40. Kaltes Eisen

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Der Schnee knirschte unter jeden Schritt. Aiden erzählte mir etwas, aber ich konnte ihn nicht hören. Mein Herz pochte so laut, dass ich nur noch das rauschen meines Blutes, sowie meinen Herzschlag hören konnte. Je näher wir dem Ziel kamen, desto lauter wurde es. Ich umklammerte meinen Bogen. Schwer lag er in meiner Hand, aber ich schloss meine Hand noch fester um ihn. Überrascht sah ich Aiden an, als wir schließlich vor einem kleinen Haus ankamen. Aiden gluckste, als er meinen verwirrten Gesichtsausdruck bemerkte und klopfte. Ein älterer Herr öffnete die Tür und sah verwundert auf uns. „Ich wusste gar nicht, dass ihr vorbei kommt.", sagte er und nickte mit dem Kopf um uns herein zu bitten. „Ehrlich jetzt?", entfuhr mir, als wir eintraten. Ein großer Raum der übersäht war mit Bildschirmen, einem beleuchteten Glastisch, Schreibtischen, Lederstühlen und anderen Büroartikeln. Eine richtige Überwachungszentrale, die durchaus denen Konkurrenz machen konnte, die man in den heutigen Krimiserien sehen konnte wenn nicht sogar überbieten würde. Ich staunte und sah noch einmal hinter mich um sicher zu gehen, dass ich auch tatsächlich gerade durch die Tür eines Gebäudes gekommen war, dass von außen einem alten gemütlichen Einfamilienhaus glich.

Im Inneren jedoch, schien alles neu und sicherlich sehr teuer. Ich hatte schon angst, irgendwo gegen zu stoßen und blieb wie angewurzelt stehen. „Das ist.." Ich sah mich um und betrachtete alles genau. „Unglaublich..", murmelte ich „das ist der beste Spielplatz für Online Spieler überhaupt! Unfassbar!", platzte es aus mir heraus, bevor ich den Kommentar abhalten konnte. Aiden lachte als der Mann mich betrachtete, als hätte ich gerade den Verstand verloren. „Ach kommt schon, das ist der Wahnsinn das ganze Equipment, die Bildschirme... das ist.." Erst jetzt fiel mir auf, dass man auf mehreren Bildschirmen einen Blick auf Zellen werfen konnte. Ich verstummte. Jetzt war mir mein Kommentar dann doch unangenehm.. Ich sah konzentriert auf die Videoaufnahmen. Immer mal wieder veränderte sich die Sicht zu einem Blick in einen langen, hell erleuchteten, leeren Korridor der meist in kurven zu enden schien. Alles glänzte in einem Mattgrau. „Biss und Kratzsicher", sagte Aiden leise und zwinkerte mir zu. „Verstehe..", murmelte ich zurück „neue Beschreibung eines Bunkers - sehr kreativ", warf ich noch leise hinterher und besah mir dann die Kameras wieder genauer, die auf die Zellen gerichtet waren und einen Blick ins Innere zuließen.

Kleine Räume, beleuchtet mit einer kleinen Deckenlampe. In ein paar Zellen, konnte man sogar Gefangene sehen. Vermutlich die Wölfe aus dem letzten Kampf. Die überlebenden. Ich sah wie sie auf und ab liefen, saßen, schliefen oder einfach nur abwarteten was als nächstes passierte. Mein Blick fiel dann auf eine Zelle, die extrem hell beleuchtet war. In dieser war Nathan zu erkennen. Er war festgebunden an der Wand, in einer schmerzhaft aussehenden Haltung. Er schien nass und sein Kopf lehnte an der Wand. Sein Gesicht mit Schnitten übersäht, sein Blut auf dem Boden. Es schüttelte mich. Ich verzog den Mund zu einer schmalen Linie, als ich ihn betrachtete. „Gorden war gerade erst hier", sagte der alte Mann und zeigte auf die Kamera die auf Nathan zeigte. „Das sehe ich..", murmelte Aiden. Sammy hatte bisher noch nichts gesagt und starrte ruhig auf den Monitor. Er schien fast in eine andere Welt zu versinken, während er gebannt seinen Bruder betrachtete. „Willst du das wirklich?", fragte ich Sammy. Dieser nickte nur. „Okay, wie kommen wir dahin?", fragte ich und versuchte meine eigene Unsicherheit zu verstecken „oh das wird dir gefallen", sagte Aiden und ein kleines schmunzeln lag auf seinen Lippen. Der alte Mann betätigte einen kleinen Knopf an einer Lampe und der hell beleuchtete Tisch fuhr zur Seite. Eine Kreisrunde Luke wurde sichtbar. Sie zeigte ein Glasfenster, unter der man eine Wendeltreppe erkennen konnte. Als der Tisch mit einem kleinen ‚klick' einrastete, klappte das Glasfenster in drei Teile und öffnete damit den Weg hinab. Ich starrte mit großen Augen darauf „Hammer...", entfuhr mir nur. Aiden lachte und ging voraus. Ich folgte ihm die Wendeltreppe hinab. Hinter uns schloss sich das Glasfenster wieder und verriegelte den Ausgang. Vor mir lag jetzt eine gusseiserne Wendeltreppe mit transparenten Stufen die mit Mustern versehen waren. An den Wänden kleine LED Lampen „Ein kleines Kunstwerk, dass diesem sonst so kargem Ort ein klein wenig Schönheit schenkt.", sagte Aiden und drehte sich kurz zu mir um. Er zeigte auf das Muster der Stufen, dass aus vielen kringeln und Blumen bestand. Hin und wieder war aber auch ein Wolf zu sehen, ich nickte abwesend. Die Kälte des ebenfalls gusseisernen Geländers, dass gewellt nach unten gerichtet war ließ mich erschaudern und mir ins Gedächtnis rufen, wohin ich gerade gebracht wurde.

„Mir wird schlecht", murmelte ich als ich plötzlich merkte, dass mein Magen unruhiger wurde mit jedem Schritt, den ich weiter nach unten machte. Aiden blieb stehen und hielt mir seine Hand hin. Ich sah ihn unsicher an, ergriff sie dann aber. „Keine Angst. Ich bin hier.", sagte er und lächelte mir zu. Die wärme seiner Hand kroch in meine Hand über „oder sollen wir umkehren?", fragte er „nein..." meine Beine zitterten „ich schaffe das schon", er nickte und drückte meine Hand fest in seiner. Ich drehte mich zu Sammy um „geht's?" Seine Augen sahen mich entschlossen an. „Ja" sagte er knapp und ich wandte mich wieder Aiden zu, ohne seine Hand los zu lassen. „Wir können weiter". Er nickte und zog mich dann hinter sich her. Langsam wurde es kühler um uns herum. Die Luft schien allerdings klar und nicht stickig. „Die Luft wird von draußen hier herein gefiltert. Mit der Hilfe von Ventilatoren verteilt sie sich im ganzen Gebäude.", sagte Aiden und schien meine nicht ausgesprochene Frage mal wieder gehört zu haben.

Nachdem ich schon das Gefühl hatte, in einem Karussell zu laufen, erreichten wir endlich die letzte Stufe. Ich atmete tief durch und versuchte mein rasendes Herz, sowie meinen Magen zu beruhigen.

Ich sah noch einmal hinauf um mir die enge, aber wirklich beeindruckende Treppe noch einmal genauer anzusehen. Sie war beeindruckend und unerwartet zugleich. Aiden strich mir langsam über meine Hand und betrachtete mich.

Nachdem das zittern meiner Beine nachgelassen hatte, sah ich mich genauer um. Ein grauer, karger Korridor lag vor mir, der am Ende eine Kurve machte. Die Deckenlampen waren simpel und verbreiteten ein kaltes Licht. Kameras beobachteten jeden Winkel genau.

Aiden nickte mir jetzt aufmunternd zu und führte mich zunächst zu einem Raum aus dem man Geklapper wie von Töpfen und Bestecken hören konnte. „Die Küche. Wir sind keine Monster. Unsere Gefangenen bekommen essen. Etwas weniger als wir da oben, aber wir halten sie am leben", sagte er mit einem jetzt kühlen Blick. Er klopfte und ein blonder junger Mann mit stechenden blauen Augen sah auf „Aiden, schön dich zu sehen. Ich habe gleich Schichtwechsel mit Riley. Sie haben gerade Essen bekommen." Aiden nickte „Danke Robin!" Dieser nickte und sah mich dann interessiert an „hey ich heiße Robert, aber alle nennen mich Robin" „freut mich." Er strahlte mich an „du bist wirklich sehr hübsch", sagte er dann „Dankeschön", sagte ich und ein kleines Lächeln zierte mein Gesicht „Robin..." „was denn?" Aiden sah ihn leicht tadelnd an „komm schon nur weil sie deine Gefährtin ist, musst du nicht gleich so ne Schnute ziehen. Ich wette du sagst ihr das viel zu wenig" er grinste jetzt frech. Aiden schnaubte, aber ein kleines schmunzeln konnte auch er nicht zurück halten. „Und wer ist das?", er zeigte auf Sammy, der unsicher von einem Bein auf das andere wippte „das ist Sammy", sagte Aiden. Sammy nickte nur und sah auf seine Füße. „Gorden hast du gerade verpasst.. Er hatte mal wieder seinen Spaß..." „kann ich mir vorstellen. Ich suche aber nicht nach ihm. Wir wollen zu dem hängenden Gefangenen" „Alles klar, aber seit vorsichtig, er ist bissig...", grinste er uns an und zwinkerte uns dann zu „man sieht sich, viel Spaß", rief er und scheuchte uns dann einfach aus seiner Küche. Aiden schüttelte den Kopf und lief dann weiter. Wir liefen an vielen Zellen vorbei, aus denen unter anderem ab und zu auch mal lautes Knurren zu hören war. Immer mal wieder zuckte ich leicht zusammen, folgte aber weiterhin Aiden, meinen Bogen verkrampft in meiner freien Hand. Die Zellen waren im Kreis angebracht und der weg führte wie eine Wendeltreppe in kurven immer tiefer. Ganz unten angekommen, war nur noch ein kurzer Korridor an deren Ende eine Tür war. Aiden blieb stehen und sah mich an. „Das ist die Zelle von Nathan." Ich atmete tief durch und sah Sammy an. Dieser sah auf und schien mit sich selbst zu ringen. Unsicher sah er auf die Tür und schien nicht genau zu wissen, was er tun sollte. Aiden schob eine kleine Luke an der Wand zur Seite und eine Tastatur schnellte hervor. Er tippte ein paar Tasten, die Tastatur verschwand wieder und ein lautes tiefes klicken ertönte.

Aiden sah uns noch einmal an und ging dann voraus. Er stieß die schwere Tür mit beiden Händen auf „Nathan alter Knabe, wie findest du unseren Room Service oder sollte ich lieber fragen, wie es deinen Kronjuwelen geht?", fragte Aiden, als er Nathan mit einem mir unbekannten grinsen betrachtete.

Kalte KellerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt