35 | Überraschungsparty

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Isabells Sicht

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, spürte ich einen Arm um meine Taille. Müde rieb ich mir über die Augen und musste mich kurz orientieren. Ich lag in meinem Bett und hinter mir Raphael. Er war es, der mich festhielt.

Ich erinnerte mich, dass ich mitten in der Nacht wegen eines Albtraums wach geworden war. Da ich mich urplötzlich nach Nähe gesehnt hatte, war ich kurzerhand zurück in mein Schlafzimmer gekehrt, hatte mich neben den Halbitaliener gelegt und mich von hinten an ihn gekuschelt. Im Schlaf mussten wir uns irgendwie gedreht haben.

Das Gefühl, mit ihm hier zu liegen war komisch. Einerseits war es so vertraut, andererseits aber auch ungewohnt nach den letzten Wochen. Dennoch fühlte ich mich wohl. Mir war seine Nähe nicht mehr unangenehm. Ich seufzte. Ich wünschte mir diese eine Sache wäre nie passiert, denn dann könnte ich das hier mehr genießen.

Es war einfach nicht mehr so wie davor. Ich hatte mich sehr von ihm distanziert, aber ich spürte, ganz tief in meinem Inneren hatte ich noch leichte Gefühle für ihn. Neben der Enttäuschung und der anfänglichen Wut war da noch etwas. Ich konnte es mir selbst nicht erklären.

Schließlich probierte ich aufzustehen. Beim Versuch mich von ihm zu lösen, verstärkte sich Raphaels Griff um mich zusätzlich. Das war mir wiederum unangenehm. Nachdem ich mich nicht alleine befreien konnte, musste ich ihn wecken. Er ließ mich los und ich verschwand im Bad.

Raphael und ich verloren kein Wort über die letzte Nacht. Dafür war ich ihm sehr dankbar. Nach einem gemeinsamen, relativ schweigsamen Frühstück - ich war einfach kein Morgenmensch und nicht dazu fähig so früh viel zu reden - verabschiedete er sich förmlich und verließ meine Wohnung.

Ich dachte noch lange über die Begegnung mit ihm nach. Schon zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit war Raphael ungefragt für mich da gewesen und das ohne irgendwelche komischen Sprüche, erzwungene Annäherungsversuche oder aus Eigennutz. Dabei schaffte er es stets, mir nah, aber nicht zu nahe zu sein.

Es schien, als würde ihm wirklich etwas an uns liegen. Er war vorsichtig im Umgang mit mir und gewährte mir den nötigen Freiraum. Trotzdem war ich mir nicht sicher, ob ich ihm eine weitere Chance geben konnte oder nicht.

Ich wollte mich vor einer erneuten Enttäuschung bewahren. Ich musste der ganzen Sache Zeit geben, schauen, wie sich alles entwickelte und ob ich mich damit wohlfühlte. Aktuell tat ich das, auch wenn ich versuchte, es etwas zu verdrängen. Vielleicht konnte ich ihm irgendwann verzeihen.

Würde ich ausschließlich auf mein Herz hören und die letzten beiden Monate ausblenden, würde es mir vermutlich sagen, dass ich sofort zu Raphael zurückkehren sollte. Aber das ging nicht so leicht.

Eine weitere Woche verging, in der ich nichts mehr von Raphael hörte. Dafür hatte Samira umso mehr Zeit. Wir trafen uns momentan jeden Tag. Eigentlich wollte ich mit ihr zusammen meinen Geburtstag planen, der in Kürze anstand, doch sie hatte offenbar bereits eine andere Idee.

Sie wollte mich mit einer ganz besonderen Sache überraschen und ich sollte ihr die Planung überlassen. Das fiel mir alles andere als leicht. Denn auch wenn ich Überraschungen grundsätzlich mochte, wollte ich mir zumindest aussuchen, wie ich feiern wollte.

»Ich mach das schon. Vertrau mir. Es wird ein toller Tag«, hatte sie gesagt.

Ich war extrem gespannt und versuchte immer wieder Informationen aus ihr herauszukriegen, doch sie blieb eisern. Ich würde von ihr abgeholt und dann zu dem Ort gebracht werden, an dem die Feier stattfinden würde.

»Darf ich mir wenigstens meine Gäste aussuchen?«, maulte ich, nachdem ich mit dem Versuch, sie auszuhorchen wieder einmal kläglich gescheitert war. Das durfte ich.

Panzer | RAF CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt