26 | Gebrochenes Herz

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Ihr habt alle lange darauf gewartet. Heute packt Raphael endlich aus. Ihr solltet ggf. ein Taschentuch bereithalten (entweder für euch oder für Raphael). Aber lest selbst...

Raphaels Sicht

Zehn Minuten später saßen Isabell und ich wieder nebeneinander auf dem Sofa. Auf dem kleinen Tisch vor uns stand jeweils eine dampfende Tasse Früchtetee. Ich versuchte mir ein paar Worte zurechtzulegen, aber es fiel mir unendlich schwer.

»Wo soll ich am besten anfangen? Die Frau, die wir vorhin bei unserem Spaziergang gesehen haben, heißt Aleyna. Sie ist zur Hälfte Serbin, zur Hälfte Deutsche. Vorab, ich weiß nicht, was sie hier macht. Sie lebt eigentlich in Berlin. Ich habe sie 2012 in einem Club in Kreuzberg kennengelernt. Ich habe sie damals zufällig alleine an der Bar sitzen gesehen und angesprochen. Sie hatte eigentlich ein Date gehabt, aber der Mann, den sie treffen wollte, tauchte nicht auf. Daraufhin habe ich sie auf einen Drink eingeladen und wir haben uns stundenlang unterhalten. Es war Liebe auf den ersten Blick. Wir harmonierten ausgezeichnet miteinander, so, als würden wir uns schon ewig kennen. Wir tauschten Nummern aus und trafen uns ab da häufiger. Es dauerte folglich auch nicht lange, bis wir zusammenkamen.«

Ich wurde nachdenklich. Seit Jahren hatte ich nicht mehr darüber gesprochen. Es klang eigentlich so perfekt, aber das war es nicht. Ich griff nach meiner Tasse, nippte daran und stellte sie wieder ab. »Sie ist also deine Ex«, stellte Isabell das Offensichtliche fest. Ich nickte.

»Richtig. Nach eineinhalb Jahren ist sie zu mir gezogen. Wie gesagt, eine Zeit lang lief alles perfekt. Wir konnten uns blind aufeinander verlassen und waren in unserem Freundeskreis das Traumpaar schlechthin. Im Herbst 2016 kam schließlich mein künstlerischer Durchbruch. John und ich wurden quasi über Nacht berühmt. Also natürlich waren wir vorher schon bekannt und hatten Erfolg, aber nicht in diesem Ausmaß. Du weißt sicher selbst, was das bedeutet.«

Isabell stimmte zu. Auch wenn sie selbst nie als Künstlerin erfolgreich wurde, war sie lange genug im Business tätig und wusste genau, wie alles ablief. »Das klingt alles zu perfekt, um wahr zu sein«, merkte sie an.

Ich zuckte mit den Schultern. Eigentlich hatte sie recht. Für mich war das damals aber alles normal. Großes Glück, aber normal. Ich war selbst überrascht, wie ruhig ich bisher geblieben war und wie sachlich ich über alles sprechen konnte. Es setzte mir dennoch enorm zu. Und der schlimmste Teil stand noch bevor.

»Ab da waren wir dauernd unterwegs: Konzerte, Festivals, Autogrammstunden, Interviews, Studio, öffentliche Auftritte und jede Menge Partys. Das komplette Highlife. Du kennst es ja. Es war anstrengend, aber auch wunderschön, denn meine jahrelange harte Arbeit begann sich auszuzahlen. Kaum lief es beruflich endlich richtig gut, traten privat die ersten Probleme auf. Aleyna wusste eigentlich, worauf sie sich eingelassen hatte. Trotzdem hatten wir uns immer wieder gestritten. Sie war enttäuscht, dass ich sie mehrmals versetzen musste und kaum noch zuhause war. Ich war 2016 an mehr als 300 Tagen im Jahr unterwegs. Das war natürlich enorm stressig und die angespannte Situation mit meiner damaligen Freundin machte es nicht besser. Mitnehmen konnte ich sie meistens nicht.«

Ich pausierte erneut. Tief atmete ich durch. Bilder erschienen vor meinem inneren Auge und verschwanden wieder. Ich merkte, wie es mich belastete, darüber zu sprechen. Isabell hörte die ganze Zeit aufmerksam zu und unterbrach mich nicht. Mit wachsamen Blick verfolgte sie jede meiner Bewegungen.

»Zwischendurch hatten wir uns richtig verkracht«, erzählte ich weiter. »Aber wir liebten einander so sehr, dass wir uns wieder versöhnt hatten. Ich hatte mir nach Palmen aus Plastik Anfang 2017 für zwei Wochen eine kleine Auszeit genommen, in der wir viel gemeinsame Zeit nachholten. Dadurch waren wir noch enger zusammengewachsen.

Panzer | RAF CamoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt