-Chapter Twenty-Four-

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Chase

Gestern Abend war Kyles Auftritt im Laden meiner Großeltern gewesen. Entgegen der Voraussage von Aiden, hatten Lia und ich es tatsächlich in die Schule geschafft. Zwar mit zwanzig Minuten Verspätung, aber das war immer noch besser als nichts. Am liebsten hätte ich auch noch den restlichen Tag nach der Schule mit Lia verbracht, jedoch hatte ich meiner Grandma versprochen, heute Mittag bei ihnen zu Hause vorbeizukommen. Morgen würden meine Großeltern in den Urlaub fahren und ich würde gemeinsam mit Aiden, Kyle und Emiliana auf diese Party gehen. Danach hatten wir endlich Ferien. Wie ich meine Ferien verbringen wollte, das wusste ich schon ganz genau. Vorzugsweise würde ich die meiste Zeit gemeinsam mit Lia verbringen. Eine Sache war mir in den Ferien jedoch ein Dorn im Auge. Die Hochzeit von meinem Dad. Er heiratete direkt drei Tage nach Silvester. Emiliana, Kyle und Aiden würden mit zur Hochzeit gehen. Ohne die drei würde ich dort ganz sicher nicht hingehen, denn alle drei gaben mir das Gefühl von Sicherheit. Ohne sie würde ich mich auf der Hochzeit schrecklich verloren fühlen. Umso dankbarer war ich, dass sie alle mitkommen würden.

„Schön, dass du da bist", sagte Grandma zu mir, während wir uns im Wohnzimmer aufs Sofa setzten. „Ist Grandpa nicht zu Hause?", wollte ich von ihr wissen. Ich hatte fest damit gerechnet, dass sie heute beide mal zu Hause sein würden, immerhin würden sie morgen in den Urlaub fahren und ich bin davon ausgegangen, dass sie heute beide entsprechend nicht mehr arbeiten würden. „Er ist nochmal kurz in den Laden gefahren, um sicherzustellen, dass ab morgen alles glatt läuft, wenn wir nicht da sind, du kennst ihn ja", seufzte sie. Das hörte sich nach Grandpa an. Er wusste zwar, dass alles glatt laufen würde, auch wenn Grandma und er mal ein paar Tage nicht da waren. Trotzdem wollte er auf Nummer Sicher gehen. „Du bist sicher, dass du nicht mit uns in den Urlaub fahren möchtest?", wechselte Grandma das Thema. „Ja, ich bin mir sicher", antwortete ich ihr. „Aber dann bist du doch an Weihnachten allein, Chase", seufzte sie. „Nein. Emiliana und ich feiern gemeinsam Weihnachten", beruhigte ich sie. Ein Schmunzeln bildete sich im Gesicht meiner Grandma. „Ihr feiert gemeinsam?", fragte sie erfreut. Ich nickte. „Ja. Wir feiern bei mir. Emilianas Eltern sind über Weihnachten nicht zu Hause, als haben wir beschlossen, dass wir gemeinsam feiern", erklärte ich ihr. „Ich wusste, dass sie genau die Richtige für dich ist, Chase. Sie ist alles, was ich mir jemals für dich gewünscht habe." Ich wusste, dass wenn Grandma das sagte, sie es auch so meinte. Sie hatte mir bei meiner Ex-Freundin auch ehrlich gesagt, dass sie nicht die Richtige für mich wäre. Und damit hatte sie damals rechtbehalten. Jedoch musste ich auch sagen, dass ich noch nie für jemanden so gefühlt hatte, wie ich für Emiliana fühlte. Wir waren in das Leben des jeweils anderen gestolpert. Ich hoffte, dass ich ihr Leben genauso vervollständigte, wie sie es bei mir tat. Dass ich ihr Leben genauso verschönerte, wie sie meins verschönerte. „Du denkst an sie", stellte Grandma fest, als ich nicht auf ihre vorherige Aussage einging. Dieser Frau fiel wirklich alles auf. „Möglicherweise", schmunzelte ich. „Es ist schön dich wieder glücklich zu sehen, Chase. Es ist viel zu lange her gewesen, dass du glücklich warst", sagte sie zu mir. Damit hatte sie vollkommen Recht. Ich war eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr glücklich gewesen. Seit Mums Tod war ich nie mehr richtig glücklich gewesen, bis Liana ein Teil meines Lebens wurde.

Einige Zeit redeten wir noch über Emiliana, bis Grandpa dazukam. Er setzte sich neben Grandma und legte liebevoll einen Arm um sie. Die Beiden waren schon lange verheiratet und man sah ihnen ihre Liebe füreinander noch immer an. Damit waren wir auch schon beim Thema Heiraten und der Frage, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge lag. „Geht ihr zur Hochzeit?" Ich musste nicht erwähnen, welche Hochzeit ich meinte, denn sie wussten es. Mein Vater hatte es wirklich gewagt, meine Großeltern einzuladen. „Nein. Wir haben uns dagegen entschieden, Chase", antwortete Grandpa mir. Ich konnte ihre Entscheidung nachvollziehen. In gewisser Weise hatte mein Vater ihre Tochter auf dem Gewissen. Okay, er hatte somit auch meine Mum auf dem Gewissen, aber ich war sein Sohn. „Gehst du denn hin?", wollte Grandma wissen. Ich nickte. „Ja, aber auch nur, weil Kyle, Aiden und Emiliana mich begleiten", erklärte ich ihnen. „Hast du es ihr erzählt?", hakte Grandma nach. „Ja, habe ich." Ich wusste, wieso Grandma das wissen wollte, denn meiner Ex hatte ich nie erzählt, was mit Mum passiert war. Sie dachte immer, dass meine Mum einfach von meinem Vater getrennt am anderen Ende des Landes lebte. Ich erzählte sowieso fast niemandem, was passiert war. Die einzigen, die wirklich wussten, was passiert war waren Kyle, Aiden und Emiliana. „Das ist gut, Chase. Wie hat sie reagiert?" „Sie hat mich einfach in die Arme genommen. Und als ich meinte, dass sie am besten ganz schnell aus meinem verkorksten Leben verschwinden solle, meinte sie, dass sie nirgendwo hingehen würde." Ich hatte ihr erzählt, wie verkorkst mein Leben war, trotzdem war sie geblieben. Wie dankbar ich Lia dafür war, konnte ich nicht in Worte ausdrücken. Normalerweise wurde ich von den Leuten allein gelassen, -außer von Kyle, Aiden und meinen Großeltern-, sobald es schwer wurde. Selbst mein Vater hatte mich allein und im Stich gelassen, als es schwer wurde. „Halte dieses Mädchen fest", sagte Grandpa zu mir. „Mach ich. Aber was ist, wenn sie irgendwann doch geht, weil sie merkt, wie verkorkst und kaputt mein Leben ist?" Dieser Gedanke quälte mich seit Wochen. Was wenn sie es irgendwann satt hatte? Wenn sie jemanden fand, der nicht so kaputt war, wie ich es war? Und mich genauso allein ließ, wie Mum es getan hatte? „Chase Alejandro Garcia! Für negative Gedanken ist in diesem Haus kein Platz. Haben wir uns verstanden? ", tadelte Grandma mich. „Verstanden", murmelte ich. „An sowas solltest du gar nicht erst denken, mein Junge. Ich weiß, manchmal ist es schwer, weil wir nicht verstehen können, womit wir jemanden verdient haben und wie so ein toller Mensch uns lieben kann, aber du hast das alles verdient", sagte mein Grandpa zu mir. „Danke." Vielleicht hatte ich genau das gebraucht. Ein paar aufmunternde Worte meiner Großeltern.

Allzu lange blieb ich nicht mehr bei meinen Großeltern, denn sie wollten heute früh ins Bett gehen, da sie morgen früh aufstehen wollten. Außerdem hatte ich Emiliana versprochen heute Abend noch bei ihr vorbeizukommen. 

Between LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt