09 | Auf Trip

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Nervös warf ich einen Blick auf meine roségoldene Rolex. Abudi und ich standen auf einer Bundesstraße im Stau. Wir waren unterwegs nach Wien-Schwechat zum Flughafen.

In einer Dreiviertelstunde würde unser Flug nach Tokio gehen. Ich schrieb mit meinem Produzenten Dave, der bereits mit den anderen am Terminal wartete.

In den letzten beiden Wochen war ich mit John überall in Deutschland, Österreich und der Schweiz unterwegs gewesen. Wir waren auf mehreren Festivals aufgetreten, hatten zahlreiche Interviews gegeben und waren auch bei Radiosendungen zu Gast gewesen.

Die Palmen aus Plastik 2 Show war bei den Festivals das absolute Highlight für alle Fans. Die Nachfragen nach weiteren gemeinsamen Auftritten waren enorm hoch. Momentan hatte ich aber viel zu viel zu tun, als dass ich mir darüber einen Kopf machen konnte.

Der Tag der Bekanntgabe des Releasedatums von Zenit war mittlerweile komplett durchgeplant. Auch der grobe zeitliche Verlauf der anderen Promoaktionen stand fest. Das Einzige, was noch fehlte, waren ein paar Songs.

Der Grund, wieso wir nach Japan flogen, war der, dass wir ein Musikvideo drehen wollten. »Adriana« hieß der Song, der meine zweite Single werden würde.

Ich hatte ihn an keine bestimmte Person gerichtet. Viel mehr war es die Beschreibung meiner Traumfrau. »Adriana« war metaphorisch zu verstehen. Meine zukünftige Frau musste natürlich nicht aussehen wie Adriana Lima. Das stand nur sinnbildlich für die Schönheit.

Sie müsste kein Model sein. Sie müsste nicht perfekt sein. Das ging auch gar nicht. Sie müsste für mich die Schönste sein. Diejenige, die ich liebte und die mich genauso liebte. Nicht mein Geld oder meinen Status, sondern mich als Menschen. Eine smarte junge Frau mit tollem Charakter und einem reinen Herz. So wie man es sich immer ausmalte.

Aber ob ich so jemanden jemals wieder finden würde? Gab es solch eine Person überhaupt? Vielleicht, aber bestimmt nicht für mich. Raphael Ragucci und die Liebe fürs Leben waren zwei Dinge, die aus irgendeinem Grund nicht zusammenpassten. Die nicht zusammen funktionierten.

Der Song war schon lange fertig. Ich hatte ihn im letzten Jahr geschrieben und seit Januar immer wieder kurze Hörproben veröffentlicht. Seitdem hatte ich die Hook und einige Zeilen in den Strophen noch ein wenig verändert.

Mein Gefühl sagte mir, dass der Song ziemlich erfolgreich werden könnte. Er gehörte zu meinen Favoriten und auch das Feedback der Fans war bisher überwältigend. Selbst mein guter Freund Damir meinte letztens, nachdem er den Song gehört hatte: »Das ist, Bruder, ein Hit, Bruder.«

Ich schreckte plötzlich aus meinen Gedanken auf, als eine laute Hupe ertönte. Ich schenkte Abudi einen genervten Seitenblick. »Bitte aussteigen, Herr Ragucci. Wir sind am Ziel angekommen«, kommentierte er trocken.

»Bruder, du hast mich fast zu Tode erschreckt«, murrte ich. Wir stiegen aus, holten unser Gepäck aus dem Kofferraum und gingen schnellen Schrittes auf das Flughafengebäude zu.

Die Schlange am Terminal war aufgrund der knappen Zeit sehr kurz und so hatten wir fünf Minuten später unser Gepäck aufgegeben. Nachdem wir die Sicherheitskontrolle passiert hatten, in der sie Abudi unnötig lange festgehalten hatten, rannten wir in Richtung des Wartebereichs am Gate.

Ich entdeckte Tim und Dave, Hamudi, Shaho sowie eine mir unbekannte Frau, die eine verblüffende Ähnlichkeit mit Adriana Lima hatte. Alle tippten seelenruhig auf ihren Handys herum oder hörten Musik. Wenige Tage später würde unser Fotograf Pascal nachreisen und zu unserer Gruppe dazustoßen.

Ich ließ mich auf den freien Platz neben Shaho fallen und schnaufte durch. »Wahnsinn, wie pünktlich ihr seid. Noch drei Minuten, bis das Gate schließt«, feixte er. Ich zeigte ihm den Mittelfinger.

Panzer | RAF CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt