-Chapter Seven-

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Chase

Emiliana krallte sich in mein Shirt, während ihr immer mehr Tränen über die Wangen liefen. Ihr Körper bebte. Sie schluchzte fürchterlich.

Ich musste sie hier wegbringen. Irgendwohin, wo sie weinen konnte, ohne dabei in den Fokus zu rücken. Wo sie einfach weinen konnte. Wortlos packte ich sie an der Taille und warf sie über meine Schulter. Gerade als ich loslaufen wollte, um sie hoch ins Gästezimmer zu bringen, kam Kyle in die Küche. Fragend sah er erst Emiliana und dann mich an. „Kannst du mir einen Gefallen tun?", fragte ich meinen besten Freund. „Klar. Was gibt's?", wollte er von mir wissen. „Kannst du mir eine Flasche Wasser hoch ins Gästezimmer bringen und irgendwas an Nervennahrung." „Das sollte ich schaffen." „Danke." „Kein Ding."

Ich setzte mich wieder in Bewegung und trug Emiliana, die noch immer weinte hoch ins Gästezimmer, wo ich sie aufs Bett legen wollte, jedoch klammerte sie sich so sehr an mich, dass ich sie nicht losbekam. „Du musst mich loslassen, sonst kann ich dich nicht aufs Bett legen", sagte ich zu ihr. „Sorry", nuschelte sie, bevor sie ihren Griff lockerte. Sanft legte ich sie aufs Bett, während ich mich auf den Bettrand setzte. „Kannst du mich bitte einfach wieder in die Arme nehmen?", flüsterte sie. Ich rückte näher zu ihr und schlang meine Arme um ihren Oberkörper. Ich sagte nichts. Ich hielt sie einfach nur fest. Jedes Wort, was ich hätte sagen können, wäre überflüssig gewesen. Manchmal brauchte man einfach nur jemanden, der einem Halt gab. Mit jeder Minute, in der ich sie festhielt, wurde ihr Schluchzen weniger.

„Danke", flüsterte sie irgendwann. Zeitgleich lösten wir uns, um den anderen anschauen zu können. Automatisch legte ich meine Hand an ihre Wange und wischte ihr die allerletzte Träne weg.

„Ich sehe wahrscheinlich aus wie ein Panda, oder?", fragte sie mich. „Vielleicht ein bisschen. Aber du bist trotzdem hübsch, Emiliana", antwortete ich ihr. „Danke. Wenn ich könnte, dann würde ich mich abschminken." Ich wollte etwas antworten, jedoch klopfte es an der Tür. „Herein." „Hey, Kyle meinte ich soll dir das geben", sagte Aiden zu mir, während er mit zwei Flaschen Wasser und einer Tüte Chips das Zimmer betrat. „Danke", sagte ich zu ihm und nahm ihm die Sachen ab. „Hey Emiliana", begrüßte mein bester Freund sie. „Hi", gab sie etwas schüchtern zurück. „Könntest du Kyle fragen, ob seine Schwester irgendwelche Sachen zum Abschminken hier hat?", bat ich Aiden. „Klar, mach ich." „Danke."

Aiden verschwand aus dem Zimmer und ließ uns wieder alleine. „Hier. Trink was", sagte ich zu Emiliana, dabei hielt ich ihr eine der Wasserflaschen hin. „Danke." Sie nahm mir die Flasche aus der Hand und trank, bevor sie die Flasche neben das Bett auf den Nachttisch stellte. „Wie fühlst du dich?", wollte ich von ihr wissen. „Besser. Das Weinen hat gut getan", antwortete sie mir. „Manchmal ist weinen das effektivste Mittel gegen Schmerzen." „Weise Worte", sagte sie, dabei schlich sich ein leichtes Lächeln auf ihre Lippen. „Ich hoffe du weißt, dass das was du eben gesagt hast, nicht stimmt. Du bist nicht allein, Lia." „Ich weiß, aber meistens kommt es mir so vor. Ich habe nicht einmal einen eigenen Freundeskreis, geschweige denn richtige Freunde. Brian und Arian sind Silas' Freunde. Nicht meine", sagte sie. „Hättest du die zwei gerne als deine Freunde?", wollte ich von ihr wissen. „Nein." „Du hast Freunde." „Wen denn?", fragte sie traurig. „Mich?" „Wir sind Freunde?", hakte sie nach. „Natürlich sind wir das. Und da wir befreundet sind, sind Aiden und Kyle quasi auch deine Freunde", antwortete ich ihr.

Wieder klopfte es an der Tür. Dieses Mal betraten sowohl Kyle als auch Aiden den Raum. „Hi, hier", begrüßte Kyle Emiliana und gab ihr währenddessen eine Packung Abschminktücher. „Danke", sagte sie. „Braucht ihr noch irgendwas?", fragte Kyle uns. Fragend schaute ich zu Emiliana, die gerade den Kopf schüttelte. „Ich denke nicht. Danke, Jungs", antwortete ich ihm. „Okay, wenn noch etwas ist, dann könnt ihr runterkommen. Ach und Emiliana, wenn du willst, kannst du hier schlafen", sagte Kyle zu ihr. „Danke, aber ich glaube ich schlafe heute Nacht lieber zu Hause", antwortete sie. Trotzdem schlich sich ein dankbares Lächeln auf ihre Lippen. Kyle nickte, bevor er gemeinsam mit Aiden das Zimmer verließ und mich wieder mit Emiliana allein ließ. „Ich kann dich nach Hause fahren, wenn du möchtest", bot ich ihr an, während sie sich abschminkte. Um diese Uhrzeit sollte sie nicht mehr allein draußen sein. Nicht mal allein mit einem Taxi nach Hause fahren. „Du hast getrunken", sagte sie zu mir. „Nein. Ich habe nicht getrunken." Die oberste Regel bei allen Partys, die wir veranstalteten war es, dass Kyle, Aiden und ich kein Alkohol tranken, damit wir eingreifen konnten, falls etwas aus dem Ruder lief. „Aber hast vorhin nicht Bier getrunken?", fragte sie mich. „Ja. Alkoholfreies Bier." Auch wenn das absolut scheußlich schmeckte im Vergleich zu richtigem Bier.

„Also was ist, soll ich dich fahren?", wiederholte ich meine Frage. „Wenn es dir keine Umstände macht." „Es macht mir keine Umstände, aber ich würde auf dem Weg gerne noch irgendwo etwas Essen gehen. Auf was hättest du Lust?", fragte ich sie. „Burger", antwortete sie mir wie aus der Pistole geschossen. Wie gut, dass wir uns einig waren. „Dann lass uns los", sagte ich zu ihr. Gemeinsam gingen wir runter ins Erdgeschoss, wo die Party noch immer im vollen Gang war. Ich suchte Kyle und Aiden in der Menge, um mich von ihnen zu verabschieden. Zeitgleich passte ich darauf auf Emiliana nicht zu verlieren und scannte den Raum nach Silas ab, damit die zwei sich nicht über den Weg liefen. Zum Glück entdeckte ich ihn nicht. Hätte mich um ehrlich zu sein auch gewundert, wenn er noch hier wäre und nicht längst mit Sabrina gegangen wäre. Mir tat es für Emiliana leid, dass sie das mit ansehen musste. Sie hätte jemanden verdient, der sie auf Händen trug.

„Ich fahr Emiliana nach Hause", informierte ich meine zwei besten Freunde, als wir bei ihnen ankamen. „Okay. Wir sehen uns Montag in der Schule", sagte Aiden zu mir. „Pass auf sie auf", sagte Kyle. „Mach ich." „Bis dann, Emiliana", verabschiedeten sich meine zwei besten Freunde von ihr. „Bis dann, Jungs", sagte sie zu ihnen und warf ihn ein schüchternes Lächeln zu. Als die zwei zurücklächelten, wusste ich, dass sie sie jetzt schon in ihre Herzen geschlossen hatten. 

Between LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt