37 | Die Diagnose

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Abudi und ich verweilten einen Augenblick in unserer Umarmung. Als wir uns lösten, liefen wir wieder zum Audi und stiegen ein. Während der Fahrt redete keiner ein Wort. Erst als wir vor der riesigen Klinik anhielten, fragte ich: »Glaubst du, er hat sehr schwere Verletzungen erlitten? Also wird er es schaffen?« Natürlich erwartete ich keine wirkliche Antwort von Abudi, da er genauso im Ungewissen gelassen wurde, wie ich.

»Keine Ahnung. Ich glaube das kommt darauf an, wie lange er schon dort gelegen war und wie viel Rauch er eingeatmet hat. Eine Rauchvergiftung kann unter Umständen tödlich sein, aber Raf hat sich bisher wacker geschlagen und wird das sicher überstehen«, sprach er mir gut zu. Ich betete zu Gott, dass er recht behalten würde.

»Wollen wir rein?«, fragte Abudi. Ich atmete tief durch und nickte. Noch immer fühlte ich mich wackelig auf den Beinen. Wir traten an die Rezeption heran, an der eine etwas müde aussehende Frau mittleren Alters gerade Schicht hatte. Abudi übernahm das Gespräch, da sowieso nur er Informationen erhalten würde.

Nach einer Weile kehrte er zu mir zurück. »Sie konnten gerade erst anfangen, Raf zu untersuchen. Er hat im Krankenwagen plötzlich Krämpfe gekriegt und musste erst mal ruhiggestellt werden. Äußere Verbrennungen hat er wohl nicht erlitten. Gerade wird eine Endoskopie vorgenommen, um zu überprüfen, ob die oberen Atemwege verletzt sind«, erklärte er mir.

»Der Arme. Zum Glück hat er keine äußeren Brandwunden, aber innere Schäden wären eigentlich noch schlimmer. Weißt du, wie lange die Untersuchung dauert?« Abudi verneinte. »Das wissen sie selbst noch nicht. Kommt auch darauf an, ob sie was finden und ihn dann entsprechend behandeln müssen.«

Wir ließen uns auf einer der Sitzbänke im Wartebereich nieder. Ich zog mein T-Shirt zurecht und starrte frustriert an die Decke.

»Ähm, Isa«, machte der Ägypter. »Was?«, fragte ich abwesend. »Dein Arm. Du hast da eine ziemlich große Wunde. Das solltest du mal abchecken lassen. Es sieht so aus, als hättest du dich verbrannt.«

Ich blickte auf meinen linken Oberarm, dort wo Abudi hingedeutet hatte. Meine Augen weiteten sich. Eine große Stelle an meinem Arm war total verbrannt und mehrere kleine und mittelgroße Brandblasen klafften dort. Teilweise waren sie schon aufgerissen und hatten einen weißen Wundgrund. Es sah fürchterlich aus. Das hatte ich zuvor nicht bemerkt. Ich verspürte keine Schmerzen an der Stelle.

»Scheiße, du hast recht. Ich bin beim Versuch, im Studio zu dir und Raphael zu gelangen, irgendwo hängengeblieben und es hat extrem gebrannt. Sicher haben mich die Flammen dort erwischt.«

Ich stand auf und Abudi begleitete mich zur Rezeption. Dort schilderte ich mein Anliegen und wurde noch mal kurz in den Wartebereich geschickt.

Wenige Minuten später kam ein junger Arzt auf mich zu und bat mir, ihm einen der Behandlungsräume zu folgen. Ich bestand darauf, dass Abudi mitkam, auch wenn der Notarzt zunächst dagegen war. Ich wollte gerade nicht alleine sein. Auch wenn er es nicht zugeben würde, aber Abudi war ebenfalls ziemlich fertig mit den Nerven.

Nach einer ausführlichen Begutachtung stellte er eine Diagnose. »Sie haben eine schwere Verbrennung des Grades 2b. Es ist nicht nur die Oberhaut, sondern auch die tieferen Schichten bis zur Lederhaut geschädigt, Die Wunde ist sehr tief. Sie haben aber Glück im Unglück gehabt, dass die Verletzung nicht noch tiefer gegriffen hat. Etwa einen Zentimeter mehr und Sie hätten irreversible Schäden erlitten. Allerdings werden Sie mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine Narbe davontragen. Ich werde die Blasenflüssigkeiten morgen entfernen, die Wunde reinigen und Ihnen gleich einen Verband anlegen. Zudem bekommen Sie Medikamente, sodass der Heilungsprozess vorangetrieben wird. Ich werde Sie zur Sicherheit über Nacht hierbehalten«, erklärte mir der Arzt.

Panzer | RAF CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt