-Chapter Twelve-

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Chase

„Besuchst du deine alten Großeltern auch mal wieder", mit genau diesen Worten begrüßte meine Grandma mich, als sie mir die Tür öffnete. Gefühlt war ich eine halbe Ewigkeit nicht mehr hier gewesen. Bei meinen Großeltern zu Hause. Zwar war ich oft im Burgerladen, jedoch selten bei ihnen zu Hause. Was Schade war, denn in gewisser Weise war ihr zu Hause auch mein zu Hause. „Ihr seid nicht alt", sagte ich zu ihr, während ich mich zu ihr hinunterbeugte, um sie zu umarmen. „Komm rein, mein Schatz. Dein Grandpa ist nicht da. Er ist im Laden", informierte Grandma mich, während ich die Haustür hinter mir schloss und sie mich musterte. Grandma musterte mich jedes Mal. Ich glaubte, dass sie so versuchte herauszufinden, wie es mir ging. „Du wirst viel zu schnell erwachsen", stellte sie fest. „Das sagst du jedes Mal zu mir." „Weil es so ist. Deine Mutter würde mir zustimmen." Wenn sie könnte hing ich im Kopf noch an den Satz von Grandma an, denn ich wusste, dass sie sich genau das gleiche dachte, jedoch wollte sie es nicht aussprechen. „Lass uns ins Wohnzimmer gehen. Und dann erzählst du mir, was es so Neues in deinem Leben gibt."

Stumm ging ich hinter ihr her in das geräumige Wohnzimmer. Seit ich denken konnte, sah das Wohnzimmer so aus. Das Einzige, was sich über die Jahre verändert hatte, war der Fernseher an der Wand gegenüber des Sofas. Die Fotos an den Wänden waren immer noch die gleichen. Das gleiche Sofa, der gleiche Teppich. Die gleichen Regale. Alles wie immer. Manchmal glaubte ich, dass sie hier nichts änderten, um die Erinnerungen nicht zu verwischen.

„Dann erzähl doch mal. Was gibt es Neues, von dem ich noch nichts weiß?", fragte Grandma neugierig. Sie war definitiv der neugierigste Mensch, den ich kannte. „Momentan nicht viel", antwortete ich ihr ehrlich. „Dir muss man wirklich immer alles aus der Nase ziehen, Chase Alejandro Garcia", fluchte Grandma. Und ihr „Fluch" musste sehr ernst sein, wenn sie mich mit meinem ganzen Namen ansprach. Das machte sie immer, wenn ihr meine Antwort nicht gefiel. Mum hatte das früher auch immer so gemacht. „Wirklich, Grandma. In der Schule passiert momentan nichts Spannendes und sonst auch nicht", versicherte ich ihr. „Was ist denn mit dem Mädchen, das neulich mit euch im Laden war? Wie hieß sie noch gleich?" „Du meinst Emiliana." Ein kleines Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich an sie dachte. „Emiliana. Ein schöner Name für ein schönes Mädchen. Du magst sie. Probiere gar nicht erst es abzustreiten. Dein Lächeln verrät dich", sagte Grandma zu ihr. Auf ihrem Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. Es gab jetzt genau zwei Möglichkeiten. Schweigen, in der Hoffnung, dass wir nicht weiter darüber reden würden, oder sich dem Thema stellen. „Irgendwie schon", gab ich zu. Ich wusste, dass wenn ich Schweigen würde, Grandma mich solange nerven würde, bis ich doch etwa sagte. Himmel und wie ich Lia mochte. „Du hättest sie heute mitbringen können." Grandma wirkte fast schon ein bisschen enttäuscht, als sie das sagte. „Ich weiß, aber Lia macht heute etwas mit Kyle und Aiden." „Hat einer von den Zwei an ihr Interesse?", hakte sie nach. Ich schüttelte den Kopf. „Nein." Erleichtert atmete sie aus. „Deine Mutter würde sie mögen", sagte Grandma plötzlich. „Ich weiß", seufzte ich. Mum würde Emiliana höchstwahrscheinlich vergöttern. Noch mehr, als ich das bis jetzt schon tat.

„Woher kennt ihr euch?" „Aus der Schule. Wir wurden Anfang des Schuljahres nebeneinander gesetzt", antwortete ich ihr. „Habt ihr euch sofort gut verstanden?" Gute Frage. Sehr gute Frage. „Jain. Eigentlich an sich schon irgendwie. Irgendwie jedoch auch nicht. Emiliana war zu dem Zeitpunkt noch in einer Beziehung." „Oh. Sind sie denn mittlerweile getrennt?", hakte sie nach. Ich nickte. „Ja. Sie sind mittlerweile getrennt. Emiliana war mit dem Cousin von Damian zusammen. Der Typ hat sie wie scheiße behandelt." Ich seufzte. Allein der Gedanke daran, wie schlecht Silas sie behandelt hatte, jagte mir eine Ekelgänsehaut ein. „Lass ihr genug Zeit, um damit abzuschließen. Wie lange sind die zwei denn schon getrennt?" „Seit Ende August. Also gute zwei Monate." So wie meine Grandma gerade aussah, arbeitete ihr Kopf gerade auf Hochtouren. „Hast du das Gefühl, dass sie ihrem Ex noch nachtrauert?" „Nein. Nicht im Geringstem." Nach ihrer Trennung hatten wir nie wirklich darüber geredet, ob sie gut damit abgeschlossen hatte. Bis letzte Woche. Silas hatte in der Pause einen Versuch gestartet mit ihr zu reden. Den Versuch hat sie ziemlich schnell abgeblockt. Danach hatte sie mir versichert, dass sie mit Silas abgeschlossen hatte. Ich zitiere: „Ich habe komplett mit ihm abgeschlossen. Und es gibt absolut keinen Grund zurückzugehen. Mein Leben war noch nie besser, als es jetzt ist. Dafür bin ich Kyle, Aiden und dir unheimlich dankbar. Ihr habt mir geholfen, Chase. Du hattest Recht, als du meintest, dass du meine rettende Hand bist." Vielleicht. Nur ganz vielleicht. Hatte der letzte Satz für mich eine besondere Bedeutung.

„Soll ich dich mitnehmen? Ich wollte sowieso im Laden vorbei. Aiden hat mir geschrieben, dass er, Kyle und Emiliana da sind", sagte ich zu Grandma. Wir hatten fast zwei Stunden über alles Mögliche geredet, nachdem wir das Thema Emiliana abgeschlossen hatten. „Gerne. Ich wollte sowieso mal mit Kyle reden. Grandpa und ich planen wieder einen Musik-Abend im Laden. Kyle kam beim letzten Mal so gut an, also dachte ich mir ich frage ihn, ob er wieder dort spielen möchte." Lächelnd schaute ich meine Grandma an. Ich liebte es, wie sehr meine Großeltern meine Freunde mochte, fast so, als wären sie ebenfalls ihre Enkel.

15 Minuten später parkte ich mein Auto auf dem Parkplatz vorm Laden meiner Großeltern. Während meine Grandma schnurstracks in die Küche ging, ging ich nach ganz hinten. Kyle, Aiden und Emiliana saßen an unserem Standartplatz. Emiliana saß mit dem Rücken zu mir, genauso wie Kyle. Nur Aiden konnte mich sehen. Als sich jedoch ein Lächeln auf seinem Gesicht bildete, drehten sich die anderen beiden zu mir um. „Hi", begrüßte ich die Drei, bevor ich mich an den Platz gegenüber von Lia setzte. „Ich dachte schon du kommst gar nicht mehr", grinste Aiden. „Ich würde euch doch niemals alleine lassen." „Wir haben extra mit dem Bestellen auf dich gewartet", fügte Kyle hinzu. „Sehr nett von euch." „Ich bin kurz vorm Verhungern, das ist also mehr als nur nett von uns." Die Ernsthaftigkeit, die Emiliana behielt, während sie das sagte, war wirklich bemerkenswert. Zumindest bevor sie anfing zu grinsen. „Dann sollten wir schleunigst etwas dagegen unternehmen." Als ob meine Grandma mich bis in die Küche gehört hatte, stand sie keine Minute später an unserem Tisch, um unsere Bestellungen aufzunehmen. Kurz verschwand sie in der Küche, bevor sie wieder zu uns kam. „Ich wollte noch etwas mit euch besprechen. Also eigentlich mit Kyle. Wir wollen wieder einen Musik-Abend machen. In der Woche vor Weihnachten. Würdest du dort spielen wollen?", wollte sie von meinem besten Freund wissen. Kyle überlegte keine Sekunde, bevor er antwortete. „Gerne. Irgendein bestimmtes Genre?", wollte er wissen. „Was immer du willst. Es wäre jedoch schön, wenn ein paar Liebeslieder dabei wären", antwortete sie ihm. „Das lässt sich einrichten. Danke Mrs Garcia." „Nennt mich endlich Elizabeth Herrgott nochmal." Ich musste Lachen. Ich kannte niemanden, der mehr darauf bestand nicht bei seinem Nachnamen genannt zu werden, als Grandma. Bevor einer von uns ihr antworten konnte, war sie auch schon weg.

„Ich mag deine Grandma", sagte Emiliana grinsend. „Wir mögen sie alle. Chase' Großeltern sind die herzlichsten Menschen, die es gibt", sagte Kyle. „Das sind sie", stimmte ich meinem besten Freund zu. Die herzlichsten Menschen. Die wichtigsten Menschen in meinem Leben. Abgesehen von den Drei, die hier mit mir am Tisch saßen. 

Between LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt