12 | Komm ins Café

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Ein bisschen wehmütig dachte ich an die entspannte Zeit in Kroatien zurück. Könnte ich es mir aussuchen, wäre ich noch länger dort geblieben. Aber die Arbeit rief. In den nächsten Wochen war mein Terminkalender voller als Jonas an einem Samstagabend auf der Reeperbahn. Und das hieß schon was.

Festivals hier, Interviewtermine dort, Besprechung der Videodrehs und nebenbei die Planung der Promoaktionen für die kommenden Wochen. Am meisten freute ich mich darauf, in ein paar Tagen das Releasedatum meines Albums in einer groß angelegten Aktion zu präsentieren.

Nun standen zunächst aber zwei weitere große Festivals an: Das FM4 Frequency in Österreich und gleich am nächsten Tag das Highfield Festival in der Nähe von Leipzig. Es waren die letzten beiden in dieser Saison.

Ich freute mich sehr darauf. Besonders auf das FM4 Frequency, welches in der Nähe von St. Pölten stattfand. Der Ort war nicht allzu weit weg von Wien und so hatten sich bereits einige meiner Freunde angekündigt.

Auch meine kleine Schwester und ihr Verlobter hatten Karten ergattern können. Bevor sie mich morgen auf der Bühne auftreten sehen durften, trafen wir uns heute in meiner Wiener Wohnung.

Ich räumte ein wenig auf, sodass es hier sauber aussah. Andernfalls würde Barbara wieder über meinen fehlenden Ordnungssinn meckern und das wollte ich vermeiden. So sehr ich mich auch bemühte, irgendwas blieb immer liegen.

Es hatte sommerliche 34 °C draußen und ausnahmsweise war mir mal nicht kalt. Die Sonne brannte erbarmungslos vom Himmel. Ich hatte die Jalousien ein Stück weit heruntergelassen, da das gleißende Licht mich blendete.

Die Hitze machte mich müde und träge. Heute hatte es gerade mal dazu gereicht, dass ich mich zum nächsten Supermarkt geschleppt und zwei Packungen Eiscreme gekauft hatte.

Hinzu kam der fehlende Schlaf, da ich die letzten Tage im Anthrazit-Studio durchgeackert hatte, um mein Album fertig zu bekommen. Es hatte geklappt. Ich war mehr als zufrieden mit Zenit.

Gestern Nachmittag hatte ich mein Werk zum Mix und Mastering abgegeben. Natürlich hätte ich das auch selbst gekonnt oder zumindest gerne mehr dabei geholfen, doch das war zeitlich schlichtweg nicht möglich.

Ich hatte einen sehr talentierten Mix and Mastering Engineer, mit dem ich schon seit vielen Jahren zusammenarbeitete und dem ich meine Songs blind anvertraute. Er machte seinen Job perfekt und wusste genau, worauf ich Wert legte. Umso gespannter war ich darauf, das vorläufige Endergebnis zu hören.

Während ich auf Barbara und David wartete, klingelte mein Handy beinahe im Minutentakt. Einen unbekannten Anruf drückte ich weg. Als nächstes teilte Ufuk mir begeistert mit, wie erfolgreich unser gemeinsamer Song inzwischen war.

Danach rief Jonas an, der mich fragte, ob ich einen Part für sein Album, welches im nächsten Jahr erscheinen würde, rappen wollte. Er schickte mir einen Link zur Hörprobe und da mir der Song auf Anhieb sehr gut gefiel, stimmte ich zu.

Die Jungs von Red Bull Music, welche mich bei meinen Promoaktionen unterstützen würden und diesbezüglich offene Fragen hatten, konnte ich erfolgreich auf meinen Manager Ronny abwälzen. Darum konnte ich mich nicht auch noch kümmern.

Kurz bevor es klingelte, schickte Hüseyin mir eine Audio, in der er mir mitteilte, dass er seinen Part für unseren nächsten gemeinsamen Song fertig geschrieben hatte. Ich beschloss, mein Handy für den restlichen Nachmittag in den Flugmodus zu versetzen, um meine Ruhe zu haben.

Ich öffnete die Tür und begrüßte meine Schwester sowie meinen Schwager in spé mit einer herzlichen Umarmung. Es war schön, die beiden bei mir zu haben. Wir setzten uns an den schwarzen Holztisch, der im Wohnzimmer gleich rechts neben der Tür in der Ecke stand.

Panzer | RAF CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt