55. Hüter

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Ich starrte nach draußen. Eine kuschelige Decke war um mich gewickelt, Aiden's Pulli ließ mich darin verschwinden und zu meinen Füßen, schlief Nicky in seiner Wolfsform. Ich lächelte und betrachtete dann den Regen. Dunkle Wolken hingen tief und es regnete schon seit einer Weile. Überrascht sah ich wie Kelly mit Jesse nach draußen ging. Vor unserem Haus blieben sie stehen. Kelly breitete ihre Arme aus und plötzlich leuchteten ihre Augen blau. Der Regen schien zu glitzern und Jesse lächelte sie an. Völlig durchnässt standen sie beide ruhig da, Jesse fuhr kurz darauf zärtlich mit seiner Hand über Kellys Gesicht und grinste.

Ich lächelte als sie schließlich als Wölfe im Schnee herum tollten, der nun noch mehr zu glitzern schien. „Kelly kann Jesse sehen lassen, wenn es regnet.", sagte Jacks Stimme ruhig. Plötzlich drehten beide Wölfe ihre Köpfe zu uns und senkten kurz ihre Köpfe, bevor sie weiter herum rannten. Fragend sah ich Jack an „frag mich nicht wie. Jesse hat es mir kurz nachdem sie hier aufgetaucht sind erzählt. Kelly macht irgendwas mit dem Regen.. sobald der Regen dann auf Jesse's Gesicht fällt, kann er sehen", erstaunt sah ich ihn an. Dann betrachtete ich wieder den Regen, der noch immer außergewöhnlich glitzerte. Ich lächelte. Still betrachtete ich weiter Jesse und Kelly bevor ich mich wieder Jack zu wandte. „Aiden hat mir davon gar nichts erzählt..", sagte ich leise „Haben noch mehr Wölfe solche besonderen Kräfte?" „Es ist eher selten. Aber ab und zu gibt es Wölfe die eine gewisse Magie in sich tragen. Ich kenne leider nur wenige.", sagte er und sah nun auch nach draußen. „Die Erwachsenen haben uns früher oft davon Geschichten erzählt, dass die Mondgöttin ein paar mit Kräften versehen hat, damit sie die Werwölfe ohne Kräfte beschützen können. Man nennt sie auch ‚Hüter'. Sie hatten von der Mondgöttin eine große Verantwortung auferlegt bekommen. Nach einer Zeit haben sie sich aber immer mehr zurück gezogen, da viele ihre Kräfte ausnutzen wollten. Nun leben die meisten im Verborgenen. Ganz selten stolpert man mal über einen gesegneten Wolf..", seine Augen strahlten, wie die eines kleinen Jungen. „Ich hätte auch gerne Kräfte..", sagte er dann mit einem leichten Schmollmund. Ich lächelte ihn an. „Wenn du dir eine Kraft aussuchen könntest, was würdest du haben wollen?", fragte ich ihn. Er überlegte „da gibt es viele.. Ich meine es gibt z.B. die vier Elemente, die ich gerne alle beeinflussen können würde..", er grinste. Ich nickte. Wieder bekleidet standen Jesse und Kelly jetzt im Schnee.

Ich sah Kelly zu, wie sie kleine Figuren aus dem Regen baute, nur um sie dann kurz darauf wieder in sich zusammen fallen zu lassen. Sie lächelte breit. Plötzlich drehte sie sich um sich selbst und ein Wasserkreis drehte sich um Jesse und sie. Er betrachtete sie strahlend. Ihre Bewegungen schienen fast wie ein Tanz. Ihre Hände schienen das Wasser zu liebkosen. Ich konnte nicht wegsehen. Ihren Bewegungen folgen, ihre Blau glühenden Augen betrachten, ihr lächeln Bewundern. Sie ließ sich von Jesse in den Arm nehmen und lehnte ihre Stirn strahlend an seine. Nach einer Weile trennten sie sich wieder voneinander und setzten sich vor das Haus. Jesse strich ihr das nasse Haar aus dem Gesicht und lächelte sie an. Keiner von beiden sprach ein Wort, aber es schien auch nicht nötig zu sein. Ihre Zuneigung zueinander sichtbar in jeder Berührung. Klitschnass saßen sie da. „Sollten die beiden nicht langsam herein kommen? Nachher werden sie noch krank...", nuschelte ich leise. „Wir Wölfe sind nicht so empfindlich, wie ihr Menschen", sagte Jack mit einem glucksen. Ich rollte meine Augen und lehnte meinen Kopf nun gegen das Fenster. Leicht strich ich durch Nicky's Fell. Er schlief tief und fest. Sein Fell war schön weich und er strahlte eine solche Wärme aus.

Gedankenverloren bemerkte ich gar nicht, wie Jack den Raum verließ. Kurz darauf wurde mir ein dampfender Becher vor die Nase gehalten. Der Duft von Schokolade und Zimt stieg mir in die Nase. Jack grinste. Ich nickte ihm dankbar zu und bemerkte nun Freya die in seinen Armen lag. „Ich habe sie gerade Sammy abgenommen. Er sah schon wieder aus wie ein Zombie. Hab ihn ins Bett geschickt.", ich nickte und musste schmunzeln, als Freya sich näher an Jack kuschelte. Vorsichtig strich er ihr mit seiner freien Hand nun über ihren Kopf. „Freche kleine Wölfin. Dein Onkel schläft wegen dir viel zu wenig.. ich weiß, du hast ihn lieb, aber er muss auch mal schlafen..", sagte er leicht tadelnd und stupste ihre kleine Nase an. Sie schnappte nach seinem Finger und fing dann an zufrieden daran zu saugen. „Hol mir mal ihre Flasche", sagte ich lächelnd. Er nickte und verschwand, bevor er wieder kam mit der Flasche in der Hand. Ich schraubte den Deckel ab und trennte den Sauger von dem harten Plastik. Ich hielt ihm den Sauger hin. Er sah mich verwirrt an. „Sie nuckelt gerne. Gib ihr den. Damit sollte sie einschlafen", er sah mich stirnrunzelnd an, tat aber dann was ich ihm gesagt hatte. Kurz darauf hörte man nur das zufriedene schmatzen von Freya, die nun in seinen Armen schlief. Erstaunt sah er mich an, und lächelte dann auf Freya hinab. „Steht dir", sagte ich leise. Kopfschüttelnd sah er mich lächelnd an. „Selbstverständlich. Ich bin ein gut aussehender Wolf", ich rollte mit den Augen „echt, sind alle Wölfe so überheblich?", er lachte. „Die gut aussehenden müssen das.", ich schüttelte den Kopf und sah ihn dann mit einer hochgezogener Augenbraue an „braucht ihr ständig Bestätigung, damit ihr nicht depressiv in einer Ecke sitzt?", er lachte und sah mich dann aber gespielt böse an. „Manche Schlösser lassen sich einfacher knacken, wenn man weiß wie heiß sie uns finden." „Hast du so die Krankenschwester überzeugt?", fragte ich und machte würge Geräusche. Er lachte los.

Ich sah wieder nach draußen. Jesse und Kelly waren aufgestanden und kamen ins Haus. „Geht duschen", sagte ich leise. Sie kicherten beide, bevor sie verschwanden. „Was denn?", sagte ich dann, als Jack ebenfalls wieder anfing zu lachen. Er wuschelte mir nur über den Kopf.

Ich trank von der warmen Schokolade und schloss genießerisch die Augen. Als ich sie wieder öffnete, sah ich wieder nach draußen. Noch immer prasselte der Regen gegen die Scheibe. Mich beruhigte das Geräusch irgendwie.

Jack hatte sich kurz darauf zu uns gesetzt und dämmerte nun ebenfalls vor sich hin, mit Freya auf seinem Brustkorb. Langsam wurden meine Augenlider schwer...

Kalte KellerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt