32 | Medium Rare

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Weil Raf heute Geburtstag hat, gibt es ein neues Kapitel. Ich habe es gesplittet, da es sonst zu lange geworden wäre.

Isabells Sicht

Ich atmete tief durch, als Raphael endlich meine Wohnung verlassen hatte. Das hätte ich nicht länger ertragen. Ich hatte das Gefühl, dass mir seine Anwesenheit die Luft zum Atmen nahm.

Raphael hatte mich ziemlich verwirrt zurückgelassen. Ich wusste nicht, was ich glauben sollte und was nicht. Beide Versionen der Geschichte waren mir logisch erschienen. Er hatte es glaubwürdig rübergebracht.

Egal, ob es die Wahrheit gewesen war oder ob er mich angelogen hatte, es hatte mich verletzt. Er war mein bester Freund, meine Liebe und ich hatte ihm vertraut. Mich anzulügen und mir solche Ängste zu bereiten, war mehr als nur fies und hinterhältig, aber dennoch das geringere Übel im Vergleich zur Bettgeschichte.

Überrascht war ich darüber, dass Raphael angefangen hatte, von Gefühlen zu sprechen. Das konnte aber genauso gut auch eine weitere Masche von ihm gewesen sein. Er war unberechenbar. Ich war jedenfalls nicht diejenige, die in den letzten Wochen zwei Mal mit Freunden feiern war und dabei immer zehn bis zwanzig teils nur leicht bekleidete Frauen um mich herum in der Lounge hatte. Er konnte das nicht ernst meinen mit mir.

Ich schenkte ihm keinen Glauben mehr, auch wenn ich mir genau das immer gewünscht hatte. Ich hatte mehr von ihm gewollt, aber inzwischen, so glaubte ich, hatte sich das geändert. Nach all der Zeit kam es mir zu unrealistisch vor, dass er irgendetwas für mich empfinden würde.

Ich hatte keine Lust mehr, dann zu springen, wenn Herr Ragucci es wollte oder weil er meinte, sich für etwas entschieden zu haben. Was auch immer er mit dieser Aktion bezwecken wollte, ich verstand es nicht. Es ergab in meinen Augen keinen Sinn.

Jedoch interessierte es mich, was wirklich geschehen war. Das war das Letzte, was ich noch herausfinden wollte, ehe ich dieses Kapitel schließen würde. Die Antwort darauf kannte aber nur Raphael selbst. Und der drehte sich die Geschichte so, wie es ihm passte.

Halt! Eventuell wusste einer der anderen Partygäste mehr. John vielleicht, wenn er nicht zu stoned gewesen war. Abudi war schon vor uns gegangen und die anderen waren meines Wissens nicht im Hotel gewesen.

Ich hatte zu dem blonden Riesen keinen Kontakt und bis er meine Nachricht auf Instagram entdeckte, würde eine halbe Ewigkeit vergehen. Es machte keinen Sinn, ihm dort zu schreiben. Einer von Raphaels Freunden hatte sicher die Nummer von John.

Abudi schloss ich von vornherein aus, da er bestimmt Raphael davon erzählen würde, dass ich Johns Nummer wollte. Der Halbitaliener musste davon nichts erfahren. Natürlich könnte auch John selbst diese Information an ihn weitertragen, aber er war nun mal der einzige, der mir eine Antwort geben könnte. Ich wusste nicht, wie gut Abudi dichthalten konnte. Sale tat das schon eher. Schließlich war er auch mein Freund und uns beiden loyal gegenüber. Also wählte ich seine Nummer.

Nach ein wenig Smalltalk kam ich zur Sache. Sale wusste bereits Bescheid, was zwischen Raphael und mir vorgefallen war. Er hatte sich schon gewundert, warum er nichts mehr von mir gehört hatte. Die zweite Version der Geschichte war ihm jedoch neu.

»Sestra, ich kenne Raf seit 20 Jahren, genau wie du, nur mit dem Unterschied, dass ich immer Kontakt zu ihm hatte. Ich glaube auch, dass er dich angelogen hat und da nichts lief. Es sieht ihm nicht ähnlich, so eine Situation auszunutzen. Er hat sich zwar gerne immer mal wieder die ein oder andere Frau mit ins Hotel genommen, aber das war stets einvernehmlich. So etwas würde er nicht tun«, versicherte er mir.

Sales Menschenkenntnis war gut, aber ich zweifelte dennoch am Wahrheitsgehalt von Raphaels Aussage. Gut möglich, dass seine Jungs auf seiner Seite standen und sie alle zusammenhielten, was das Thema anging.

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