22 | Auf dem Friedhof

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In den vergangenen beiden Wochen hatte ich kaum etwas von Isabell gehört. Sie war beschäftigt und musste viel arbeiten. Ich war eigentlich froh über den Abstand, um meine Gedanken sortieren zu können und mir ein paar Dinge klarzumachen.

Nachdem sie eine Nacht bei mir in Wien verbracht hatte, hatte ich sie am nächsten Tag zu ihrer Wohnung gefahren und war auf ihre Bitte hin noch kurz mit hineingekommen. Sie fühlte sich nicht mehr sonderlich sicher dort und versuchte, so schnell wie möglich etwas Neues zu finden.

Ich hatte wie versprochen meine Kontakte spielen lassen, wodurch sie ein unschlagbares Angebot erhalten hatte. Isabell hatte es nach einigem Überlegen angenommen und konnte Anfang Februar in die neue Wohnung einziehen.

Ich hatte die Zeit genutzt, um mein Album fertigzustellen, denn nächste Woche war der Abgabetermin. Als der letzte Feinschliff im Studio erfolgt war, verließ ich es und ging zu meinem Auto. Ein eisiger Wind umwehte mich und ich zog mir meine Cap tiefer ins Gesicht. Scheiß Kälte!

Aus meinem Plan, für ein paar Tage oder Wochen ins Ausland abzuhauen, war bisher nichts geworden. Ich hatte zu viele Dinge zu erledigen. Vielleicht klappte es an Silvester.

Ich stieg in meinen Ferrari und fuhr zum nächsten Supermarkt, um einzukaufen. Der Laden war ziemlich überfüllt. Auch wenn es erst Anfang Dezember war, schienen die Leute bereits jetzt ihren kompletten Weihnachtseinkauf zu erledigen.

Nachdem ich von einem Mitarbeiter und wenige Minuten später von einem anderen Kunden für ein Selfie angesprochen wurde, setzte ich meinen Weg fort. Kaum hatte ich meine Einkaufstaschen sicher im Kofferraum verstaut, klingelte schon wieder mein Handy und Friedrich wollte mit mir sprechen.

»Hey Friedrich! Was geht?«, begrüßte ich meinen langjährigen guten Kollegen. »Hey Raf, ich wollte dir nur Bescheid geben, dass ich mit dem Artwork für Zenit RR soweit durch bin. Ich habe dir zwei Exemplare gemailt«, informierte er mich. »Hoffentlich gefällt es dir so.«

»Bombe, Bruder. Vielen Dank. Hast du diesen Batman-Look optimiert?« »Ja. Ich habe das Design wie besprochen nur noch ein kleines bisschen angepasst und die Schrift in den beiden Entwürfen unterschiedlich platziert. Schau es dir einfach an und gib mir ne Rückmeldung«, erwiderte er. »Danke dir. Ich melde mich später. Bis dann.« Als er sich verabschiedet hatte, fuhr ich nach Hause.

Um meine Fans ein wenig zu unterhalten, filmte ich in einzelnen Schritten, wie ich mein Abendessen zubereitete. Es gab Tomate-Mozzarella-Tortellini mit Schinken und einer dazu passenden Soße.

Den Abend verbrachte ich damit, eine neue Mafia-Serie auf Netflix anzufangen. Sie war wirklich fesselnd und so bemerkte ich gar nicht, wie die Zeit verging. Zum Glück hatte ich morgen nur wenig zu tun.

Am nächsten Tag erledigte ich zunächst meinen alltäglichen Kram und im Anschluss alles Geschäftliche. Ich teilte Friedrich mit, für welche Version des Zenit RR Covers wir uns entschieden hatten. Anschließend stand eine Besprechung mit den Jungs vom Corbo Branding Team bezüglich der Promotion der nächsten Kollektion an.

Wenig später klingelte schließlich erneut mein Telefon. Dieses Mal war es Isabell. Unwillkürlich verzogen sich meine Lippen zu einem Lächeln. »Hey Bella«, begrüßte ich sie freundlich. »Hallo Rapha.« Ihre sonst so melodische Stimme klang ungewöhnlich ernst. Das machte mir ein bisschen Sorgen.

»Alles gut bei dir?«, hakte ich nach. »Ja, soweit schon. Ich habe nachgedacht. Ich wollte dich fragen, ob dein Angebot noch steht«, tönte es vom anderen Ende der Leitung. »Welches Angebot meinst du?« »Dass du mich zum Friedhof begleitest.« Sie pausierte kurz und schluckte. »Zu Lorenas Grab.« Daher kam also die bedrückte Stimmung.

»Natürlich gilt das noch, Bella. Ich habe es dir versprochen und ich halte mein Wort auch. Wann möchtest du dort hingehen?«, wollte ich wissen. Sie schien zu überlegen. »Heute ist es wahrscheinlich zu kurzfristig. Hättest du morgen Zeit?«

Panzer | RAF CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt