08 | Zurück in Wien

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Als ich am späten Vormittag gemeinsam mit Abudi aus dem Hotel ausgecheckt hatte und wir im Auto Richtung Berlin saßen, war es, als würde eine tonnenschwere Last von mir abfallen.

Ich war froh, Hamburg mit allem, was dort in den letzten Wochen passiert war, hinter mir zu lassen. Noch immer war ich nicht mit mir im Reinen. Die Entscheidung, Juliana endgültig in den Wind zu schießen, fühlte sich richtig und gut an. Auf Dauer hätte mich diese »Beziehung« nur heruntergezogen. Ich wollte möglichst keinen Gedanken mehr an sie verschwenden, sondern nur noch nach vorne schauen.

Nach einer zweieinhalbstündigen Fahrt kamen wir in Berlin an. Ich war hungrig, denn wir hatten unterwegs nicht angehalten und ich hatte seit heute Morgen nichts mehr gegessen. Einstimmig entschieden wir, zu unserem Lieblings Sushi-Laden nach Berlin-Wilmersdorf zu fahren.

Wir ließen uns auf der großen, übersichtlich gestalteten Sonnenterrasse an einem Zweiertisch nieder. Die gemütlichen Sitzgruppen waren links und rechts von saftig grünen Bonsaibäumen gesäumt. Diese trennten die einzelnen Tischreihen voneinander ab und boten gleichzeitig Sichtschutz.

Auf der Kopfseite der Terrasse befand sich ein Teich. Beim näheren Betrachten stellte ich fest, dass in dessen Mitte die Miniaturnachbildung einer japanischen Pagode thronte. Eine kleine rote Brücke führte über den Teich.

Japan hatte mich mit seiner Kunst und Kultur schon immer fasziniert. Besonders begeistern konnte ich mich für die Samuraifamilien und ihre Lehren, Animes und Yamazaki, den bekannten japanischen Whisky. Ich freute mich schon darauf, Anfang Juli wieder nach Tokio zu reisen.

Abudi und ich gaben unsere Bestellung auf und verspeisten wenig später genüsslich unser Sushi. Wir saßen nach dem Essen noch eine ganze Weile zusammen und unterhielten uns über alles Mögliche.

In erster Linie ging es um Geschäftliches, da ich Abudi zukünftig in den Aufbau meiner Modelinie Corbo stärker integrieren wollte. Er sollte nicht länger nur mein stetiger Begleiter und Security sein. Stattdessen wollte ich ihn noch mehr an meinen Erfolgen teilhaben lassen, sodass auch er davon profitieren konnte. Abudi war mir dankbar, dass ich ihm diese Chance gab.

Natürlich kamen auch die Gespräche über private Themen nicht zu kurz. Wir planten kurz nach unserer Rückkehr ein Wiedersehen mit der ganzen Westwiener Ekipa zu veranstalten, gemeinsam Essen zu gehen und einen schönen Abend wie in alten Zeiten zu verbringen.

Schließlich verließen wir das Restaurant und fuhren weiter zu meinem Studio, der Ort, welcher gleichzeitig auch das Büro meiner Firma war. Ich hatte vieles zu erledigen.

Neben einer Besprechung mit unseren Bookern und der Marketingabteilung beantwortete ich über dreißig Mails, führte Telefonate und klärte mit den Cratez ab, wann sie mich in Wien besuchen würden. Wir wollten dort im Hotel produzieren und Aufnahmen für mein Album machen.

Außerdem machte ich Shaho, unserem Videographen, eindeutig klar, dass ich für mein Musikvideo zu »Adriana« unbedingt ein Model brauchte, das aussah wie Adriana Lima.

Die Aufgabe, geeignete Frauen für die Videos zu finden, überließ ich fast immer ihm. Schließlich hatte Shaho das bessere Auge fürs Visuelle. Die möglichen Kosten waren mir in diesem Fall egal. Hauptsache ich bekam das, was ich wollte.

Als wir fertig waren, setzte ich Abudi in seiner angemieteten Air BnB Wohnung ab und fuhr zu mir nach Hause. Hätte ich mehr Platz gehabt, dann hätte Abudi auch bei mir übernachten können. Mein Sofa war aber zu klein und wir waren uns stumm einig, nicht gemeinsam in einem Bett schlafen zu wollen. Das wäre zu eng gewesen.

Ich warf meine getragenen Klamotten aus dem Koffer in die Waschmaschine und anschließend in den Trockner. Dann machte ich mich fertig und legte mich ins Bett. Um den Rest konnte ich mich morgen noch kümmern. Der heutige Tag war sehr anstrengend gewesen.

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