Heute war mein Geburtstag. Ich hasste diesen Tag. Nicht grundsätzlich. Dieses Jahr jedoch hasste ich ihn. Meine Eltern waren beide so sehr mit ihren Jobs verheiratet, dass sie nicht einmal an dem Geburtstag ihrer Tochter nach Hause kamen. Dabei war es Samstag. Ihre Arbeit war wichtiger als ich. Als ihr eigenes Fleisch und Blut. Somit würde ich meinen Geburtstag alleine zu Hause verbringen. Ich hatte den Jungs nicht davon erzählt, dass ich heute Geburtstag hatte. Zwar hatte ich Chase ganz am Anfang unserer Freundschaft erzählt, wann ich Geburtstag hatte, jedoch zweifelte ich daran, dass er sich meinen Geburtstag gemerkt oder im Kalender eingetragen hatte. So kam es also dazu, dass ich an meinem Geburtstag, nachdem ich geduscht hatte, in Jogginghose und einem Hoodie auf der Couch im Wohnzimmer lag und F.R.I.E.N.D.S schaute. Meine kleine Tradition. Ich schaute F.R.I.E.N.D.S immer, wenn meine Eltern es mal wieder nicht für nötig hielten an Feiertagen oder an meinem Geburtstag nach Hause zu kommen. Ich hatte es letztes und vorletztes Jahr an Weihnachten und Silvester geschaut. Und letztes Jahr an meinem Geburtstag. Ja, nicht einmal an Weihnachten kamen meine Eltern nach Hause. Geschenke bestellten sie einfach zu uns nach Hause, obwohl sie nicht einmal da waren. Sie waren der Meinung, dass ich alt genug wäre allein zu Hause zu sein, also könnten sie die Festtage zu zweit im Urlaub verbringen. Ich wohnte quasi allein. So selten sah ich meine Eltern.
Ich konnte mich nicht einmal genau daran erinnern, wann ich sie das letzte Mal gesehen hatte. Vor zwei Monaten? Nein, es musste länger her sein. Als sie das letzte Mal hier waren, war ich noch mit Silas zusammen. Es musste also viel länger her sein. Vielleicht vier Monate. Jedenfalls waren sie an meinem Geburtstag nicht hier. Damit musste ich wohl oder übel leben. Chandler, Joey, Phoebe, Monica, Rachel und Ross würden mir ganz toll dabei helfen, jeden Gedanken an meine Eltern zu verdrängen. Innerhalb der letzten zweieinhalb Stunden, die ich jetzt schon auf der Couch verbrachte, hatte zumindest mein Vater es geschafft mich anzurufen, um mir zu meinem Geburtstag zu gratulieren. Unser Telefonat ging gerade mal eine halbe Minute, denn er war wie immer mit seiner Arbeit beschäftigt. Meine Mutter hatte sich gar nicht erst die Mühe gemacht und mich angerufen. Stattdessen hat sie mir eine Nachricht geschrieben.
Wahrscheinlich hätte ich den restlichen Tag weiterhin auf der Couch verbracht, jedoch klingelte es an der Tür. Ich seufzte demotiviert, bevor ich aufstand, um zu Tür zu gehen und diese zu öffnen. „Alles Gute zum Geburtstag", sagte Chase lächelnd zu mir, als ich ihm die Tür geöffnet hatte. „Danke." Ich trat einen Schritt zur Seite. „Komm rein", sagte ich zu ihm. „Sind deine Eltern da?", wollte er von mir wissen. Ich schüttelte den Kopf. „Nein." Chase folgte mir ins Wohnzimmer, wo ich mich wieder auf die Couch fallen ließ. „Du verbringst deinen Geburtstag wirklich damit dir Friends anzuschauen?" „Das ist meine Tradition an Feiertagen und Geburtstagen, wenn meine Eltern nicht da sind", antwortete ich ihm. „Dann musst du deine Tradition jetzt leider beenden." „Wieso?" „Weil wir etwas unternehmen werden", sagte er zu mir. „Können wir nicht einfach hier bleiben?", fragte ich ihn murrend. Insgeheim erwärmte es mir das Herz, dass er mich an meinem Geburtstag überraschte. „Nein. Also wie lange brauchst du, um dich fertigzumachen?" „Gib mir 20 Minuten", sagte ich zu ihm. „Deine Zeit läuft ab jetzt", sagte Chase zu mir, während ich schon aufgestanden war, um in mein Zimmer zu gehen. „Was soll ich überhaupt anziehen?", rief ich von meinem Zimmer aus ins Wohnzimmer. „Irgendwas was dir gefällt", rief Chase zurück. Diese Antwort half mir nicht gerade weiter. Am Ende entschied ich mich für eine hellblaue High-Waist-Jeans, dazu einen grauen Crop-Hoodie und Sneaker. Ich bürstete meine Haare schnell durch, bevor ich etwas Wimperntusche und Lippenpflege auftrug. „Fertig", sagte ich zu Chase, als ich zurück ins Wohnzimmer kam. „Du siehst gut aus. Das hast du aber auch schon in der Jogginghose", sagte er grinsend zu mir. „Danke."
„Muss ich irgendwas mitnehmen?", fragte ich Chase, während ich nach meinem Haustürschlüssel griff, um diesen in meiner Hosentasche zu verstauen. „Nein. Du brauchst nichts." Ich schaltete den Fernseher aus, bevor wir gemeinsam das Haus verließen und zu seinem Auto gingen, was in der Einfahrt stand. „Verrätst du mir, wo es hingeht?" Ich war neugierig, zumindest wenn es um Überraschungen ging. Ich hasste die Ungewissheit darüber, was in den nächsten Stunden passieren würde. „Das bleibt vorerst noch mein Geheimnis", sagte er zu mir, während er das Auto auf die Straße lenkte. Na toll. „Nicht mal ein kleinen Hinweis?", hakte ich nach. „Wir feiern dein Geburtstag." Toller Hinweis. Soweit war ich dann auch schon. „Wir sind gleich da", sagte Chase zu mir, bevor er rechts in eine Straße abbog. Ich erkannte die Straße, in der wir waren. Das hier war die Straße des Burgerladen seiner Großeltern. „Wir gehen Burger essen?", fragte ich ihn erfreut. „Das ist nur der erste Teil", sagte er zu mir. „Warte was?" Ich war verwirrt. „Burger essen ist nur der erste Teil des Tages. Und jetzt komm. Kyle und Aiden warten wahrscheinlich schon auf uns", sagte er zu mir, bevor er sich abschnallte und die Fahrertür öffnete, um auszusteigen. Ich folgte Chase in den Laden. Kyle und Aiden saßen schon hinten an unserem Stammplatz. „Happy Birthday", sagten die beiden gleichzeitig zu mir, bevor sie mich umarmten. „Danke." Ich setzte mich auf den Platz gegenüber von Chase. Wir saßen noch keine Minute, da kam auch schon Chase' Grandma, um unsere Bestellungen aufzunehmen und mir ebenfalls zu gratulieren.
„Also, Chase, möchtest du uns jetzt vielleicht langsam mal sagen, was du noch so geplant hast?", wollte Kyle wissen. Mittlerweile saßen wir seit über einer Stunde hier. Wir hatten alle längst aufgegessen. Doch bis jetzt wollte Chase nicht damit rausrücken, was wir als nächstes machen würden. „Also ich hatte überlegt, dass wir ins Kino gehen könnten. Außer jemand von euch hat eine bessere Idee. Natürlich darf Lia den Film aussuchen." „Kino hört sich gut an", stimmte ich ihm zu. „Dann ist es beschlossene Sache. Auf ins Kino", sagte Kyle, bevor er von seinem Stuhl aufsprang. Wir verabschiedeten uns von Chase' Großeltern, bevor wir uns auf den Weg ins Kino machten. Chase und ich fuhren gemeinsam in seinem Auto, während Kyle und Aiden gemeinsam mit Aidens Auto fuhren. „Hast du dir schon überlegt welchen Film du schauen möchtest?", fragte Kyle mich, als wir das Kino betraten, welches relativ leer war. Ich zuckte mit den Schultern. „Bis jetzt noch nicht." Kurze Zeit später hatte ich mich dann jedoch für einen Horrorfilm entschieden. „Du bist die einzige Person, die ich kenne, die an ihrem Geburtstag in einen Horrorfilm geht", sagte Aiden zu mir.
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Between Love
Teen FictionWenn du die Zeit zurückdrehen könntest: Würdest du es tun? Nein. Würdest du eine bestimmte Sache ungeschehen machen? Nein. Wirklich nicht? Nein. An wen denkst du gerade? Angefangen: 15.11.2020 Beendet: 30.05.2021 ‼️Alle Rechte für dieses Buch liegen...