14. Stumme Schreie

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Ich warne nur vor. Dieses Kapitel enthält Misshandlung/Folter.. 

 Wer so etwas nicht lesen mag, bitte das Kapitel auslassen.

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Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis ich Schritte auf der Treppe hörte. Kurz darauf stand Markus auch schon vor mir. Er betrachtete mich kurz und schlug mir dann hart ins Gesicht.

„Wo ist er?!"

Mir wurde schwindelig von dem Schlag und meine Wange brannte. Ich sah ihm grinsend ins Gesicht. „Das wüsstest du wohl gerne, du armseliger Psychopath", rutschte mir heraus. Ich war es leid Panik zu haben, Angst zu sterben. Wenn ich starb, dann wenigstens kämpfend.

„Ich habe gefragt, wo ist der Bastard hin?" Er schlug erneut zu.

Tränen rannen mir das Gesicht herunter und ich konnte kaum noch etwas sehen. „Hab ich dir dein Fest versaut?" Ich lachte leicht. „Ich sagte dir schon einmal, du hast dich mit der falschen angelegt!", murmelte ich.

Er schlug zu. Ich stöhnte vor Schmerz auf. Der Stuhl kippelte bereits leicht. „Du kleine Bitch!", sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. Noch ein Schlag. „Antworte mir!", schrie er. Meine Lippe platzte auf. „Sag mir, wo er hin ist", sagte er erneut und diesmal schlug er so hart zu, dass ich samt des Stuhles umkippte und in die willkommene Ohnmacht fiel.

Als ich das nächste Mal wach wurde, fand ich mich genauso wieder. Umgekippt und noch immer angebunden an den Stuhl. Ich war mir ziemlich sicher, eine Platzwunde am Kopf zu haben, da sich mein Haar nass anfühlte. Aus meinem Mund lief ebenfalls Blut. Mein gesamter Körper tat mir weh.

Ich hoffte inständig, dass sie Nicky nicht fanden. Ich hoffte, er konnte schnell laufen, wusste sich zu verstecken. Ich versuchte mich ein bisschen zu bewegen. Schlechte Idee. Mir entfuhr ein schmerzhaftes stöhnen. Ich zuckte zusammen als ich Schritte auf der Treppe hörte. Statt Markus stand dort aber der Mann, der mir sein Wort gegeben hatte, Diane zu begraben.

„Ich habe sie dort beerdigt", sagte er ruhig. Dann stellte er den Stuhl mit mir drauf wieder hin. Mir war schwindelig. Er sah sich um und holte dann eine kleine Flasche aus seiner Jacke. „Hier, trink ein bisschen was. Dann wird der Schwindel besser."

Ich war mir unsicher, ob es gut war, ihm zu vertrauen, aber ich hatte seit Tagen nichts mehr getrunken und mein Hals war trocken. Vorsichtig half er mir ein paar Schluck Wasser zu trinken. „Danke", sagte ich leise.

Er nickte und ließ mich dann wieder alleine.

Ich musste weggenickt sein, denn ich wurde durch Wasser im Gesicht wieder geweckt. Ein offensichtlich stark alkoholisierter Markus stand vor mir.

„Sag mir, wo er ist! Wo hast du ihn hingeschickt?"

Ich schwieg.

Er zog seinen Gürtel aus seiner Hose.

„Sehr originell", sagte ich leise und wartete auf die Schläge, die dann auch kamen. Immer wieder schlug er damit zu. Ich presste meine Lippen zusammen. Ich wollte nicht schreien.

Schließlich schlug er mich mit seiner Faust wieder bewusstlos.

Es war still um mich herum, als ich das nächste Mal die Augen öffnete. Durch den leichten Lichteinfall, musste es früher morgen sein. Wie weit hatte es Nicky geschafft?

Auch diesen Tag verbrachte Markus oder einer seiner Handlanger damit zu versuchen, die Info entweder aus mir heraus zu prügeln oder mich irgendwie anders dazu zu bekommen. Kopf unter Wasser stecken bis ich schon dachte, das war's jetzt, oder am besten, mit eiskaltem Wasser durchtränkt aufhängen und mich auspeitschen mit Gürteln oder alles andere was ihnen in die Hände fiel. Ich erwartete schon, dass sie irgendwann auf die Idee kamen mir Stromschläge zu geben. Mich halb zu grillen, oder mir Brandwunden zuzufügen.

Ich war aber froh, dass Markus und seine Handlanger bisher diese Ideen noch nicht hatten. Bekam ich eine Pause von den Schmerzen die mir zugefügt wurden, schlief ich meist vor Erschöpfung ein. Geweckt wurde ich immer unterschiedlich. Mal wurde ich an den Haaren gepackt und mein Kopf nach hinten gerissen, mal schlug man mich einfach, mir wurde Wasser ins Gesicht gespritzt oder ich wurde getreten, sodass ich wieder umfiel.

Ich sagte keinen Ton mehr. Meine Schreie wurden schwächer, keine Kraft mehr da, um ein Geräusch zu machen. Zusätzlich versuchte ich sie allerdings auch zu unterdrücken, wenn sie mich wieder versuchten, zum Reden zu bringen. Ich wollte ihnen nicht die Genugtuung geben, mich dazu zu bringen, sie dann doch anzuflehen oder mich zu brechen. Sonst schwieg ich. Mit jedem weiteren Tag wusste ich, Nicky war ihnen entkommen. Das beruhigte mich und gab mir Hoffnung.

Wie lange war die misslungene Flucht eigentlich schon her? Wie lange würde mein Körper noch aushalten?

Irgendwann langweilten Markus die bisherigen Foltermethoden und ging dazu über, mich mit einem Messer zu verletzen. Immer wieder schnitt er mich, wohin auch immer er wollte. Mal war es ein Arm, mal war es der Oberschenkel. Er schien es zu genießen, wenn er mein Blut laufen sah. Oft fiel ich deswegen in Bewusstlosigkeit. Zu viel Blutverlust. Warum ich noch lebte, fragte ich mich selbst immer wieder. Eines Nachts aber wurde mir diese Frage beantwortet, als ich aufwachte, während eine der Angestellten mich verband oder Wunden wieder zusammennähte. Markus schien dies besonders zu reizen wenn er dies dann alles wieder aufreißen konnte.

Ich erwartete jedoch immer noch, dass er mich doch noch irgendwann durchnehmen würde auf seinem Bett, so wie er es am Anfang angedroht hatte, aber es schien, als hätte er Spaß daran entdeckt mich zu foltern. Auch wenn er das eine oder andere Mal schon meine Brust in der Hand gehabt hatte. Wer weiß, vielleicht hob er sich das alles aber auch nur für das Finale auf, wenn er merkte, dass ich, wie vor mir Isabella schon, nicht mehr lange habe auf diesem Planeten.

Als ich schließlich ein paar Tage später tatsächlich merkte, dass ich am Ende meiner Kräfte angelangt war, rollten mir Tränen aus den Augen. Ich bemitleidete mich selbst. In was für eine Scheiße ich mich selbst geritten hatte. Ich fragte mich, wie viele Innere Verletzungen ich hatte und vermutete diese ebenfalls nicht zu überleben. Was würden die mit meiner Leiche machen? Verbrennen? Auf den Müll werfen? Ich schloss die Augen und atmete tief durch, wobei es dabei ziemlich weh tat. Erneut rollten mir Tränen herunter. Erschöpft ließ ich den Kopf hängen. "Komm und hol mich", flüsterte ich. Meine Augen fielen mir zu.

Ein heller Lichtstrahl weckte mich. Man hatte mich offensichtlich zumindest wieder in die Zelle auf den Fußboden gelegt, wo ich die Decken jetzt um mich wickelte. Ich musste Fieber haben. Ich zitterte am ganzen Körper und hatte einen Schweißausbruch nach dem nächsten. Markus kam nicht mehr zu mir. Mein Körper brannte, alles tat weh.

Schließlich hörte ich erneut die Kellertreppe knarren. Jemand war wieder auf dem Weg zu mir. Ich konnte mich nicht mehr bewegen, geschweige denn etwas sagen. Ich wartete also einfach ab, als sich plötzlich eine kühle Hand auf meine Stirn legte und dann meinen Puls zu checken schien. Ich wurde hektisch ausgewickelt aus der Decke. Ich konnte nichts mehr sehen, meine Augen mittlerweile zu geschwollen. Ich merkte nur wie jemand meine Kleidung zerriss. Es war also so weit er würde sich meine V-Karte nehmen und ich würde daran sterben. Mit großer Verwunderung merkte ich aber, wie kurz darauf ein großer Pullover über mich gezogen wurde. Warm und gut riechend. Dann hob dieser Jemand mich hoch.

„Keine Angst. Nicky schickt mich."

Eine Träne kullerte über meine Wange. „Aiden?", krächzte ich heiser.

„Ja."

Er sagte noch etwas, das ich aber nicht mehr mitbekam. Alles drehte sich um mich und dann war alles dunkel.

Kalte KellerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt