-Chapter Twenty-Nine-

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„Ich kann nicht glauben, dass wir es wirklich aus dem Bett geschafft haben", sagte ich zu Chase. Es war mittlerweile 18 Uhr. Somit hatten wir die letzten sechs Stunden einfach nur im Bett gelegen und nichts getan, außer zu kuscheln und zu reden. Mehr dann auch nicht. Mit jeder Minute, die ich neben Chase gelegen hatte, war der Gedanke an meine Eltern weiter in den Hintergrund gerückt, bis er wieder in der hintersten Ecke meines Gehirns war, wo er auch hingehörte. Unser Plan für den restlichen Abend bestand jetzt daraus auf der Couch zu sitzen, F.R.I.E.N.D.S zu schauen und Pizza zu essen, die gerade fertig gebacken war. „Hier." Chase drückte mir einen Teller mit Pizza in die Hand, bevor er sich mit seinem Teller voller Pizza neben mich auf die Couch setze. Er angelte sich die Fernbedienung, und startete die Folge. In schweigendem Einvernehmen aßen wir unsere Pizza und schauten eine Folge nach der anderen. „Ich habe Friends früher immer mit meiner Mum geschaut", sagte Chase plötzlich. „Wir hätten es nicht schauen müssen, wenn es dir dabei nicht gut geht", sagte ich zu ihm. „Nein, ich will es mit dir schauen, Lia. Wenn ich nicht gewollt hätte, dass wir es gemeinsam schauen, hätte ich es gesagt. Mum hat Friends geliebt. Sie mochte Joey am meisten, wegen seiner Art, wie er für seine Freunde da ist", erzählte er. Wer mochte Joey nicht? „Ich hätte deine Mum gerne kennengelernt", sagte ich ehrlich zu ihm. Der Gedanke, wie seine Mum wohl war, war mir schon oft durch den Kopf gegangen. Sie musste mindestens ein genauso herzlicher Mensch gewesen sein, wie Chase es ist. Er meinte selbst mal, dass er alle guten Charakterzüge von seiner Mutter hatte. Den Gedanken, dass sie niemals selbst erleben würde, was für ein toller Mensch aus ihrem Sohn geworden war, fand ich unheimlich traurig. „Sie würde dich lieben", sagte er mit gedämpfter Stimme. „Sicher?" „Ja, hundertprozentig sicher. Meine Grandma hat das schon ganz am Anfang zu mir gesagt, dass Mum dich lieben würde und Kyles Mum hat das auch gesagt. Und ich bin mir auch sicher, dass sie dich lieben würde. Wie könnte sie nicht?" Wir verfielen in ein einvernehmliches Schweigen. Sicherlich dachte Chase gerade an seine Mum und das sollte er solange tun, wie er es für richtig hielt. Selbst wenn es den ganzen Abend war, oder sogar noch länger. Ich kuschelte mich gegen seine Brust, sagte jedoch nichts. Manchmal musste man auch einfach nichts sagen, um den anderen zu verstehen. Reden ist Silber, schweigen ist Gold.

„Ich bringe die Teller in die Küche, und dann kriegst du dein Geschenk", sagte er einige Zeit später zu mir. „Okay." Ich löste mich von ihm, damit er von der Couch aufstehen konnte. Kurz verschwand er in der Küche, war aber keine zwei Minuten später wieder zurück im Wohnzimmer. „Ich möchte dir zuerst mein Geschenk geben", sagte ich zu ihm, ging zum Weihnachtsbaum und griff nach dem Geschenk für ihn, bevor ich es ihm gab. Langsam befreite er sein Geschenk von dem Geschenkpapier. Innerlich betete ich dafür, dass es ihm gefiel. Als er sein Geschenk ausgepackt hatte, musterte er es ganz genau. „Ich dachte mir du könntest sie hier irgendwo an die Wand hängen", sagte ich unsicher zu ihm. „Das ist eine wunderbare Idee, Lia." Er zog mich an den Taille zu sich, bevor er mich sanft küsste. „Danke", wisperte er gegen meine Lippen. Ich hatte ihm zwei Bilderrahmen-Collage mit Fotos geschenkt. Auf einigen Fotos waren wir beide gemeinsam drauf. Auf anderen war er mit Kyle und Aiden zu sehen, oder wir alle gemeinsam. Ein Foto jedoch stach aus der Menge heraus. Ein Foto von Chase und seiner Mutter. Zum Zeitpunkt des Fotos musste er ungefähr 8 Jahre alt gewesen sein, das meinte zumindest seine Grandma. An einem Nachmittag, als wir bei seinen Großeltern im Laden waren, hatte ich mich mit seiner Grandma unterhalten und ihr von meiner Geschenkidee erzählt. Sie fand die Idee wunderbar und hat mir daraufhin angeboten mir ein Foto von Chase und seiner Mutter zu geben. „Deine Grandma hat es mir gegeben. Ich hoffe das ist okay für dich." „Ja, das ist mehr als okay. Ich wollte schon immer ein Foto von Mum und mir hier aufstellen, nur wusste ich nie wo und wie", erzählte er. Erleichtert atmete ich aus. „Woher ist das Foto?", fragte Chase mich, dabei deutete er auf ein Foto von uns beiden, was uns am Abend von Kyles Auftritt zeigte. Chase hatte seine Arme um meine Taille geschlungen und ich lehnte gegen seine Brust. „Aiden hat es gemacht. Ich hatte die Jungs gefragt, ob sie mir ein paar Fotos für dein Geschenk schicken könnten. Sie haben mir so viele Fotos geschickt, dass ich noch mindestens zehn Collagen hätte machen können." Kyle und Aiden hatten mir zusammen über 300 Fotos geschickt. Teilweise waren darunter Fotos von den drei, die mindestens 10 Jahre alt waren. Daraus die schönsten rauszusuchen, hatte stundenlang gedauert. „Dann könnten wir vielleicht noch einen machen und dafür gemeinsam Fotos raussuchen", schmunzelte er. „Ja, das können wir definitiv."

„Jetzt bin ich dran." Chase griff nach dem anderen Geschenk, was noch unter dem Baum lag und gab es mir. Vorsichtig riss ich das Geschenkpapier auf und hielt dann zwei Dinge in der Hand. Ein kleines Fotoalbum und eine Schmuckschatulle. „Schau zuerst das Fotoalbum an." Ich schlug die erste Seite auf. Ein Foto von uns. Das erste gemeinsame Foto, was es von uns gab. Es war an dem Abend entstanden, als Silas mich betrogen hatte. Wir schauten beide in die Kamera und zogen dabei eine Grimasse. Chase war damals er Meinung gewesen, dass Grimassen ziehen gegen meine Trauer helfen würde und es hatte tatsächlich geholfen. Auf der zweiten Seite war ein Foto von uns gemeinsam mit Kyle und Aiden. Das Foto hatten wir an meinem Geburtstag als Erinnerung gemacht, als wir im Kino waren. Danach folgten zwei Fotos, auf denen ich mit Kyle und Aiden zusehen war. Dann kamen wieder Bilder von Chase und mir. Mit jedem weiteren Bild, mit jeder Seite ging unsere Geschichte weiter. Er hatte die Fotos eingeklebt, die wir vor ein paar Tagen in der Küche gemacht hatten, wie er am Herd stand und ich auf der Arbeitsfläche saß. Das letzte Foto zeigte uns am Morgen nach der letzten Party. Ich hatte eins von seinen Shirt an, während er oberkörperfrei war. Wir lagen im Bett und grinsten beide in die Kamera. „Das ist wunderschön." Ich war den Tränen nah, denn ich hatte mit vielem gerechnet, doch nicht mit sowas schönem. Jetzt griff ich nach der Schmuckschatulle, die auf der Couch lag. Vorsichtig öffnete ich sie und als ich den Inhalt sah, hätte ich am liebsten sofort angefangen zu weinen. Eine silberne Kette an der ein C als Anhänger baumelte. „Die ist wunderschön." Meine Emotionen überrollten mich in diesem Moment und eine Freudenträne rollte über meine Wange. Chase nahm mir die Kette aus der Hand. „Dreh dich um." Ich tat was er sagte. Im nächsten Moment legte er mir die Kette um den Hals und schloss den Verschluss. Ich drehte mich wieder um, damit ich ihn ansehen könnte. „Danke." Eine weitere Träne löste sich aus meinem Augenwinkel, die Chase jedoch sofort mit seinem Daumen wegwischte. Ich hatte noch nie so starke Gefühle für jemanden gehabt, wie für Chase. Mit jeder Minute, die verging, wurden sie nur noch stärker. „Ich bin nicht gut darin meine Gefühle auszudrücken. Eins weiß ich jedoch, weil ich es mit jeder Faser meines Körpers fühle. Ich liebe dich. Ich habe noch nie für jemanden so gefühlt, wie ich für dich fühle. Du erhellst mein ganzes Leben. Ohne dich ist alles dunkel, doch mit dir strahlt alles. Ich liebe dich, Emiliana." „Ich liebe dich, Chase." Als er mich ins seine Arme zog und mich küsste, stand mein ganzer Körper unter Strom. Ich spürte das Gefühl, das ich schon viel zu lange nicht mehr gespürt hatte. Erst seitdem ich Chase hatte. Liebe. Zu Hause. Ich war zu Hause. Bei ihm. Er war mein zu Hause. 

Between LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt