21. Brummbär

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Klitschnass, mit rosa Wangen und völlig außer Atem schleppte ich mich ins Haus. Die Schneeballschlacht war ziemlich eskaliert. Es hatte aber großen Spaß gemacht. Obwohl meine Kleidung jetzt an mir klebte, grinste ich breit. Maggie lief auf auf mich zu mit einem Handtuch in der Hand. Aiden lehnte an der Wand und sah mich an. Er musterte mich von oben bis unten.

„Bin ich so unwiderstehlich?", wiederholte ich seine eigenen Worte.

„Ein Leckerbissen, definitiv", antwortete er ruhig.

„Tja, dieser Leckerbissen ist leider eine geschützte Delikatesse, also schlag dir das aus dem Kopf", sagte ich und grinste ich ihn an.

„Wir werden sehen, ob die Delikatesse von selbst bald nicht ebenfalls Appetit auf einen Leckerbissen hat." Ich sah ihn mit großen Augen an.

„Ich muss gleich würgen", hörten wir eine Stimme und drehten uns um. Gorden ging an uns vorbei, ohne uns anzusehen. Maggie sah uns nacheinander grinsend an, schwieg aber.

„Habt ihr immer noch Hunger?", fragte Nicky verwirrt.

Maggie wuschelte ihm lachend über den Kopf. „Zieht euch um!", sagte sie dann und schüttelte den Kopf.

Ich nickte und ging an Aiden vorbei. Meine Augen trafen seine kurz, in denen dann etwas aufblitzte. Ich lächelte und verschwand nach oben. Ich lehnte mich gegen die Tür und fasste mir ins Gesicht. Was zur Hölle mache ich denn gerade? Ich schüttelte meinen Kopf. Hatte ich denn nicht schon genug Gefühlschaos in meinem Hirn? Trotzdem musste ich grinsen, auch wenn ich versuchte es zu unterdrücken. Dieser Wolf raubte mir meinen Verstand. Kalt duschen! Ah, nee, lieber nicht, ich bin schon durchgefroren. Ein Bad...

Ich lehnte meinen Kopf erneut gegen die Tür und schloss die Augen, dann stellte ich mich unter die Dusche und ließ meine Gedanken in den Abfluss verschwinden.

Nach einer Weile gesellte ich mich wieder zu den anderen ins Wohnzimmer. Ein grauer großer Wolf stand plötzlich knurrend vor mir. Ein kleines Quieken entfuhr mir. Der Wolf rollte mit seinen Augen und schnaubte, dann ging er, sein Haupt erhoben, an mir vorbei und stürmte aus dem Haus.

„Das wäre alles viel einfacher, wenn ihr nicht immer einfach so aus dem nichts auftaucht und mich halb zu Tode erschreckt", schnaubte ich jetzt ebenfalls.

Aiden saß auf dem Sofa und schien zu lesen. Ich schnappte ihm das Buch weg. „Was liest du da?" Erstaunt sah er mich an. „Hmm, langweilig...", kommentierte ich und gab es ihm zurück. Ich hatte gar nicht so genau nachgesehen, was er eigentlich las, aber das musste er ja nicht wissen.

Er schmunzelte. Plötzlich wurde mir bewusst, dass er ja meine Gedanken hören konnte und lächelte gequält.

„Komm mit, ich zeig dir ein Zimmer, dass du bisher noch nicht gesehen hast."

„Eine Folterkammer? Darauf bin ich nicht wirklich scharf", antwortete ich. „Nein, viel besser."

Kurz darauf betraten wir einen Raum, der von oben bis unten mit Büchern gefüllt war. Ein paar Sessel, ein Sofa und ein kleiner Tisch. An dem Sofa lehnte eine Westerngitarre. Ich drehte mich im Kreis.

„Das ist ja Wahnsinn... So viele Bücher!" Meine Augen waren groß. „Darf ich?"

Aiden lachte und nickte. „Ich dachte mir schon, dass es dir hier gefällt."

Ich zog mehrere Bücher aus den Regalen. Viele davon kannte und liebte ich. Von Jane Austen und Shakespeare bis zu Joanne K. Rowling und andere bekannte Schriftsteller. Jugendbücher, Krimis alles da. Nach kurzer Zeit hatte ich mir einige herausgezogen und mich auf einen der Sessel gesetzt. Im Schneidersitz saß ich da und verlor mich in die unterschiedlichen Gegenden. Mein Stress, Wölfe - alles zog in den Hintergrund. Aiden hatte sich ebenfalls auf einen der Sessel gesetzt und las weiter in seinem Buch. Es war still, aber angenehm.

Kalte KellerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt