Heute war der 24. Dezember. Entsprechend war heute Weihnachten. Ich war seit Tagen nicht mehr zu Hause gewesen, denn seit der Party und der Prügelei, war ich durchgehend bei Chase gewesen. Heute würde ich jedoch mal kurz nach Hause fahren, um mein Weihnachtsgeschenk für ihn zu holen und um nachzusehen, ob zu Hause alles in Ordnung war, was es wahrscheinlich sein würde, immerhin war sowieso niemand zu Hause. „Sicher, dass du nicht einfach wieder zurück ins Bett kommen willst?", fragte Chase mich, als ich aus dem Badezimmer zurück ins Schlafzimmer kam. Während ich mich schon fertig gemacht hatte, lag Chase noch immer nur mit seiner Boxershort bekleidet im Bett. Auch wenn ich bei seinem Anblick am liebsten sofort wieder zu ihm ins Bett gekrochen wäre, musste ich zumindest mal kurz nach Hause. „Du weißt genau, wie gerne ich mich zu dir legen würde, aber ich muss wirklich kurz mal nach Hause", antwortete ich ihm. Er murmelte etwas unverständlich vor sich hin, bevor er sagte: „Okay, aber bleib nicht zu lange weg. Heute ist Weihnachten und ich möchte diesen Tag mit dir verbringen." „Ich bin in spätestens einer Stunde wieder da", sagte ich zu ihm. Wahrscheinlich würde ich schon früher wieder da sein, denn ich wollte lediglich mein Geschenk für ihn holen.
Wie ich erwartete hatte, war zu Hause alles in bester Ordnung. Was sollte auch Großartiges passieren, wenn niemand da war? Mein Geschenk für Chase lag schon seit ein paar Tagen fertig eingepackt auf meinem Bett und wartete nur darauf, endlich mitgenommen zu werden. Da ich nicht mit meinen Eltern telefonieren wollte, während ich bei Chase war, aus dem einfachen Grund, dass ich dann lieber mit Chase als mit meinen Eltern redete, rief ich sie jetzt an. „Emiliana, wie schön, dass du anrufst", begrüßte mein Vater mich, als er den Anruf entgegennahm. „Hey Dad!" „Wie geht es dir, meine Große?", wollte er von mir wissen. Er nannte mich Große, seitdem er und meine Mutter nur noch selten zu Hause waren. Insgeheim glaubte ich, dass er das nur machte, um uns allen das Gefühl zu vermitteln, dass es komplett okay wäre, seine Tochter allein zu Hause zu lassen. „Gut und euch?", antwortete ich ihm. „Uns geht es auch gut. Wir hoffen du hast heute einen schönen Tag. Können wir uns später bei dir melden? Wir haben gleich einen Termin im Spa unseres Hotels", erzählte er mir. „Klar, alles gut. Bis dann", verabschiedete ich mich. Ich wartete gar nicht mehr darauf, dass mein Vater sich verabschiedete, sondern legte direkt auf. Sie würden heute definitiv nicht mehr anrufen. Das taten sie nie, wenn sie sagten, dass sie später anrufen würden. Luxus-Spa-Urlaub auf Hawaii war halt einfach wichtiger, als die eigene Tochter. Prioritäten. Scheinbar hatte der Urlaub höhere Priorität als ich. Seufzend stand ich von meinem Bett auf, danach griff ich nach dem Geschenk für Chase und verließ das Haus auch schon wieder. Vielleicht sollte ich diesen Ort nicht mehr zu Hause nennen. Denn wenn man es genau nahm, dann war er das nicht mehr. Zu Hause sollte ein Platz der Geborgenheit sein und dieser Platz war definitiv nicht hier. Zu Hause, mein zu Hause war bei Chase. Ich würde mich wahrscheinlich überall auf der Welt zu Hause fühlen, solange er an meiner Seite war.
Als ich wieder zurück war, lag Chase noch immer im Bett, zumindest ging ich davon aus. Mein Geschenk für ihn hatte ich unter den Weihnachtsbaum gelegt, wo schon seit vorgestern ein anderes Geschenk lag, welches er dorthin gelegt hatte. Da Chase weder im Wohnzimmer, noch in der Küche war, ging ich hoch ins Schlafzimmer, dort lag er tatsächlich noch immer im Bett. „Du hast heute nicht mehr vor aufzustehen, oder?", fragte ich ihn grinsend. „So spät ist es doch noch gar nicht", murrte er, bevor ich lachend im Bad verschwand, wo ich meine Jeans und mein Hoodie gegen eine Jogginghose und ein Shirt von Chase tauschte. „Komm her", sagte Chase zu mir, als ich zurück aus dem Badezimmer kam. Ich kletterte neben ihn ins Bett. Sofort schlang er seine Arme um meine Taille und zog mich an sich. „Jetzt habe ich definitiv nicht mehr vor heute noch aufzustehen", flüsterte er mir ins Ohr. „Dann verbringen wir Weihnachten halt im Bett", murmelte ich gegen seine Brust. Selbst damit hätte ich kein Problem, solange er bei mir war. „Okay, vielleicht sollten wir später wenigstens aufstehen, um uns was zum Essen zu machen", sagte er, obwohl es sich eher so anhörte, als ob er einfach nur laut gedacht hatte. „Ich habe vorhin mit meinen Eltern telefoniert", wechselte ich das Thema. Chase wusste, dass meine Eltern und ich eher ein kompliziertes Verhältnis zueinander hatten. Das vor allem darauf basierte, dass meine Eltern sich so gar nicht mehr für mein Leben interessierten. „Und wie war es?" Ich seufzte. „Ich wurde nach einer Minute abgewimmelt, weil sie ein Termin im Spa des Hotels hatten. Sie haben noch nicht mal gefragt, was ich heute mache." Es verletzte mich mehr, als ich zugeben wollte, dass sie sich so wenig für mein Leben interessierten. „Ich habe einfach, dass Gefühl, dass sie ein Kind haben wollten, aber jetzt wo ich älter werden, interessiert sich niemand mehr dafür, wie es mir geht", fügte ich hinzu. „Ich interessiere mich für dich und auch dafür, wie es dir geht, Lia", sagte Chase, während er seine Umarmung festigte. „Und Kyle und Aiden interessieren sich auch dafür. Selbst meine Grandma fragt nach dir. Es gibt Leute, die sich für dich interessieren und denen du wichtig bist, Lia." Ich mochte es, dass wir uns gegenseitig aufbauten. Ich baute ihn auf, wenn es ihm schlecht ging. Und er mich. Bis ich Chase kennengelernt hatte, wusste ich nicht einmal mehr, wie es sich anfühlt, jemandem wichtig zu sein. Meine Eltern hatten mir ab einem bestimmten Zeitpunkt dieses Gefühl nicht mehr vermittelt. Ob sie es bewusst machten, oder unbewusst, dass konnte ich natürlich nicht wissen. Trotzdem war das Gefühl, dass meine Eltern sich nicht für mich interessierten einfach scheiße. „Vergiss nicht, dass du wichtig bist, Lia." Er strich mir eine Strähne aus dem Gesicht hinters Ohr. „Vergiss das nie", flüsterte er, bevor er mich sanft und voller Leidenschaft küsste.
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Between Love
Teen FictionWenn du die Zeit zurückdrehen könntest: Würdest du es tun? Nein. Würdest du eine bestimmte Sache ungeschehen machen? Nein. Wirklich nicht? Nein. An wen denkst du gerade? Angefangen: 15.11.2020 Beendet: 30.05.2021 ‼️Alle Rechte für dieses Buch liegen...