-Epilog One-

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Chase

Eineinhalb Wochen später

Die Hochzeit meines Vaters hatte ich mir grauenhafter vorgestellt, als sie war. Zumindest bis jetzt war noch nichts passiert, was mich nervte. Mein Vater und Simone hatten sich das Ja-Wort gegeben und jetzt waren wir auf den Weg zur Location, wo die Hochzeitsfeier stattfinden sollte. Bis jetzt waren wir meinem Stiefbruder und auch Silas aka dem Cousin meines Stiefbruders erfolgreich aus dem Weg gegangen. Emiliana hatte die ganze Zeit über sorgsam darauf geachtet, dass wir ihnen nicht zu Nahe kamen. Kyle und Aiden waren ebenfalls bemüht, denn sie wussten, wie schwer es für mich war hier zu sein. Den ganzen Tag über waren meine Gedanken immer wieder zu meiner Mum gewandert. Ich war mir mittlerweile sicher, dass sie sich trotz allem für meinen Vater freuen würde, auch wenn er zu ihr schrecklich gewesen war. Sie war kein nachtragender Mensch gewesen. Nicht einmal bei schweren Streitereien. Wir kamen als erstes an dem Hotel an, wo die Feier stattfinden sollte. Heute Nacht würden wir auch hier übernachten, denn die Hochzeit fand eine Stunde von unserer Heimat entfernt statt. Netterweise übernahm mein Vater alle Hotelkosten.

Sobald wir den Festsaal betreten hatten, kam auch schon eine Kellnerin mit einem Tablett voller Sekt und O-Saftgläser auf uns zu. Gezielt griffen Lia und ich beide nach einem O-Saftglas, während meine zwei besten Freunde jeweils ein Sektglas nahmen. Lia und ich hatten uns darauf geeinigt, dass wir heute Abend beide keinen Alkohol trinken würden. „Habe ich dir heute schon gesagt, dass du wunderhübsch aussiehst?", fragte ich Lia leise, bevor ich sie küsste. Sie trug ein bodenlanges dunkelrotes Kleid, welches ab der Taille locker fiel, oberhalb der Taille jedoch eng anlag. Es zeigte etwas Dekolletee, jedoch nicht zu viel. Ich war nicht dabei gewesen, als sie das Kleid gekauft hatte, das hatte sie mit Kyle und Aiden gemeinsam gemacht. Auf meine besten Freunde war immer Verlass und so hatten sie meiner Freundin geholfen, das perfekte Kleid zu finden. „Du hast es mir nur ungefähr hundertmal gesagt und du siehst auch ziemlich gut aus", antwortete sie mir grinsend. Ich trug eine schwarze Anzughose und ein weißes Hemd. Mein Jackett hatte ich mittlerweile ausgezogen und hielt es in den Händen. Immer mehr Gäste trudelten ein. Unter ihnen auch Damian aka mein Stiefbruder, der gerade ziemlich zielstrebig auf uns zu kam. „Ruhig bleiben", flüsterte Lia mir ins Ohr, dabei nahm sie meine Hand. „Emiliana, hi. Wie schön dich zu sehen. Hi Chase", begrüßte er uns. Für meinen Geschmack war seine Begrüßung Lia gegenüber etwas zu viel. Ich wusste, dass sie sich durch Silas kannten. Und ich wusste auch, dass sie ihn nicht mochte. „Hi", begrüßte Lia ihn und setzte ihr bestes Pokerface auf. „Wir haben uns lange nicht mehr gesehen", stellte Damian fest. „Nicht besonders schlimm", antwortete Emiliana ihm. „Ich finde es schon Schade", widersprach er ihr. „Ich habe gehört, dass du dich von Silas getrennt hast. Er hat mir aber nicht erzählt, dass mein lieber Stiefbruder jetzt zu dir gehört. Zu schade. Ich fand dich schon attraktiv, als du noch mit Silas zusammen warst." Gerade musste ich mich wirklich sehr zusammenreißen, um ihm nicht eine zu verpassen. Die Tatsache, dass er meine Freundin vor meinen Augen anbaggerte, fand ich alles andere als gut. Doch ich wusste auch, dass Emiliana alles unter Kontrolle hatte. „Zu Schade, dass ich dich nicht attraktiv finde", schoss Liana zurück. Ihr Griff um meine Hand wurde fester und sie zog mich näher zu sich. „Schon klar. Du stehst eher auf Arschloch-Typen, die Leute blutig schlagen", sagte er provokant grinsend. Ja, er wollte mich provozieren. Sicherlich wusste er davon, dass Silas und ich vor ein paar Wochen diese kleine Auseinandersetzung hatten. Kyle und Aiden traten neben mich. Beide schauten mich mit dem klassischen Mach-Nichts-Dummes-Blick an. „Nein. Wenn ich auf Typ Arschloch stehen würde, dann würde ich auf Silas und dich stehen", widersprach sie ihm. Ungläubig schaute Damian sie an. „Und wenn du mich jetzt entschuldigen würdest, ich würde gerne etwas Zeit mit dem Jungen, den ich liebe verbringen und mit seinen wunderbaren Freunden." Mit diesen Worten ließ Lia ihn stehen und zog mich von ihm weg.

Mittlerweile waren auch mein Vater und Simone da. Sie hielten eine kurze Willkommensrede, bevor mein Vater zu uns herüberkam. „Es freut mich, dass du hier bist, Chase", begrüßte mein Vater mich. „Hi." „Wie geht es dir, mein Junge?", wollte er von mir wissen. „Gut, danke. Ich möchte dir jemanden vorstellen. Dad, das ist Emiliana. Emiliana, das ist mein Vater", machte ich die zwei bekannt. „Ich bin Sean, freut mich dich kennenzulernen, Emiliana", sagte mein Vater freundlich zu ihr. „Die Freude ist ganz meinerseits", gab Liana zurück. „Wie lange seid ihr schon zusammen?", wollte mein Vater wissen. „Offiziell seit Weihnachten. Inoffiziell schon länger", antwortete ich ihm. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass der 24. Dezember unser offizieller Jahrestag werden sollte. Jedoch waren wir uns auch einig gewesen, dass wir uns schon länger wie ein Paar verhalten hatten. „Es freut mich, dass du jemanden gefunden hast." Die Stimme von meinem Vater hörte sich ehrlich an und zum ersten Mal in meinem Leben glaubte ich, dass er sich wirklich für mich freute. „Danke." „Wenn ihr mich entschuldigt, ich muss noch ein paar Gäste begrüßen. Wir sehen uns." Schon war mein Vater weitergezogen. Wir gesellten uns zu Kyle und Aiden, die in der Nähe des Buffets standen. „Alles überstanden?", fragte Kyle mich. Er wusste genau, wie sehr ich Smalltalk hasste. „Ja. Danke, dass ihr hier seid. Das bedeutet mir wirklich viel." Ich hatte es ihnen noch nicht gesagt. Doch es musst einfach mal gesagt werden. „Du weißt, dass wir überall mit dir hingehen würden, wenn es dann für dich leichter ist", sagte Aiden. „Wir sind sowas wie Brüder, Chase. Wir gehen gemeinsam durch jeden Sturm", kam es von Kyle. Er hatte Recht. Wir waren nicht einfach nur Freunde. Wir waren wie Brüder. Emiliana neben mir seufzte. „Ich liebe eure Freundschaft, Jungs." „Vergiss nicht, dass du dazu gehörst, Liana", erinnerte Kyle sie. „Das könnte ich niemals vergessen, Kyle." Für Kyle und Aiden war Liana wie eine Schwester. Das hatten sie mir letzte Woche erzählt, als wir zu dritt einen Jungs-Abend bei mir gemacht haben, während Lia oben in meinem Schlafzimmer lag und schlief. Sie war am Anfang des Abends dabei gewesen, dann war sie jedoch eingeschlafen und ich hatte sie hoch ins Bett getragen.

Ich schaute Lia an und zog sie in meine Arme. Ich hatte noch immer keinen blassen Schimmer, wie ich dieses Mädchen verdient hatte. Doch ich wusste, dass ich sie liebte und nie wieder gehenlassen wollte. Ich hatte nie daran geglaubt, dass ein Mensch mein Leben so verändern würde. Doch dann kam sie. Sie veränderte mein Leben jeden Tag aufs Neue ins Positive. Und ich? Ich hoffte einfach, dass ich ihr Leben positiv veränderte. 

Between LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt