die Hand gedrückt hatte, bat ich darum, kurz die Toilette benutzen zu dürfen, um mich frisch zu machen. Die ältere Frau überreichte mir ohne zu zögern den Schlüssel und zeigte mir den Weg.

Als ich einen Blick in den Spiegel über dem Waschbecken warf, erschrak ich. Mein Haar war wild zerzaust und stand in alle Richtungen ab. Unter meinen Augen hatten sich tiefe, dunkle Schatten gebildet. Meine Pupillen waren klein und die Augen leicht gerötet, als stünde ich unter Drogen. Ich sah durchaus bemitleidenswert aus. Kein Wunder, dass die Verkäuferin mich angeschaut hatte, als wäre ich ein Zombie.

Eilig klatschte ich mir eine handvoll kaltes Wasser ins Gesicht. Ich zog meine Bürste aus dem Rucksack hervor, kämmte meine Haare und steckte sie zu einem messy Dutt nach oben. So sah ich zumindest ein bisschen lebendiger aus. Ich gab den Schlüssel zurück, bedankte mich und verließ mit meinem Gepäck die kleine Bäckerei. Dann suchte ich nach dem Ausgang des Bahnhofs.

Nachdem ich erfolgreich einige Obdachlose abwimmeln konnte, die mir ihre Zeitung verkaufen wollten, lief ich rechts ein Stück die Straße runter bis zu den Treppen, die sich fast direkt neben dem Bahnhofsgelände befanden. Dort ließ ich mich nieder, um meinen Weg zu googeln. Ich kannte mich hier kein bisschen aus und so war ich auf Hilfe angewiesen. Dummerweise hatte ich momentan keine Internetverbindung.

Ich sprach eine junge Passantin an und fragte sie nach der besten Möglichkeit an mein Ziel zu kommen. Sie empfahl mir, mit der U-Bahn zu fahren und erklärte mir geduldig den Weg zur nächsten Station. Ich kaufte ein Ticket und hatte nach mehreren Versuchen endlich die richtige Richtung herausgefunden, in die ich fahren musste.

An welcher Station ich aussteigen musste, wusste ich jedoch nicht. Daher googelte erneut ich nach dem Weg. An einem großen, zentralen Platz musste ich in einen Bus umsteigen. Gesagt, getan. Ohne weitere Zwischenfälle kam ich eine halbe Stunde später an der Ziel-Haltestelle an.

Als ich aus dem Bus gestiegen war, schaute ich mich interessiert um. Hier sah es überall relativ gleich aus. Ich konzentriere mich auf die Navigation, die mich durch die Straßen lotste. Schließlich bog ich in eine überschaubare Seitenstraße ab. Eine schöne, ruhige Gegend mit vielen älteren, aber auch einigen modernen Häusern lag vor mir.

Ich lief den Weg entlang und blieb schließlich vor einem großen, weiß gestrichenen Wohnhaus stehen. Hier war also mein Ziel. Ich suchte den Namen auf dem Klingelschild und läutete.

Ich wartete, doch niemand reagierte. Dann klingelte ich ein zweites Mal. Wieder nichts. Damit hatte ich nicht gerechnet. Was jetzt? Enttäuscht blieb ich vor der verschlossenen Eingangstür stehen.

Glücklicherweise öffnete sie sich nach mehreren Minuten und eine ältere Frau Mitte 60 trat aus dem Gebäude. Sie sah mich irritiert an, was ich gekonnt ignorierte. Schnell schlüpfte ich mit meinem Koffer ins Innere. Mit dem Aufzug fuhr ich bis ins Dachgeschoss.

Panzer | RAF CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt