50. Türen der Erinnerung

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Mit einem schmerzhaften stöhnen wurde ich wach. Mein Kopf schmerzte. Ich sah mich um. Ich war ganz offensichtlich in einer Klinik. Meine Sicht verschwamm immer wieder. Ich rieb' mir die Augen, bis ich wieder klar sehen konnte. Es roch nach Desinfektionsmitteln. Ich rümpfte die Nase, den Geruch hatte ich noch nie gemocht. Die Tür öffnete sich und eine Frau sah hinein. Ihre Augen wurden größer, als sie mich ansah. „Liebes du bist ja wach?!", sie kam auf mich zu und drückte mich an sich. Ich erstarrte wie eine Salzsäule „wo bin ich?" „Im Krankenhaus Süße. Du hast dich tapfer geschlagen. Bist aber auf dem Kopf gelandet. Du warst ein paar Stunden weg." „Wo sind meine Eltern?" Die Frau sah mich verwirrt an „Bei ihnen zu Hause natürlich.." Ich machte mich ein wenig los und presste mich in die Kissen. „Und wo bin ich?" „In Kanada. Zu Hause" „Was? Was meinen Sie mit Kanada?" „Liebes, weißt du wer ich bin?" „Eine Ärztin?" „Ja richtig." Sie schien überrascht. „Ich komme gleich wieder in Ordnung?" Ich nickte. Kurze Zeit später kam sie zurück mit einem jungen Mann. Er schien zu wenig Schlaf bekommen zu haben und sein Gesicht hatten Kratzer. „Das ist Aiden. Er hat dich hergebracht." „Was ist passiert?" Aiden musterte mich „erinnerst du dich nicht mehr?" Ich schüttelte den Kopf „was ist das letzte an das du dich erinnerst?" „Ich hatte einen Streit mit meinen Eltern..", die beiden sahen mich geschockt an „könnten Sie mir bitte erklären, was los ist? Warum sehen Sie mich so an?" „Du bist von zu Hause abgehauen und lebst schon eine ganze Weile bei uns. Du hattest gestern einen Unfall. Bei einer Auseinandersetzung..", sagte sie „ich bin weg gelaufen?" „Ja.. das ist aber schon eine Weile her."

„Wir sind zusammen", sagte Aiden ruhig und sah mich an. Er nahm meine Hand und eine Wärme durchflutete mich „erinnerst du dich denn gar nicht mehr an mich?" Ich wollte ihm meine Hand entziehen, aber etwas hinderte mich. Nach einer Weile ließen die beiden mich wieder allein.

Ich musste wieder eingeschlafen sein, denn ich wurde wach als eine Hand mir über die Stirn strich. Ein junger, gut aussehender Mann der ein flatterndes weißes Gewand trug, dass ihn leicht mysteriös wirken lies, saß jetzt neben mir. „Hi ich bin Averey Morpheus." Ich sah ihn verwirrt an „kennen wir uns?" „Ja wir sind gute Freunde" „echt?", ich sah ihn mit großen Augen an. Er lächelte „jap. Wir haben uns eine Weile nicht mehr gesehen, aber wir sind Freunde" „wow..", entfuhr mir nur und ich konnte nicht anders, als ihn anzustarren. Er strahlte. „Was machst du hier?" „Na dich besuchen. Schließlich liegst du im Krankenhaus", das ergab Sinn. Ich nickte. „Hast du Lust, eine kleine Hypnose zu machen? Wir haben das schon mal gemacht. Das macht spaß" ich runzelte die Stirn „Hypnose?" „Ja, vielleicht wird es dir helfen, dich zu erinnern." Ich wusste nicht, was ich antworten sollte. „Keine Angst. Dir wird nichts passieren. Dein Freund steht da vor der Tür und schmollt, weil ich gesagt habe du würdest vielleicht angst bekommen wenn zu viele Leute hier sind" „ist das echt mein Freund?" „Oh ja..", er grinste „ihr seit unzertrennlich", eine kleine Röte entwickelte sich auf meinen Wangen. „Also was ist? Lust drauf?" „Wird es weh tun?" „Ach quatsch! Ich werde nur deine Hände in meine nehmen und dann reisen wir durch dein Gedächtnis" „klingt merkwürdig", er lächelte. Irgendwas in mir sagte mir, ich konnte ihm vertrauen also nickte ich. Er nahm meine Hände in seine und schloss seine Augen „mach deine Augen zu und atme ganz ruhig weiter. Hör' meiner Stimme zu und entspanne deinen Körper. Stelle dir vor, du hast Türen vor dir. Jede Tür steht für eine Erinnerung oder ein Gedanken/ ein Gefühl." Ich schloss meine Augen und tat was er mir sagte.

Einen Moment später, sah ich mich erschrocken um. Ich stand auf einem runden Plateau das umringt war von verschieden farbigen Türen. Neben mir Averey der auf und ab hüpfte. „Das wird aufregend. Ich bin so neugierig!", sagte er und lächelte mich an. „Welche Tür sollen wir zuerst öffnen?" „Ich weiß nicht...", ich zögerte. „Was ist deine Lieblingsfarbe?", fragte ich ihn „hmm das ist eine gute Frage, das hat mich noch niemand gefragt. Das ist schwer... Gelb ist wie die Sonne, Rot ist wie das Herz, Blau ist wie das Meer, Grün wie das Gras, Lila wie Lavendel, Rosa wie deine Wangen...." „Such dir einfach eine aus!", sagte ich um ihn zu stoppen. „Okay. Türkis!" „Hier ist aber keine Türkise Tür...", sagte ich Kopfschüttelnd und öffnete resigniert die blaue. Averey grinste. „Na dann los!", er ging voraus. Ich sah mich in einem Garten sitzen und in den Himmel sehen. Es war Nacht und Sterne funkelten auf mich hinab. Ich streichelte über den Kopf eines... „omg ist das ein Wolf?" Ich schreckte zurück und hielt mich an Averey fest. „Ja. Das ist Aiden." „Du machst Witze" „nein..", ich sah wie ich davon humpelte. „Warum bin ich verletzt?" „Tja um das zu erfahren, musst du noch mehr Türen öffnen..", ich lief mir selbst hinterher. Ich konnte meine Gedanken hören, die durchaus nicht jugendfrei waren. Avery lachte laut, als mein Gesicht eine rote Farbe annahm. "Siehst du, ich habe dir doch gesagt ihr seit zusammen." „Ich bin glücklich", rief ich aus „ja sehr sogar", sagte Averey und lächelte. Alles fühlte sich so fremd und doch so bekannt vor.. „können wir noch eine Tür öffnen?" Averey verlies mit mir den Nachthimmel. Nachdem wir die blaue Tür hinter uns zugezogen hatten, hielt Averey mich kurz zurück. „Nicht alle Erinnerungen sind welche, an die wir uns gerne erinnern..." ich nickte kurz. Dann sah ich auf die dunkel rote Tür. Ich zitterte als ich diese öffnete. Ein dunkler Keller kam zum Vorschein. „Ich glaube ich kenne diesen Raum..", sagte ich leise „der Geruch..." ich sah mich um, dann sah ich mich und ein schrei entfuhr mir. Ich lag verletzt und geschlagen auf dem Boden. Mein Körper übersäht mit Blut. Ein Mann verlies gerade lachend den Keller „was zur Hölle" ich wollte zu mir rennen, mich selbst schützen griff aber ins leere. Langsam fiel mir das atmen schwer. Dieser Raum erdrückte mich. Kälte kroch in mich. „Denk daran, dass hier ist nur eine Erinnerung", ich schluckte und versuchte mich zu beruhigen, als Avereys Hand auf meiner Schulter lag. Ich sah mich erneut um. Eine Zelle war zu sehen. Sie war leer sah aber aus, als hätte vor kurzem noch jemand darin gesessen. Ich schluckte, als ich mich erneut betrachtete. Jetzt lag ich jedoch in der Zelle. Keine Regung war mehr zu sehen. „Ich sehe aus als würde ich sterben" „du bist kurz davor..", flüsterte Averey mir zu. Tränen bildeten sich in meinen Augen „was ist passiert?", plötzlich sah ich Aiden die Treppe hinunter rennen. Wie er sich zu mir beugte, meinen Puls zu checken schien und mir dann einen Pullover über stülpte. Plötzlich wurde mir warm. Ich sah wie er mich an sich presste und mit mir im Arm davon rauschte. Ich wollte ihm nach, aber alles wurde schwarz.

Die nächsten Türen zeigten mir mein Leben mit den Wölfen, meine Eltern und meine Konflikte mit ihnen und auch ein paar sehr peinliche Details an „inneren Wünschen" wie Averey sie nannte. Ich sah ihm an, dass er sichtlich genoss meine Geheimen Gedanken jetzt zu kennen. „Du solltest ihm einfach sagen, dass du ihn auch willst", sagte er dann. Ich schlug ihm gegen die Schulter „so ist das gar nicht.. oh.." Ich schlug meine Hand vor den Mund. „Wo kam das denn her?" „Dein Unterbewusstsein scheint wieder aufzuwachen..", sagte Averey und lächelte mich an.

Eine weitere Tür eröffnete mir meine dunkle Seite. „Cool, ich kann Bogenschießen!" „Du hast da gerade einen Typen erschossen und das erste was du dazu sagst ist, dass es cool ist das du Bogenschießen kannst?" „Ich kenne mich, der hat's bestimmt verdient so wie Rafael........"

Ich riss meine Augen auf. „Schnell, zeig mir die letzte Tür", er sah mich überrascht an. Ich sah eine Schlacht und wie ich auf einen Wolf einstach. Plötzlich war alles wieder da. „Oh mein Gott, Jack! Ich habe Jack erschossen!" „Es geht ihm gut. Du hast ihn perfekt getroffen. Er hat überlebt, dank der Position deines Pfeils. Wollen wir zurück?" Ich nickte. Ich hielt ihn auf, bevor er mir sagte was ich tun muss. Ich schloss meine Augen und plötzlich standen wir an einem See. Ich grinste ihn an „springst du mit mir?", er freute sich und nickte „gerne!"

Damit sprangen wir zurück in die Gegenwart.

„Aiden!!", schrie ich laut. Kurz darauf warf ich mich schon in seine Arme. Ich griff nach seinem Kopf und presste meine Lippen auf seine „du schmeckst gut", sagte ich und zwinkerte ihn an „Oh Göttin, du bist zurück gekommen zu mir. Ich dachte schon, ich müsste jetzt von vorne beginnen dich anzubaggern." Ich lachte und umarmte ihn. „Perversling!", neckte ich „Stolz drauf", sagte er und zwinkerte mir zu. „Wo ist Jack?" „Halt dich fest!", sagte er und hob mich auf seine Arme. Ich kuschelte mich an ihn. Ein paar Räume weiter, setzte er mich vorsichtig auf einen Stuhl neben ein Bett. Jack lag Aschfahl in dem Bett. Auf seiner Stirn glänzte der Schweiß. Ein Tropf hing an seinem Arm. „Blut Transfusion?", fragte ich leise „er hat zu viel verloren. Aber er ist ein Kämpfer. Er erholt sich wieder. Du hast super geschossen. Er wusste, du schaffst es", ich nickte abwesend und nahm Jacks Hand in meine. Sie war Eiskalt. „Wieso hast du mich dazu genötigt, auf dich zu schießen du dummer Wolf?", sagte ich vorwurfsvoll in sein stilles Gesicht. Ich strich ihm seine nassen Haare aus der Stirn. „Du Möchtegern Wolf wirst besser wieder Gesund. Ich gehe nicht auf deine Beerdigung!" Ich strich mir eine kleine Träne trotzig aus dem Gesicht und ignorierte das Gekicher von Aiden und Averey.

Kalte KellerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt