29 | Zu Ende?

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Ich hatte wirklich Angst vor dem, was Raphael sagen würde. Ich konnte mich kein Stück mehr an die letzte Nacht erinnern. Sowas war mir noch nie passiert.

Der Halbitaliener hatte sich inzwischen aufgesetzt und gegen die Kopfseite vom Bett gelehnt. Er sah genauso übernächtigt aus, wie ich mich fühlte. Die Sekunden, in denen er nichts sagte, verstrichen und fühlten sich an wie eine halbe Ewigkeit.

»Weißt du das nicht mehr?«, stellte er die Gegenfrage. Ich schüttelte den Kopf. »Kompletter Filmriss.« »Scheiße.« Er sah betroffen nach unten auf seine Finger. »Was ist letzte Nacht passiert?«, wiederholte ich meine Frage und betonte dabei jede einzelne Silbe.

»Du kannst dich also echt an nichts erinnern. Zugegeben, ich habe gestern auch etwas zu viel getrunken, aber ich weiß noch fast alles. Du hast dich auf Sales Geburtstag komplett abgeschossen. Ich hab dir ein Mal die Flasche weggenommen, aber dann hast du einfach was anderes getrunken. Irgendwann hast du dich an mich geklammert und nur noch wirres Zeug geredet. Dir war auch total schwindlig, aber als du an der frischen Luft warst, wurde es besser. Ab dem Zeitpunkt dachte ich, es wäre sinnvoll, nach Hause zu gehen. Wir sind in ein Taxi gestiegen, aber da dir deine Adresse nicht mehr eingefallen ist und ich deine neue nicht auswendig kannte, bist du mit mir ins Sofitel gekommen. Die Suite hatte ich an den zwei Tagen vorher schon reserviert. Wir wollten eigentlich direkt schlafen gehen«, berichtete er.

»Aber? Was ist danach passiert?« Mir schwante Schreckliches. Im besten Fall hatte ich mich nur ausgezogen, weil ich betrunken und mir viel zu warm war. Oder ich hatte mir eine weitere peinliche Aktion geleistet.

»Siehst du es nicht? War ich so schlecht, dass du es schon wieder vergessen hast? Kann ich mir gar nicht vorstellen.« Ich sah an mir herunter. »Nein, sag nicht...«, rief ich aufgebracht.

Raphael sah mich ernst an. Sein Blick und seine Mimik waren undefinierbar. Schließlich nickte er langsam. »Doch. Ich weiß nicht, an was du gerade denkst, aber ja, wir hatten Sex. Ziemlich guten sogar.«

Mir fiel gefühlt alles aus dem Gesicht. »Nein, das ist nicht dein Ernst! Du verarschst mich doch, oder? Bist du dir ganz sicher?«

Wieder nickte er. »Du warst so betrunken - wir waren so betrunken - und du hast versucht, dich an mich ranzumachen. Ich wollte erst nicht, aber du hast mich so geil gemacht und irgendwann konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Ich bin auch nur ein Mann und wollte dich dann halt flachlegen.«

Nein, nein, nein. Das durfte nicht wahr sein. Scheiße! »Haben wir rumgemacht?« Raphael schüttelte den Kopf. »Also falls du darauf hinaus willst, ob wir uns geküsst haben oder Ähnliches, nein, haben wir nicht.«

Wäre es nur ein Kuss gewesen, aber nicht mehr, hätte ich nur etwas Dummes gesagt, es hätte mich nicht gestört. »Sag, dass das nicht wahr ist.« Ich war verzweifelt.

»Bella, mit sowas macht man keine Scherze. Du kennst mich doch. Es ist wahr. Sieh es ein.« Er sagte es mit solch einer Ernsthaftigkeit in der Stimme, dass ich ihm glaubte. Ich kannte ihn inzwischen wirklich gut und wusste, wann er etwas ernst meinte und wann er Spaß machte.

»Du erzählst immer wieder, dass du keine Gefühle für mich hast und dann schläfst du mit mir. Was soll das?« Er zuckte mit den Schultern. »Sex hat für mich schon lange nichts mehr mit Gefühlen zu tun. Und auch, dass wir was miteinander hatten, ändert nichts daran. Kann ja nicht wissen, dass das auf einmal ein Problem für dich ist. Letzte Nacht konntest du es kaum abwarten. Ich mag dich sehr, Bella, und schätze dich als gute Freundin, aber das ist auch alles. Es war nur eine einmalige Sache. Nicht mehr und nicht weniger.«

»Warum, Raphael, warum? Du bist so ein Arschloch! Wie konntest du mich nur so ausnutzen? Hast du gar kein schlechtes Gewissen?«, schrie ich enttäuscht.

Panzer | RAF CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt