-Chapter Nine-

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Das ganze restliche Wochenende hatte ich nichts von Silas gehört. Um ehrlich zu sein, hatte ich auch nichts anderes erwartete. In gewisser Weise war ich sogar froh darüber, dass er sich nicht gemeldet hatte, denn ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, wenn er mit mir reden möchte.

Den heutigen Schultag über hatte ich ihn noch nicht gesehen. Brian und Arian hatte ich kurz auf dem Gang gesehen, als ich mit Chase zu unserem jetzigen Unterricht gelaufen war. Von meinem Freund war jedoch weit und breit nichts zu sehen. „Also wie sieht es aus, setzt du dich in der Mittagspause zu Kyle, Aiden und mir?", fragte Chase mich, während er seine Schulsachen in seinen Rucksack packte, da die Stunde vorbei war. „Ich denke schon", antwortete ich ihm, während ich mein Mathebuch vom Tisch nahm und in meinen Rucksack packte. „Sehr gut, dann lass uns gehen", sagte er zu mir. Ich nickte und gemeinsam verließen wir den Raum, um zur Cafeteria zu laufen. Als wir in den Gang zur Cafeteria einbogen, erblickte ich ein mir nur allzu bekanntes Gesicht. Silas. Er stand bei Sabrina und hatte ihr einen Arm um die Taille geschlungen. Komischerweise tat es mir nicht weh ihn so zu sehen. Nicht mal ein kleines bisschen. „Alles gut?", fragte Chase mich. „Ja, lass uns einfach in die Cafeteria gehen", antwortete ich ihm. Ich ging an Silas und Sabrina vorbei, ohne ihnen auch nur ein bisschen Beachtung zu schenken.

An einem Tisch ganz hinten in der Cafeteria entdeckte ich Kyle und Aiden. „Hey ihr Zwei", begrüßten sie uns, als wir bei ihnen ankamen. „Hey", begrüßte ich die beiden, bevor ich mich auf den Stuhl neben Chase setzte. „Wie geht's dir?", wollte Kyle von mir wissen. „Ganz gut und euch", antwortete ich ihm. Es stimmte. Mir ging es ganz gut. Bevor die Jungs mir antworten konnten, wurde es mit einem Mal ganz still in der Cafeteria. Alle stellten ihre Gespräche ein. Automatisch richtete sich mein Blick auf den Eingang, durch den gerade Silas mit Sabrina an seiner Seite kam. Silas richtete seinen Blick genau auf mich und grinste mich an, bevor er sich gemeinsam mit Sabrina an einen Tisch setzte, an dem schon Brian und Arian saßen. Die Blicke, die eben noch auf Silas gerichtet waren, richteten sich jetzt auf mich. Unwohl durch die Aufmerksamkeit, die plötzlich auf mir lag, rutschte ich auf meinem Stuhl hin und her. „Schaut woanders hin", schnauzte Chase unsere Mitschüler an, dabei war er so laut, dass die ganze Cafeteria ihn definitiv verstand. Augenblicklich wendeten alle ihre Blicke von mir ab. „Danke", sagte ich leise zu ihm.

„Nicht dafür." Ich schenkte ihm ein kleines Lächeln, was er sofort erwiderte. „Der Typ hat sie doch nicht mehr alle", murrte Kyle. „Sei lieber froh, dass du ihn los bist, Emiliana", sagte Aiden zu mir. „Naja so richtig los bin ich ihn noch nicht. Keiner von uns hat bis jetzt Schluss gemacht", gab ich leise zu. „WAS?", riefen Kyle und Aiden wie aus einem Mund. „Wir haben noch nicht Schluss gemacht", wiederholte ich meine Worte, obwohl ich genau wusste, dass die Jungs mich beim ersten Mal genau verstanden hatten. Ich wusste, dass es unglaublich dumm war, dass wir uns noch nicht getrennt hatten, aber das würde ich bei der nächstbesten Gelegenheit ändern. „Ohne dir zu nahe treten zu wollen, du hast aber schon vor mit ihm Schluss zu machen, oder?", fragte Kyle mich. „Natürlich", antwortete ich ihm. „Gott sei Dank. Ich hatte schon Angst, Emiliana", kam es jetzt von Aiden. Chase hielt sich aus dem ganzen Gespräch komplett raus. Lag wahrscheinlich daran, dass er alles schon längst wusste. „Könnten wir uns bitte darauf einigen, dass ihr mich Liana nennt", bat ich die Jungs. Ich mochte meinen Namen. Keine Frage. Aber trotzdem bevorzugte ich es Liana genannt zu werden. „Ist notiert", sagte Kyle grinsend und Aiden nickte zustimmend. „Danke."

„Wenn ihr mich entschuldigt, ich will noch kurz auf die Toilette, bevor ich mich durch den Nachmittagsunterricht quäle", sagte ich zu den Jungs. „Kein Problem." „Wir sehen uns, bis dann Jungs", verabschiedete ich mich. „Bis dann." „Wir sehen uns gleich in Englisch, also bis dann", sagte Chase zu mir. Ich warf den drei noch ein Lächeln zu, bevor ich aus der Cafeteria verschwand und auf die Toilette ging.

„Ist es schön bei Chase?" Erschrocken drehte ich mich nach links um. Ich war gerade aus der Mädchentoilette rausgekommen. Silas lehnte links von der Toilette an der Wand. Kurze Zeit starrte ich ihn einfach nur an, so sehr hatte er mich erschrocken. „Antworte mir!" „Ist es schön bei Sabrina?", stellte ich die Gegenfrage, anstatt seine zu beantworten. Silas machte ein paar Schritte auf mich zu, bis er direkt vor mir stand. Als er mir eine Hand auf die Wange legen wollte, machte ich einen Schritt nach hinten und stieß mit dem Rücken gegen die Spinde, an der Wand. „Oh es ist wunderschön bei ihr, Babygirl. Sie ist unglaublich. Macht alles was ich will und zickt nicht so rum wie du. Freitagabend mit ihr war ganz wunderbar. Wir hatten viel Spaß." Wieder machte Silas einen Schritt auf mich zu. Zwischen uns war zu wenig Abstand. „Schön, freut mich für dich", sagte ich zu ihm. „Aber egal, wie gut Sabrina ist, du bist besser, Babygirl. Sie ist nur Plan B. Du bist mein Plan A." „Dann musst du jetzt wohl zu Plan B übergehen, denn dein Plan A macht Schluss", sagte ich zu ihm. „Nein, machst du nicht." Silas packte mich an der Taille und zog mich zu sich. „Doch, mache ich. Du hast mich vor meinen Augen betrogen. Unsere gesamte Beziehung funktioniert nicht mehr", sagte ich zu ihm. „Hattest du mit Garcia so viel Spaß, dass du mich wegen ihm abschießt?", fragte er mich wütend. „Ich habe dich nicht betrogen. Ich hatte nichts mit Chase und auch mit keinem anderen", antwortete ich ihm. „Ach nein, du hattest also am Freitag keinen Spaß mit ihm und hast mit ihm nicht auf der Party gevögelt, als ihr für eine halbe Stunde ins obere Stockwerk verschwunden seid?", wollte er von mir wissen.

Eine Sache stimmte. Ich hatte Spaß mit Chase. Aber nicht auf sexueller Ebene. Ich hatte Spaß, als wir bei seinen Großeltern im Burgerladen saßen und uns unterhalten haben.

„Nein. Ich habe nicht mit Chase geschlafen." „Babygirl, du weißt, dass ich es nicht mag, wenn man mich anlügt", flüsterte er mir ins Ohr. Eine Gänsehaut bildete sich auf meinem Körper, als ich seinen Atem auf meiner Haut spürte. Eine Gänsehaut vor Ekel. „Ich lüge nicht. Außerdem hör auf mich Babygirl zu nennen und lass mich los. Es ist vorbei mit uns zwei, Silas." Danach passierte alles in Sekundenschnelle. Silas schubste mich gegen die Spinde, schrie ein „Dann werde doch glücklich mit Garcia, du Schlampe" und dann drehte er sich um und rauschte den Gang herunter. Ich brauchte einen Moment, um zu realisieren, was passiert war. Meine Augen füllten sich mit Tränen und ich glitt mit dem Rücken an den Spinden gelehnt zu Boden, bevor ich meine Knie anzog. Ich weinte nicht aus Trauer, sondern aus Erleichterung. Es war vorbei. Ich hatte es geschafft. Ich war wieder frei.

Mein Kopf hob sich automatisch an, als ich bemerkte, dass sich jemand neben mich gesetzt hatte. Chase. Am Ende des Ganges erblickte ich zusätzlich noch Kyle und Aiden. „Hast du es geschafft?", fragte er mich leise. „Ja", antwortete ich ihm im Flüsterton. Ich wischte mir ein paar Tränen aus dem Gesicht, die direkt durch neue ersetzt wurden. Chase stand auf, bevor er mir seine Hand hinhielt.

Ich bin quasi deine rettende Hand. Du musst nur nach ihr greifen, Emiliana.

Und ich tat es. Ich griff nach seiner Hand. Ließ ihn mir hochhelfen. Sobald ich wieder stand, schloss er mich in seine Arme. Er hielt mich fest, bis ich aufhörte zu weinen. Dabei bemerkte ich nicht einmal, wie unsere Mitschüler an uns vorbei zu ihrem nächsten Unterricht liefen. „Ich glaube Misses Miller muss heute leider auf uns in ihrem Unterricht verzichten", flüsterte er mir ins Ohr, bevor wir uns lösten. „Ich glaube das kann sie verkraften", sagte ich zu ihm. „Ich hoffe es, denn sie muss. Und die Lehrer von Kyle und Aiden werden das auch müssen, außer du möchtest nicht, dass sie mitkommen." „Ich möchte, dass sie mitkommen." Das wollte ich wirklich, denn ich mochte die beiden. Ich war noch nie von Leuten mit so offenen Armen und ohne jegliche Vorurteile empfangen worden, wie von den beiden. Jetzt mal abgesehen von Chase. „Jungs, habt ihr Lust auf Burger?", wollte Chase von seinen zwei besten Freunden wissen, als wir bei ihnen ankamen. „Immer doch", antwortete Kyle ihm grinsend. „Sehr gut." 

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Bleibt gesund! ❤

-T

Between LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt