31. Blut und Entschlossenheit

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Stunden waren vergangen und Christine war noch immer nicht aufgewacht. Ich und Maggie waren gerade dabei, ihre Verbände noch einmal zu wechseln. Die anderen waren ganz blutig. Vorsichtig tupfte ich über ihre Wunden und Maggie verband sie dann erneut.

„Mach dir keine Sorgen." Sie lächelte mich an. „Sie wird wieder." Sie zwinkerte mir zu.

Ich nickte benommen und legte jetzt einen kühlen Waschlappen auf ihre Stirn. Ich strich ihr wie schon viele Male zuvor über ihre Wangen. „Du bist so ein Dickkopf. Warum kannst du nicht wenigstens einmal auf mich hören..."

„Was erwartest du Emilia? Du bist ihre kleine Schwester." Felix sah mich an und hustete. Seine Stimme war ganz rau. Ich reichte ihm ein Glas Wasser.

Dankbar sah er mich an. „Geht es dir gut?"

Ich nickte und lächelte gequält.

„Du hast Augenringe", sagte er ruhig.

„Geh schlafen. Christine wird hier alle angreifen, wenn du aussiehst wie eine Leiche. Genug Pfannen oder ähnliches findet sich bestimmt." Er zwinkerte mir zu und versuchte sich aufzusetzen. Er stöhnte auf und legte seinen Kopf schnell zurück, um liegen zu bleiben.

Maggie sah ihn tadelnd an. „So verheilt die Wunde nicht! Hinlegen! Er hat recht, Emilia, Liebes, geh dich ein bisschen ausruhen. Ich hole dich sobald sich etwas ändert bei deiner Schwester."

Ich seufzte und beugte mich dann über Christine. Sanft gab ich ihr einen Kuss auf die Wange. Ich löste mich von ihr.

„Los jetzt, ab nach oben!"

Ich nickte.

Ich stand eine Weile vor Aiden's Büro. Ich wusste selbst nicht, was ich hier wollte. Ich schüttelte meinen Kopf und beschloss dann einfach hineinzugehen.

Aiden sah auf. „Du bist ja noch wach?", sagte er erstaunt.

Ich nickte und knetete meine Hände.

Aiden lächelte, legte alles beiseite und griff nach meiner Hand. Er zog mich hinter sich her und kurz darauf lag ich auf meinem Bett. Er legte sich und einen Arm um mich, so dass ich mich gut an ihn kuscheln konnte. Keiner von uns sprach ein Wort, als ich mich so nah wie nur möglich an ihn presste und dann langsam die Augen schloss. Kurz darauf driftete ich schon ins Traumland.

Diesmal fand ich mich nicht in einem kalten Keller wieder, sondern in meinem Zuhause bei meinen Eltern. Überall klebte Blut. Es sah nach einem Kampf aus. Alle Möbel waren umgekippt, Scherben auf dem Boden, Blut auf dem Boden und an den Wänden, ein beißender Geruch in der Luft. Ich lief durch das Haus und rief immer wieder nach meinen Eltern, doch es blieb still. Schließlich stand ich vor der Schlafzimmertür meiner Eltern unter der Blut herausgelaufen kam. Mir wurde übel. Ich ließ meinen Arm fallen, den ich zum Öffnen gehoben hatte. Wollte ich das wirklich sehen? Das Blut hatte meine nackten Füße erreicht und bedeckte sie. Ich zuckte zusammen als ich einen markerschütterten Schrei hörte, der jedoch aus meinem eigenen Mund zu kommen schien. Ich hatte immer mehr Schwierigkeiten zu atmen. Ich griff nach der Tür und stellte mir Aiden vor. Nach ein paar Sekunden drückte ich die Klinke und schreckte auf.

Aiden schlief noch immer neben mir. Sein Atem ruhig und gleichmäßig. Ich legte mich wieder hin, diesmal bettete ich meinen Kopf allerdings auf seinen Brustkorb und lauschte dem stetigem Pochen seines Herzens. Ich schloss erneut die Augen und merkte gerade noch wie ein Arm sich fest um mich schlang, bevor ich erneut einschlief.

Diesmal sah ich mir selbst zu. Ich sah wie ich langsam im Wald herumstolperte. Äste knackten unter meinen Füßen. Immer wieder war ich kurz davor zu fallen, konnte mich aber immer gerade noch auf den Füßen halten. Ich wischte mir offensichtlich Tränen aus dem Gesicht und ging unbeirrt weiter. Der Wald wurde immer dunkler, nur ab und zu schaffte es die Sonne ihre Strahlen durch die dichten Blätter zu schieben. Der Winter war vorbei und die Bäume erstrahlten in ihrer wunderbaren Pracht mit dicken, grünen Blättern und Vögeln, sowie anderen Tieren, die Schutz suchten in der Höhe. Wo wollte ich hin? In meinem Traum sah mein anderes Ich sich ständig um. Hatte ich Angst verfolgt zu werden? Ich folgte meinem anderen Ich, das schließlich mitten im Wald einen Wasserfall gefunden hatte. Hektisch sah sie sich um und verschwand dann hinter dem Wasserfall. Die Wanderung ging weiter, nun waren wir beide durchnässt. Wie angewurzelt blieb mein anderes Ich plötzlich stehen und sah mich an. Ich drehte mich um, da ich dachte, sie schaut auf jemand anderen und blickte dann erstaunt auf mein Traum-Ich.

Kalte KellerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt